Aufreger Turbo-Motor: Grüner Ansatz völlig falsch?

Von Mathias Brunner
David Coulthard und Claire Williams kennen sich seit vielen Jahren, «DC» fuhr 1994 und 1995 für den britischen Traditionsrennstall. In Sachen Turbo-Motoren gehen ihre Meinungen weit auseinander.

Seit die Formel 1 in die neue Turbo-Ära geschritten ist, wird unter Fans und Fachleuten kontrovers diskutiert. Vielen Fans ist der Sound der aufgeladenen V6-Motoren ein Gräuel, die Rennställe beklagen sich über die hohen Kosten. Und was hat die Abkehr von den bewährten V8-Saugmotoren dem Sport gebracht? Mercedes hat eine so tolle Antriebseinheit gebaut, dass die Gegner hinterher fahren.

Eingeführt wurde der Turbo aus drei Gründen. Erstens wollte der Autoverband FIA mit einer neuen Technik mehr Automobilhersteller in die Formel 1 locken (hat bislang nur mit Honda geklappt), zweitens wollten die bereits im Sport vertretenen Hersteller mehr Serienrelevanz beweisen. Renault drohte sogar mit Ausstieg, wenn der Turbo nicht komme. Und drittens wollten sich die FIA-Präsidenten Max Mosley und Jean Todt ein grünes Mäntelchen umhängen.

David Coulthard, der WM-Zweite von 2001, ist daher der Meinung: die Formel 1 ist übers Ziel hinausgeschossen. Der Schotte findet: «Wir müssen schon aufpassen, dass die Formel 1 nicht versucht, mit ihren Regeln den grossen Retter der Welt zu spielen.»

Dem 246fachen GP-Teilnehmer fehlt ein wenig der Blick fürs Grössere: «Eine ganze Saison Formel-1-Sport verbraucht weniger Sprit als ein Langstreckenflug von Europa in die USA. Zugegeben, es braucht serienrelevante Technik, damit bin ich einverstanden, aber gleichzeitig muss die Formel 1 auch Königsklasse bleiben.»

Coulthard kreidet völlig zu Recht an: der Hauptgrund für die finanzielle Schräglage vieler Teams, das ist der hohe Kostenfaktor namens Motor.

Hat der grüne Ansatz der Formel 1 versagt?

Nicht unbedingt, findet Claire Williams, Tochter von Rennstallgründer Sir Frank Williams. Die Engländerin gibt zu bedenken: «Die Änderungen im Motorenreglement wurden aus den richtigen Gründen vollzogen. Ich versuche, das Ganze aus der Sicht des kommerziellen Direktors unserer Firma zu sehen. Ich stelle definitiv bei Verhandlungen mit Firmen fest: die Vorurteil sind weniger gross, gewisse Unternehmen bringen beim Erwägen eines Sponsorings in der Formel 1 viel weniger Umweltbedenken ins Gespräch als früher.»

«Ich finde nur, wir haben die Geschichte dieser Motoren bislang nicht gründlich genug erzählt. Wir müssen uns da mehr anstrengen. Wir würden der Formel 1 damit einen Gefallen machen. Aus Sicht der Umwelt war es der richtige Weg.»

Klar sind die Techniker stolz darauf, dass der Spritverbrauch um ein Drittel gesenkt werden konnte und wie effizient die Energierückgewinnung funktioniert. Aber die Nachricht kommt bei den Fans nicht so richtig an.

Die meisten Rennfans wollen interessanten Sport und Motoren, die einen Krawall machen, die ergötzen sich nicht an technischen Feinheiten. Und Faszination für die Technik kann sich auch keine aufbauen, wenn die Hersteller – aus Angst, die Konkurrenz könnte sich was abgucken – ihre Motoren am liebsten in der Box verstecken.

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