BMW-Einkauf Danilo Petrucci: Toprak wie Marc Marquez?
Noch immer warten Motorsport-Fans weltweit auf das Bekenntnis des BMW-Vorstands zur Superbike-WM über die Saison 2026 hinaus. Rennsport-Chef Sven Blusch kam dadurch in die prekäre Situation, entweder weiterhin abzuwarten und jeden Tag weniger Fahrer als potenzielle Nachfolger von Superstar Toprak Razgatlioglu zur Auswahl zu haben oder jemanden zu suchen, der nur für eine Saison unterschreibt.
Am 23. Juli berichtete SPEEDWEEK.com exklusiv, dass die Einigung mit Danilo Petrucci erzielt wurde. Der Routinier aus Italien hat als Einziger mindestens ein Rennen in der MotoGP- und Superbike-WM sowie eine Etappe bei der Rallye Dakar gewonnen. In den Klassen Superstock 1000 und MotoAmerica war er ebenfalls siegreich. Der 34-Jährige aus Termi bringt zudem alle körperlichen Voraussetzungen mit, um die anspruchsvolle BMW M1000RR zu bändigen.
«Petrux» ist seit 2023 in der Superbike-WM am Start und fuhr seither für das Ducati-Privatteam Barni Spark 93 Läufe. 20 Mal schaffte er es aufs Podium, dreimal in Cremona 2024 als Sieger. Die Weltmeisterschaft beendete er auf den Rängen 7 und 5, zur Sommerpause liegt er hinter Toprak und Ducati-Werksfahrer Nicolo Bulega auf Platz 3. Als klar wurde, dass keine MotoGP-Fahrer für 2026 verfügbar werden, wurde Petrucci für BMW automatisch zur ersten Wahl. Dass er nicht auf einen Zwei-Jahres-Vertrag pochte, wie fast alle anderen Spitzenfahrer, kommt BMW sehr gelegen.
Razgatlioglu leistet auf der BMW Erstaunliches: Im Vorjahr gewann er in 30 Rennen 18 Mal und stand 27 Mal auf dem Podium. In den bislang 24 Rennen dieser Saison ist er 15-facher Sieger und stand 20 Mal auf dem Podium. 2024 wurde der Türke Champion, die laufende Weltmeisterschaft führt er mit 26 Punkten Vorsprung auf Bulega an.
Die Bilanz von ROKiT-Teamkollege Michael van der Mark in diesen eineinhalb Jahren: Ein Sieg, als Toprak verletzt war, gesamt zwei Podestplätze. Im Vorjahr wurde der Niederländer WM-6., derzeit ist er 15.
Die Situation bei BMW ist ein Extrembeispiel dafür, wie ein Fahrer mit seinem Motorrad zum Maß der Dinge wird, während alle anderen damit straucheln.
«Das ist eine ähnliche Situation wie damals, als Marc Marquez als Einziger mit der Honda gewann», erzählte Petrucci SPEEDWEEK.com. «Oder als Casey Stoner vor 20 Jahren bei Ducati war. Ich weiß nicht, ob die BMW heute wie die Honda damals in der MotoGP ist oder ob Toprak wie Marquez ist. Das ist schwer zu verstehen. Ich glaube, dass van der Mark nicht sein ganzes Potenzial zeigen kann. Er ist ein Rennsieger und stand oft auf dem Podium – er war einer der besten Fahrer. Aber er war oft verletzt und der ständige Vergleich mit Toprak ist auch hart. Ich kenne seine Schwierigkeiten nicht, aber ich glaube nicht, dass er das Beste aus sich herausholen kann. Wenn du dir Toprak anschaust, dann geht ihm alles leicht von der Hand, während Mickey arg strauchelt.»
Ist der Nachfolger von Toprak auf der BMW also in Schwierigkeiten? «Ich weiß es nicht», lachte Danilo. «Ich mache mir diese Sorgen, wenn ich sie habe. Schwer zu sagen, ob ich auf Toprak oder van der Mark schauen soll.»