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Junggebliebene Liebe: Die Engländer und der Bergring

Von Hans-Werner Ruge
Paul Cooper (vorne) zählt zu den Favoriten

Paul Cooper (vorne) zählt zu den Favoriten

England gilt als das Mutterland des Grasbahnsports. Bereits 1920 wurden derartige Rennen auf der Insel gefahren. So ist es nicht verwunderlich, dass der Teterower Bergring von jeher britische Spitzenfahrer anzog.

Die ersten englischen Motorsportler gingen bereits beim 15. Bergringrennen 1937 an den Start. Als Mitte der 1950er-Jahre die DDR versuchte internationale Sportbeziehungen aufzubauen, war es vor allem der Verdienst des Rostocker Ex-Rennfahrers und späteren Nationaltrainers Heinz Hausmann, der die englischen Fahrer wieder nach Teterow lockte. Seine Kontakte stammten noch aus seiner Zeit als englischer Kriegsgefangener, wo er als Dolmetscher mit einheimischen Bahnsportlern zusammenkommen durfte.

So richtig in die Herzen der Zehntausende von Fans fuhren sich die Gäste von der Insel in den 1960er-Jahren. Alleine zwölf Grasbahnspezialisten aus dem Königreich hatten zum 41. Rennen 1961 gemeldet, sechs durften starten. Einer von ihnen war Arnold Hendriksen, der nach einem Rennunfall eine Unterschenkelprothese aus Aluminium trug und trotzdem einen dritten Platz im Vorlauf der Halbliterklasse erreichte. Gefeierter Star in diesem Jahr war aber Martin Tatum als erster englischer Gewinner des begehrten Bergringpokals.

Ein Jahr später wurde der Name seines Landsmanns Donald Godden in die Trophäe eingraviert. Der exzellente Stilist zeigte auf Anhieb mit vier Siegen bei fünf Starts was in ihm steckt. Diesen grandiosen Erfolg wiederholte der später auch sehr erfolgreiche Motorentuner 1964, als er mit 101,00 km/h auch Tagesbestzeit fuhr.

Einen langen Anlauf auf dem Bergring benötigte hingegen Tony Black. Nach sechs vergeblichen Versuchen, dem Bahnrekord 1966 und zwei zweiten Plätzen 1962 und 1964, sah sich der 1940 in Witstable Geborene beim 50. Jubiläumsrennen 1970 am Ziel seiner Träume. Endlich gelang es dem zwölffachen englischen Grasbahnmeister, den Bergringpokal in seine Heimat mitzunehmen.

Dagegen war der Pokalgewinn von Gerry Goodwin im Jahre 1971 äußerst kurios. Im Handicaplauf profitierte der spätere Sieger von einem fatalen Fehler des dänischen Favoriten Preben Möller-Christensen. Im Gefühl des sicheren Sieges hatte der in der Zielkurve bereits das Gas weggenommen und Goodwin konnte noch vorbeiziehen. Es war ein schönes Spektakel für die Fans.

Weitere vordere Plätze für Englang fuhren in dieser Zeit Monty und Graham Banks, Chris und Dave Baybutt, Joe Hughes, Cyril Jones, Stan Luck, Roy Oldacker, Peter Randell, Andy Ross und Chris Stewart ein.

Ab 1973 durften dann auf Beschluss der DDR-Sportführung keine westlichen Fahrer mehr starten. Aber bereits im Wendejahr 1989 kam ein ganzer Bus englischer Fahrer nach Teterow, um die alten Kontakte wieder aufleben zu lassen. Ab 1990 hatte der Bergring mit Sonnyboy Simon Wigg einen neuen englischen Helden. Spektakulär war schon sein Einstand, als «Wiggy» just in dem Moment mit seiner Cesna über dem Bergring einschwebte, als sich die Fahrer aus acht Nationen bei Start und Ziel zur Eröffnungszeremonie eingefunden hatten. In den 1990er-Jahren hat er dann so ziemlich alles abgeräumt, was es abzuräumen gab: Fünf Goldhelme, drei Bergringpokale sowie vier zweite Plätze und ein dritter Rang in den Hauptrennen zeugen von der Einmaligkeit des fünffachen Weltmeisters.

Dann brach die Ära der Söhne von ehemaligen britischen Bergringhelden an. Trevor Banks, der Sohn von Monty, fuhr beispielsweise von 1990 bis 2006 lange 17 Jahre auf der Teterower Grasbahn. Neben zwei Goldhelmgewinnen 1998 und 2003 sowie einem Sieg im Bergringpokal 1994 gelang dem Hühnerzüchter aus Dover 1998 der größte Triumph mit dem Doppelsieg in beiden Hauptrennen.

Mit dem 32-jährigen mehrfachen englischen Cross-Meister Kelvin Tatum, Sohn von Martin, ging 1997 ein neuer Stern am Bergringhimmel auf. Gleich bei seinem Debüt schockte er die prominente Konkurrenz mit dem Gewinn des Bergringpokals und Platz 2 im Goldhelmrennen. Sowohl 1999 als auch 2004 holte sich der heutige TV-Speedway-Moderator nochmals das Double.

Auch sein Landsmann Vincent Kinchin hatte immer von einem Sieg in Teterow geträumt. Leider kam er bei einem unglücklichen Sturz beim 90. Rennen 2010 auf dem Weg zur Nordkurve tragisch ums Leben. Noch nie war es nach dem Abbruch der Veranstaltung bei der spontan eingespielten englischen Nationalhymne so still auf dem Bergring.

Zwei absolute Haudegen von der Insel dürften auch beim bevorstehenden Rennen an Pfingsten ein ernsthaftes Wörtchen mitreden. Mitch Godden hatte schon 1998 seinen Einstand in Teterow. Dass er damals nur auf den hinteren Plätzen landete, kommentierte Vater Don so: «Jeder muss bei seinem ersten Start Lehrgeld bezahlen.» Exakt 20 Jahre später holte sich Mitch glücksstrahlend den Bergringpokal. Und auch Paul Cooper will es nach seinem Doppelsieg im Jahre 2017 beim bevorstehenden Jubiläum auf dem Teterower Bergring noch einmal wissen. Weitere Fahrer von der Insel sind in diesem Jahr Dave Mears, Mark Taylor und Charley Powell.


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