David Coulthard: «Lewis Hamilton wird zurückschlagen»

Von Vanessa Georgoulas
David Coulthard: «Die Formel 1 ist ein unglaublich intensives Umfeld, das die Teilnehmer in jeder erdenklichen Hinsicht an ihre Grenzen treibt»

David Coulthard: «Die Formel 1 ist ein unglaublich intensives Umfeld, das die Teilnehmer in jeder erdenklichen Hinsicht an ihre Grenzen treibt»

Ex-GP-Pilot David Coulthard nimmt seinen Landsmann Lewis Hamilton nach der Fehlerorgie von Ungarn in Schutz und erklärt: «Lewis Hamilton bewegt sich oft zwischen Genie und Wahnsinn.»

Formel-1-Champion Lewis Hamilton leistete sich im jüngsten GP auf dem Hungaroring ungewöhnlich viele Fehler. Nach einem verpatzten Start fiel der Mercedes-Überflieger, der acht der bisherigen zehn Saisonläufe für sich entschieden hat, mehrere Male selbstverschuldet zurück, und kämpfte sich schliesslich als Sechster über die Ziellinie. Dafür erntete der Brite viel Kritik – vor allem von der heimischen Presse, die ihn mit einem besoffenen Kneipengänger (Daily Mail) und einem Anfänger (The Telegraph) verglich.

Ex-GP-Pilot David Coulthard, der als BBC-Experte immer noch jedes Rennen live vor Ort miterlebt, bewertet die Leistung seines Landsmannes nicht ganz so streng wie die Medienschaffenden. In seiner Kolumne auf BBC.co.uk erklärt der Schotte: «Lewis Hamilton fuhr im Ungarn-GP, als sei er mitten in einer ausserkörperlichen Erfahrung. Das passierte dem Weltmeister nicht zum ersten Mal, schon 2011 knallte er in einer sehr durchzogenen Saison immer wieder in Felipe Massas Ferrari.»

Coulthard nimmt den Silberpfeil-Piloten trotzdem in Schutz und verweist auch auf die vielen Fehler der grossen Namen der Vergangenheit: «Ayrton Senna stolperte über einen Nachzügler, als er 1988 auf dem Weg zu seinem GP-Sieg in Italien war und 1990 schoss er Alain Prost in Suzuka sogar absichtlich ab. Michael Schumacher hatte auch so seine Momente, in denen er von allen guten Geistern verlassen zu hinterhältigen Mitteln griff. Auch Fernando Alonso liess sich während seines ersten McLaren-Jahres anno 2007 von seinen Gefühlen verleiten.»

Der 44-jährige TV-Experte weiss: «Die Formel 1 ist ein unglaublich intensives Umfeld, das die Teilnehmer in jeder erdenklichen Hinsicht an ihre Grenzen treibt. Da kommen solche schlechten Momente einfach zwischendurch vor, das ist die Kehrseite der Brillanz, die in der Formel 1 für gewöhnlich vorherrscht und Hamilton bewegt sich oft zwischen Genie und Wahnsinn. Wir haben das beim vorangehenden Rennen in Silverstone schon gesehen, als er beim Versuch, Felipe Massa zu überholen, weit ausholen musste und viel Zeit verlor. Normalerweise klappen seine Manöver, weil er so gut ist. Aber zwischendurch geht es auch schief, und genau das war am Rennsonntag in Ungarn der Fall.»

Coulthard kommt deshalb zum Schluss: «Wenn man Hamiltons Rennen in Ungarn aufschlüsselt, dann sieht man, dass das Gute überwiegt. Im Training und Qualifying zeigte er eine fehlerlose Leistung. Und für die Start-Probleme der Silberpfeile kann man ihm nicht die Schult geben. Er fiel deshalb schon in der zweiten Kurve auf die vierte Position zurück und leistete sich dann einen Fehler in der Schikane, der ihn auf Platz 10 zurückwarf.»

Der 13-fache GP-Sieger schildert: «Er hat sich aber auf beachtliche Art und Weise zurückgekämpft und war zur Rennmitte wieder auf dem vierten Platz unterwegs. Das hätten nicht viele andere Piloten geschafft. Der Sieg war noch nicht ausser Reichweite, als das Safety-Car auf die Strecke kam, nachdem Nico Hülkenberg in der Streckenbegrenzung gelandet war.»

Und Coulthard zählt auf: «Doch Hamilton leistete sich einen weiteren Fehler, indem er die Bremskraft auf den kühlen Medium-Reifen falsch einschätzte, als er sich gegen den Angriff von Daniel Ricciardo verteidigte. Dieser war auf den weichen Reifen unterwegs und hatte mehr Grip. Hamilton rutschte ihm in die Seite. Nachdem er sich einen neuen Frontflügel geholt und die daraus resultierende Durchfahrtsstrafe absolviert hatte, kämpfte er sich vor der Zieldurchfahrt nochmals auf den sechsten Platz zurück.»

Zum Schluss betont ?der Formel-1-Star: «Es kann nicht alles immer klappen. Ja, Hamilton hat einige Fehler gemacht, aber Mercedes leistete sich bei der Strategie auch einige Fehlgriffe. Wir erwarten von den Rennfahrern, dass sie unfehlbar und unbesiegbar sind, aber das ist niemand. Hamilton ist ein sehr offenherziger Typ, der zur Zeit eine emotionale Achterbahnfahrt durchläuft, aber er wird sicher zurückschlagen.»

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