Alibi-Übung? Was bringt die Formel-1-Fanumfrage?

Von Vanessa Georgoulas
Sebastian Vettel rührte die Werbetrommel für die Fan-Umfrage der GPDA

Sebastian Vettel rührte die Werbetrommel für die Fan-Umfrage der GPDA

Nun wollen auch die Formel-1-Fahrer wissen, was sich die Fans der Königsklasse des Motorsports wünschen. Die Frage ist aber: Was passiert mit den Ergebnissen der GPDA-Umfrage?

Mit einem grossen Staraufgebot und Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone im Schlepptau trommelte die GP-Fahrervereinigung GPDA gestern, Donnerstag, die Fotografen, Journalisten und TV-Crews in Monte Carlo zusammen. Der Grund: Die Piloten der Königsklasse verkündeten den Start ihrer Fan-Umfrage, bei der sie herausfinden wollen, was sich die Fans von ihrem Lieblingssport wünschen.

Dass die Protagonisten des schnellsten Sports der Welt wissen wollen, was ihre Anhänger denken, ist löblicher als die Tatsache, dass es 66 Jahre dauerte, bis die erste Umfrage dieser Art zustande kam. Doch das ist nicht der einzige Kritikpunkt, der gleich nach der Verkündung laut wurde. Denn die «komplett neutrale Umfrage», wie sie Ferrari-Star Sebastian Vettel bezeichnete, wird nicht nur von der GPDA durchgeführt, sondern in Kooperation mit den Kollegen von Motorsport.com – und damit mit einem von vielen Formel-1-Newslieferanten im Fahrerlager.

Auch dass die Umfrage von «niemandem finanziert wird», wie Vettel weiter betonte, sorgte für Stirnrunzeln. Denn auch wenn weder Sponsoren noch Formel-1-Verantwortliche die Finanzierung der globalen Erhebung sichern, muss irgend jemand das Geld für die Erstellung des Online-Fragebogens und die Auswertung der Daten aufwenden. Da die Befragung weltweit zwei Monate lang läuft, rechnet man mit einem entsprechend grossen Echo. Die Auswertung der Fan-Antworten wird einen entsprechend grossen Aufwand mit sich ziehen. Wer das bezahlt, ist unklar.

Unklar ist auch, was die Formel-1-Piloten mit den Ergebnissen letzten Endes machen werden. Denn die GPDA hat genau genommen nicht viel zu sagen. Sie darf Empfehlungen abgeben, nicht mehr und nicht weniger. Ob diese dann auch von den Entscheidungsträgern ernst genommen werden, ist eine andere Frage. Natürlich können sich die Fahrer zusammenschliessen und ihren Forderungen Nachdruck verleihen – etwa mit Streik-Drohungen.

Aber abgesehen davon, dass dieses Szenario eher unwahrscheinlich ist, müssten dann auch jene aktuellen Formel-1-Fahrer überzeugt werden, die kein GPDA-Mitglied sind. Und wie schwierig es ist, unter Konkurrenten Einigkeit zu erzielen, zeigen die jahrelangen (und bisher erfolglosen) Bemühungen der Teamchefs, sich auf ein nachhaltigeres Geschäftsmodell für die Formel 1 zu einigen.

Ist also die Umfrage eine reine Alibi-Übung, die den Fans Aktionismus vorgaukeln soll? Hoffentlich nicht! Doch dass selbst Vettel bloss versprechen konnte, dass die Ergebnisse analysiert und diskutiert werden, lässt erahnen: Selbst die Formel-1-Piloten wissen nicht, ob FIA, FOM und ihre Teamchefs auf die Vorschläge der Fans eingehen werden.

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