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Gianmaria Bruni: «Andere denken ich wäre verrückt»

Von Oliver Müller
Gianmaria Bruni fährt für Porsche in der GTE-Klasse der FIA WEC

Gianmaria Bruni fährt für Porsche in der GTE-Klasse der FIA WEC

Nach zehn Jahren bei Ferrari wechselte Gianmaria Bruni im Vorjahr zu Hauptkonkurrent Porsche. Für den deutschen Hersteller tritt er 2018/19 in der FIA WEC an. SPEEDWEEK.com sprach mit ihm über diese Herausforderung.

Kaum eine Personalie im GTE-Paddock der Sportwagen-WM (FIA WEC) weckt weltweit mehr Aufmerksamkeit als Gianmaria Bruni. Der Italiener gilt als einer der schnellsten und kompromisslosesten Fahrer der Szene. Darüber hinaus ist er auch ein unermüdlicher Arbeiter und Teamplayer. «An einem Rennwochenende zählen für mich nur Reifenverschleiß, Setup und Speed. Doch wenn ich den Overall ausziehe, ist vieles anders», meint Bruni beim entspannten Kaffee mit SPEEDWEEK.com. «Dann genieße ich das Leben und freue mich auf die anstehenden Aufgaben.»

Einer ganz speziellen Herausforderung hat sich der in Monaco lebende Römer im letzten Jahr selbst unterzogen. Nach zehn Jahren und zwei WM-Titeln (2013/2014) ging er von Ferrari zu Hauptkonkurrent Porsche. «Ich will mich immer verbessern und wollte einen Wechsel. Andere Fahrer denken, ich wäre verrückt. Ich hätte doch ein einfaches Leben gehabt. Ungläubig fragten sie mich, warum ich das gemacht hätte», beschreibt Bruni die Reaktionen im Sportwagen-Paddock über seine sehr bewusst getroffene Entscheidung. «Aber im Leben gibt es eben manchmal Änderungen und neue Herausforderungen – speziell in meinem Alter. Ich hatte mit 25 bei Ferrari angefangen und jetzt bin ich 36 Jahre alt.»

Ein Italiener im Porsche-Werkscockpit: Das gab es zuvor tatsächlich noch nie. «Es macht mich natürlich stolz, der Erste zu sein!», freut sich Bruni. Doch einige Menschen in seiner Heimat sehen das nicht so. «Viele Leute in Italien denken, dass nur Ferrari zählt. Und da ich jetzt nicht mehr für ein italienisches Team fahre, mögen mich einige Landsleute nicht mehr. So mancher nennt mich sogar einen Verräter und vergleicht mich mit jemandem, der mit dem Feind in den Krieg zieht», ist Bruni regelrecht verwundert über das Urteilsvermögen einiger früherer Fans.

Doch den verheirateten Familienvater lässt das alles komplett kalt. «Jetzt, wo ich älter werde, genieße ich jeden Tag. Wie cool ist es, erst für Ferrari und dann für Porsche zu fahren. Als Porsche mich anfragte, wurde ein Traum war. Warum hätte ich da nein sagen sollen», strahlt er über beide Gesichtshälften und blickt bereits auf die anstehenden Rennen. «Mein Ziel ist jetzt, den WM-Titel mit Porsche zu holen. Deswegen bin ich hier. Wenn es in dieser Saison nicht klappen sollte, dann probiere ich es in der nächsten erneut.»

Mit 36 Jahren fühlt sich Gianmaria Bruni noch in keinster Weise zum 'alten Eisen' gehörend. «Gabriele Tarquini ist mein Idol», schmunzelt er und bringt den Vergleich zum 56-Jährigen Tourenwagen-Haudegen, der in der WTCR noch immer Rennen gewinnt. «Aber auch Rinaldo Capello hatte mich beeindruckt. Im LMP1 war er mit 45 Jahren immer noch mega schnell. In diesem Alter wäre ich gerne noch genauso gut.»

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