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Trulli rügt: Turbos, Mitgiftfahrer, Punkte-Irrsinn

Von Mathias Brunner
Jarno Trulli kümmert sich um seine erfolgreichen Weine

Jarno Trulli kümmert sich um seine erfolgreichen Weine

Jarno Trulli (39) ist nie offiziell zurückgetreten, doch sein Weingut ist ihm heute wichtiger als der Rennhelm. Das Formel-1-Geschehen verfolgt der Italiener dennoch genau.

Von Australien 1997 bis Brasilien 2011 hat Jarno Trulli 252 Formel-1-Rennen bestritten und jeden Kniff kennengelernt. Der WM-Sechste von 2004 (mit Renault) und Monaco-Sieger des gleichen Jahres beobachtet die Entwicklung des GP-Sports in einer Mischung aus Argwohn und Faszination.

Hybridtechnik, Turbolader, Mehrfach-Energierückgewinnung, 30 Kilometer elektrische Kabel im Fahrzeug – mit all dem kann der in St. Moritz lebende Italiener wenig anfangen: «Formel 1, das ist für mich, wenn es am Fahrer alleine liegt, das Potenzial seines Renners auszuschöpfen. Die Elektronik wurde schon im Verlaufe meiner GP-Karriere immer wichtiger. Ich muss mich schon fragen, ob das noch Rennfahren ist, wenn es im Cockpit eher darum geht, zur richtigen Zeit einen Knopf zu drücken, als eine Kurve korrekt anzufahren.»

«Für den WM-Beginn in Australien sage ich – mindestens die Hälfte der Wagen wird nicht ins Ziel kommen. Die Zuverlässigkeit wird der Schlüssel zum Erfolg sein.»

Auch andere Tendenzen im GP-Sport missfallen Jarno: «Ich suche immer noch jemanden, der mir plausibel erklären kann, wieso das WM-Finale von Abu Dhabi doppelte Punkte wert ist und ein anderes Rennen nicht. Das ist doch verrückt. Ich verstehe ja, dass eine Domination wie von Vettel 2013 verhindert werden soll, aber warum nicht eine Art Playoff wie im Basketball? Nach 15 Rennen wird entschieden, wer den Titel unter sich ausmachen wird.»

«Statt dass die Schönheit der Formel 1 betont wird, erleben wir eine Manipulation der Ergebnisse. Es ist möglich, dass einer das ganze Jahr überlegen fährt, und dann verliert er im letzten Rennen aufgrund der doppelten Punkte den Titel. Das kann es doch nicht sein!»

Auch an der verringerten Spritmenge hat Trulli gegenüber den Kollegen von «Il Giornale» wenig Freude: «Wie erkläre ich dem Fan, dass ein Fahrer nicht mehr angreift, weil sich in seinem Auto ein Spritdrama abspielt? Da laufen wir doch Gefahr, dass die Formel-1-Freunde den Rennverlauf nicht mehr verstehen.»

Auch Trulli sieht «Mercedes vorne, die haben sich fabelhaft vorbereitet. Alle Rennställe mit Mercedes-Motoren scheinen förmlich zu fliegen. Ferrari ist für mich zweite Krafte. Aber die Testfahrten haben uns erst eine vage Idee verschafft, die Wahrheit haben wir noch nicht gesehen.»

Wie schätzt Trulli den Weltmeister ein, Red Bull Racing? «Durchaus möglich, dass sie kein gutes Auto gebaut haben. Ich gehe sogar noch weiter – wenn sie in einigen Monaten erkennen, dass sie keine Chance auf den Titel haben, so könnte ich mir vorstellen, dass sie die Entwicklung abbrechen und sich ganz auf 2015 konzentrieren.»

Zum Duell Feuer (Alonso) gegen Eis (Räikkönen) bei Ferrari sagt Jarno: «Kimi ist ein ganz eigener Typ. Er redet nicht viel und lässt lieber seine Leistung im Rennwagen sprechen. Ich glaube, wir werden einen bärenstarken Kimi erleben. Ich sehe nicht voraus, dass Alonso ihn in den Schatten stellen wird. Alonso ist ein Politiker, Kimi ist keiner. Vieles wird davon abhängen, wie die beiden Stars bei Ferrari geführt werden.»

Last but not least – die Fahrermisere Italien: Seit Trulli 2011 ist kein Italiener mehr am Start. Das schmerzt auch Jarno: «Es gibt mehrere Gründe. Da ist zunächst die wirtschaftliche Situation. Wer engagiert schon einen Italiener, um in unserem Land mehr Produkte zu verkaufen? Warum sollten Firmen wie Mercedes oder Renault Geld investieren? Ein Markt wie Brasilien, das ist lukrativ! Aber Italien ...»

«Dann ist da Ferrari. Alles redet in Italien von Ferrari, keiner redet von italienischen Fahrern. Das war schon immer so. Firmen mit Geld engagieren sich lieber bei Ferrari als für einen italienischen Piloten.»

«Und dann haben wir das Problem Mitgift. Drei Viertel der Rennställe haben finanzielle Sorgen, also sind sie teilweise dazu gezwungen, Fahrer mit Geld zu verpflichten. Der Fall Valsecchi ist doch typisch – als GP2-Meister 2012 hatte Davide gewiss Formel-1-Format. Aber er fährt nicht, weil er zusätzlich kein Geld vorweisen kann.»

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