Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

2. Training in China: Bottas vor Vettel, Leclerc out

Von Mathias Brunner
​Zweites Training auf dem Shanghai International Circuit: Bestzeit für Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas, einen Hauch vor Sebastian Vettel und Max Verstappen. Probleme am zweiten Ferrari von Charles Leclerc.

Bei klammen 18 Grad ging es ins zweite Training zum Grossen Preis von China. Der Shanghai International Circuit war auf nur 34 Grad aufgeheizt, auch dies nicht eben die beste Voraussetzung, um viel über die Pirelli-Reifen zu lernen. In China haben wir ein Rahmenprogramm, das seinen Namen nicht ganz verdient, daher lag noch immer wenig Gummi auf der Bahn. Das erschwert die Aufgabe der Rennställe, Aussagekräftiges über die Mailänder Reifen zu lernen.

Bei Ferrari hatten die Techniker im ersten Training mit verschiedenen Abstimmungen experimentiert: Ein Set-up mit mehr Abtrieb am Wagen von Charles Leclerc (was seine mässigen Topspeed-Werte erklärt), eine Abstimmung mit weniger Downforce am Wagen von Vettel. Damit hatte der Heppenheimer im ersten Training Bestzeit erzielt. Im zweiten Training rückten die die beiden Ferrari mit identischer Abstimmung aus.

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner verriet: «Auch wir haben am Morgen verschiedene Programme gefahren, um möglichst viele Daten zu sammeln. Ferrari wirkt hier erneut sehr stark, besonders im letzten Pistenteil mit dem langen Vollgasstück. Das ist ziemlich beunruhigend.»

Zu den Abstimmungsproblemen in Bahrain meinte Horner: «Es handelte sich um Schwierigkeiten mit Sensoren, die uns falsche Werte vorgaukelten. Wir glauben, dass wir beim anschliessenden Test in Sakhir dem Problem auf die Schliche gekommen sind.»

Erste Probleme: Am Haas von Romain Grosjean brachen nach wenigen Minuten Teile des Unterbodens ab, die der Genfer grosszügig auf der Piste verteilte. Dann zeigte Lewis Hamilton einen seltenen Dreher, im engen ersten Pistenteil, der Brite konnte aber weiterfahren. Valtteri Bottas kam auf frischen Reifen aus der Box und zeigte ebenfalls gleich einen Dreher. Wir lernen: Selbst Weltmeister und GP-Sieger sind nicht davor sicher, von kalten Reifen überrascht zu werden.

Daniil Kvyat musste zu Beginn des zweiten Trainings zuschauen: Nach dem ersten Training hatten die Honda-Techniker in der Datenaufzeichnung verdächtige Werte entdeckt – daraufhin wurde am Toro Rosso des Russen sicherheitshalber die Antriebseinheit gewechselt.

Stand nach dreissig Minuten: Lewis Hamilton vor Charles Leclerc, Max Verstappen, Valtteri Bottas, Sebastian Vettel und Nico Hülkenberg als Sechster. Dann rückte Vettel mit weichen Reifen aus – neue Bestzeit, mit 1:33,357 min, als erster Quali-Versuch.

Romain Grosjean fuhr nach 35 Minuten seinen Haas mit angebrochenem rechten Frontflügel. Verblüffend: Die US-Amerikaner holten den Genfer nicht sofort an die Box. Dabei war der gebrochene Flügel schon während Romains Fahrt auf der langen Gegengeraden zu sehen gewesen, zudem verrauchte Romain am Ende der Geraden den rechten Vorderreifen, weil der notwendige Anpressdruck auf der Vorderachse fehlte.

Teamchef Günther Steiner: «Wir haben das schon einmal gehabt in diesem Jahr. Jetzt müssen wir uns anschauen, was da passiert ist. Als wir bemerkt haben, dass etwas mit dem Flügel nicht stimmt, war es schon zu spät, um ihn an die Box zu holen.» Zeitlupenaufnahmen zeigten: Der Flügel war auf den Buckeln vor Kurve 1 angebrochen.

Valtteri Bottas fuhr anschliessend 27 Tausendstel schneller als Vettel, bevor Verstappen eine Bestzeit mit einem Fehler in der letzten Kurve versemmelte. Max schnaufte am Funk: «Das kann ich besser.» Auf Bottas und Vettel hatten nur zwei Zehntel gefehlt.

Nach einer Stunde war Charles Leclerc in der Box neben seinem Wagen zu sehen: Die Mechaniker tauchten in die Tiefen des Motorraums, der Monegasse machte es sich am Kommandostand gemütlich, die Körpersprache von Fahrer und Mannschaft sagte – Training zu Ende. Der Ferrari wurde abgetankt, der Sitz herausgenommen. Sky-GP-Experte Karun Chandhok vermutete: «Ich glaube, es gibt ein Leck im Kühlsystem.»

Charles: «Es lief zuvor ganz okay. Aber repräsentativ ist meine Bestzeit nicht, weil ich keine freie Bahn hatte.»

Sebastian Vettel regte sich derweil über einen vor ihm fahrenden Renner von Racing Point auf. Der Deutsche ätzte am Funk: «Die können ja machen, was sie wollen, aber sie fahren am Freitag härter als am Sonntag.

Wo war Champion Lewis Hamilton? Er hatte seinen Quali-Versuch abbrechen müssen, als er über Trümmerteile vom Wagen von Romain Grosjean fuhr.

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