Nach dem Jahr eins der Wiedervereinigung zeigt IndyCar viele positive Ansätze!
Die Spaltung von ChampCar und IRL war eine der unsinnigsten Aktionen in der Geschichte des Motorsports. Der Zeitpunkt der Wiedervereinigung hätte aber besser nicht gewählt werden können. Man kann davon ausgehen, hätten sich beide Serien noch ein weiteres Jahr durchschleppen können, wären heute sowohl die ChampCar als auch die IRL bankrott. Ok, Tony George ist kein armer Mensch, aber seine Teilnehmer hätte es erwischt. Und es wären insgesamt zu wenig übrig geblieben, um überhaupt noch eine Serie zu füllen.
Das ist zum Glück schlechte Spekulation, dem Renngott sei Dank kam es anders. Im Zeitalter der Finanzkrise kann man zwar nicht von einem Boom sprechen, aber es dürften deutlich mehr als 20 Autos beim Saisonstart in St. Petersburg dabei sein. Und das ist in der heutigen Zeit gut!
Das Zuschauerinteresse ist 2008 spürbar gewachsen. Die Zuschauer in Milwaukee, traditionell eine Woche nach dem Indy500, bekommen wieder den Indy-Sieger zu Gesicht. Das war vor allem um die Jahrtausendwende nicht immer so, nur hat das der gewöhnliche Zuschauer nicht verstanden. Man hat nun wieder was, was zu vermarkten ist. Auch die Entwicklung der Einschaltquoten ist steigend.
Sportlich ist die Serie packend, besonders auf den Ovalen ist die Leistungsdichte enorm. Dazu erinnert der Mixed von Ovalen, Stadtkursen und permanenten Rennstrecken an die gute, alte Zeit der CART-Serie, als sie noch eine echte Alternative zur Formel1 war. Dazu könnte sich die IndyCar-Series wieder entwickeln.
Ob es allerdings sinnvoll ist, einen kompletten Einheitsbrei anzubieten, ist fraglich. Irgendwo, besonders auf einem selbsternannten, so hohen Level muss es auch noch technischen Wettbewerb geben. Gerade CART war früher sehr erfinderisch, Wettbewerb bezahlbar zu lassen. Vertreter mehrerer Hersteller, darunter auch Porsche und Audi, saßen kürzlich mit den Verantwortlichen an einem Tisch, um sich über die langfristige Zukunft zu unterhalten. Daraus Schlüsse für eventuelle Einstiege zu ziehen, wäre falsch, zeigt aber, dass die neue IndyCar auf amerikanischem Markt generell auch für Hersteller interessant ist und auch Tony George den Dialog sucht.
Apropos amerikanischer Markt: Da gehört IndyCar hin! Die Absage an Surfers Paradiese war, so leid es einem tut, für die Entwicklung von IndyCar richtig. Rennen in Europa oder Australien sind schön, vielleicht bleibt unterm Strich sogar was hängen, aber generell treibt ein solcher Trip zunächst einmal die Kosten in die Höhe. Und dieses Rennen ist damit unverhältnismäßig teurer, als wenn sich der Teamtruck in Bewegung setzt. Der Event in Surfers Paradiese war immer toll, viele Zuschauer, gigantische Atmosphäre. Aber 80% der Besucher würden auch kommen, wenn „nur“ die Australische V8 fährt. Ebenso in Europa, es sind nur wenige Freaks, die sich ernsthaft für IndyCar interessieren. Viel zu wenige, um einen amerikanischen Sponsor dafür zu interessieren, einen solch teuren Trip mit zu zahlen. Es sind ja noch nicht mal genug Werbepartner vorhanden, die eine TV-Übertragung finanziert hätten. Was hat die amerikanische Supermarkt-Kette Target, seit Jahren Sponsor bei Ganassi, von einem Rennen in Europa? Der Trip nach Japan sei als Zugeständnis an Motorenlieferant Honda verziehen.
Der Versuch, weltweit zu expandieren, hat schon CART in die Krise gestürzt. Für Tony George war dies damals einer der Gründe, eine IRL zu schaffen. Schuster, bleib bei deinen Leisten, IndyCar, bleib in Amerika. Dort wurde IndyCar groß und dort kann es wieder groß werden.
Ich würde mir auch wieder IndyCar am Eurospeedway wünschen, aber mir ist es lieber, ich kann sie auch in zehn Jahren noch am TV sehen. Denn nachdem mich jahrelang weder das Eine, noch das Andere interessiert hat, fängt sie wieder richtig an, Spaß zu machen.