IDM 2018: Lässt sich der Untergang noch aufhalten?

Von Günther Wiesinger
IDM Nürburgring 2017: Gibt es eine Fortsetzung?

IDM Nürburgring 2017: Gibt es eine Fortsetzung?

Teams, Fahrer, Sponsoren und Fans in halb Europa stellen sich die Frage, ob die Internationale Deutsche Motorrad-Meisterschaft IDM 2018 noch einmal stattfindet.

Bei der für die IDM-Ausrichtung zuständigen Arbeitsgruppe Motorsport im Industrie-Verband Motorrad Deutschland e.V. (IVM) läuft man als Berichterstatter bei Nachfrage wie gehabt gegen eine Wand. Absolute Nachrichtensperre – wie im Kreml.

Es ist allerdings eine unbestrittene Tatsache, dass bisher keiner der Beteiligten den Vertragsvorschlag für die DM 2018 unterzeichnet hat.

Als letzte Frist wird der 31. Januar kolportiert.

Diese Bestätigung kommt von Teams aus der Yamaha- und der Kawasaki-Ecke und wird als zuverlässig bewertet. Natürlich von keinem der Hersteller direkt, da die Importeure nach wie vor an ihrem seltsamen Schweigegelübde festhalten.

Es ist übrigens kein Geheimnis, dass die Hersteller ihre IDM-Budgets für die IDM 2018 ordentlich reduziert haben. Gut informierte Quellen sprechen von 60.000 Euro pro Hersteller, die jetzt noch fliessen könnten. Eine offizielle Bestätigung gibt es nicht. Die Industrie bezahlt weniger, weil der «return of investment» in der IDM einfach nicht mehr zur alten Größenordnung passte.

In der IDM-Saison 2017 dürften die gezahlten Beträge 200.000 Euro im Jahr pro Hersteller überschritten haben. Bei MotorEvents waren 2016 noch überschaubare 40.000 Euro im Jahr fällig.

DMV-Präsident Wilhelm A. Weidlich plädierte im SPEEDWEEK.com-Interview am 19. September 2017 für ein Gesundschrumpfen der IDM – und erntete dafür Kritik. Er empfahl ein Konzept, das nicht überwiegend auf den Einnahmen durch die Hersteller beruhte und forderte mehr Einflußnahme durch DMSB, ADAC und DMV.

Und was sagt Weidlich heute zur aktuellen Situation? «Schrecklich», entfährt es ihm.

«Es ist sehr bedauerlich, dass nach so vielen Monaten noch kein klares Konzept für 2018 auf dem Tisch liegt», wundert sich Weidlich. «Meine Ideen sind auf Kritik gestossen, weil dann manche Leute mit der IDM nichts mehr verdient hätten. Dem DMV geht es in Wahrheit nur darum, dass wir fairen und sauberen Sport betreiben. Alles was sich rundherum befindet, ist ein Extra, nämlich Werbung, Industriebeteiligung, was alles sinnvoll ist, wenn es funktioiniert. Wenn es aber nicht funktioniert, soll man sich zurück zu den Wurzeln begeben und in der IDM wieder klein anfangen. Das ist nach wie vor mein ehrliches, einfaches Konzept. Wer da mitspielen will, soll es machen.»

Manche der Beteiligten bezweifeln, dass die herbstliche Kündigung der Arbeitsgruppe Motorsport im Industrie-Verband Motorrad Deutschland e.V. (IVM) vertraglich korrekt vonstatten gegangen ist. Deshalb ist der IVM wohl nach wie vor im Besitz der IDM-Rechte.

Aus diesem Grund sind dem DMSB die Hände gebunden, auch der DMV kann nicht handeln. Gleichzeitig wollen die Hersteller ihre finanziellen Zuschüsse erheblich einschränken. Aber wie es wirklich aussieht, das ist Herrschaftswissen einzelner Funktionäre, denen das Überleben der IDM offenbar Jacke wie Hose ist.

«Wenn die Hersteller weniger bezahlen, werden die Einnahmen deutlich weniger. Also wird die IDM 2018 sowieso eine kleine Nummer», meint Weidlich. «Und diese kleine Nummer können die Verbände, Sportler, Teams und die Veranstalter alleine auch organisieren.»

Den genauen Inhalt des IDM-Vertrags zwischen der DMSB GmbH und dem IVM kennt nur ein kleiner Kreis. Dabei sollte längst einmal geprüft werden, ob dieser Vertrag seitens der IVM wegen Nichterfüllung längst gebrochen wurde und somit nicht mehr gültig ist.

Aber auch in diesem Bereich wird gemauert. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

IDM 2018: Keine Nachrichten für die Teams

Die Teams haben seit der öffentlichen IVM-Versammlung bei der IDM im Oktober 2017 bis auf ein Rundschreiben mit dem Terminkalender keine Nachricht vom DMSB, IVM oder Promoter MPS erhalten.

Öffentlichkeitsarbeit ist ein Fremdwort bei den umstrittenen Machern der IDM.

Von den betroffenen Teams geben die meisten mehr Geld aus, als die Hersteller pro Saison bezahlen. So herablassend behandelt man in der IDM also zahlende Kunden, denen keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt wird. Von Promotion und Neukunden-Akquise ist sowieso nichts zu sehen.

Dabei könnten ein paar neue Hersteller im Japaner- und BMW-Eintopf nicht schaden.

Dass keiner der beteiligten IDM-Parteien auf dem finanziellen Risiko sitzen bleiben will, auch ein zur Bertelsmann AG gehörender Verlag nicht, ist völlig verständlich. Keine der Beteiligten will Verluste erwirtschaften, das ist völlig okay und verständlich.

Wobei sich Verdienstmöglichkeiten für Fahrer und Teams in der IDM sowieso in Grenzen halten. Das Konzept der Teilnehmer-finanzierten Rennserie ist sowieso gescheitert, weil die Anzahl der Lizenznehmer stetig sinkt.

Alle diese Problem sind nicht erst seit heute bekannt; sie sind seit fünf Jahren offenkundig.

Wir bewegen uns auf Ende Januar zu – und die IDM-Verantwortlichen reden noch immer über das Gleiche wie vor sechs Monaten. Mit freiem Auge sind keine Fortschritte zu erkennen.

Mag sein, dass lediglich noch Details besprochen werden müssen und die Einigung kurz bevorsteht. Aber ohne Unterschriften der Beteiligten Partner wird 2018 keine IDM stattfinden, und dieses «worst case scenario» liegt vorläufig im Bereich der Möglichkeiten.

Dann werden alle IDM-Partner arbeitslos. Denn wo soll man jetzt noch einen Teamplatz in einer anderen Meisterschaft finden?
Es geht bergab. Nach 40 Jahren wird der Yamaha R6-Dup eingestellt, der unselige Northern Europe Cup von ADAC und Honda (mit Moto3-Maschinen des Typs Honda NSF250R) hat auch nur zwei Jahre überlebt.

Der Dank für das Gelingen der IDM 2017 gebührt übrigens großteils den Rennorganisatoren, vor allem den veranstaltenden Clubs wie MSC Freier Grund (Rennen Nürburgring, Zolder, Assen) oder den Schleizern. Ohne sie hätte die IDM 2017 ganz schön alt ausgesehen.

Das Gebaren von IDM-Promoter MPS, die die Mitteilung über ihre Unterschrift vom 21. Dezember erst im Januar auf der IDM-Website bekannt gab, ist verwunderlich.

Es gibt halt Interessenskonflikte, wenn man manche News zuerst in den hauseigenen Print-Magazinen kundtun will, bevor es die Öffentlichkeit und der Rest der Welt erfahren darf.

Namhafte Firmen wie Pirelli halten das IDM-Budget vorläufig zurück. Irgendwann wird es dann in andere Projekte und Serien investiert, die nicht auf so wackligen Beinen stehen.

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