Alex Baumgärtel (Kalex): «Das Racing fehlt uns allen»

Von Günther Wiesinger
Kalex hat in den letzten sieben Jahren 14 WM-Titel in der Moto2 (jeweils Fahrer und Marken) gewonnen. Trotzdem erweist sich das Geschäftsmodell nicht als krisenfest. Denn die Entwicklung für 2021 wurde eingefroren.

Die deutsche Firma Kalex engineering aus Bobingen hat 2011 gleich in ihrer zweiten Moto2-Saison mit Stefan Bradl erstmals die Moto2-Fahrer-WM gewonnen und seit 2013 (Pol Espargaró) alle sieben Titel in der Mittelgewichtsklasse (für Marken und Fahrer) hintereinander abgesahnt. Letztes Jahr hat Kalex bereits den 100. GP-Sieg gefeiert. Vor den ersten KTM-Moto2-Erfolgen wurde sogar eine Siegesserie von 49 GP-Triumphen hintereinander bejubelt. Inzwischen liegt die Moto2-Erfolgsbilanz bei 114 GP-Siegen. Und mit Tetsuta Nagashima (Sieger in Doha am 8. März) aus dem Red Bull Ajo-Team führt Kalex auch die WM 2020 an.

Im Interview mit SPEEDWEEK.com spricht Kalex-Geschäftsführer Alex Baumgärtel über die Umsatzeinbussen 2020 und die Folgen des Entwicklungsstopps für 2021, die zu einem eklanten Rückgang bei den Verkaufszahlen sorgen wird.

Alex, lässt sich nach dem Katar-GP abschätzen sagen, wer 2020 den achten Kalex-WM-Titel in Serie verhindern könnte?

Wie schon beim letzten Interview gesagt, Katar war nicht aussagekräftig. Die Gründe: Neue Vorderreifen, geänderter Zeitplan wegen des Nachtrennens. Da ist noch alles offen, wir müssen erst ein paar weitere Rennen gefahren haben, um ein klareres Bild über unsere Performance zu haben.

Wer sind die Titelanwärter für diese Saison?

Im Moment ist die Situation noch unvorhersehbar. Wir haben erst ein Rennen gehabt, mit einem Vorderreifen-Typ, der auf keiner weiteren Stecke in der Allocation ist, außer dass er für Thailand geplant war. Da kommt auf alle Fahrer eine neue Situation zu.

Wer sich an die neue Reifengeneration am schnellsten anpasst, hat gute Chancen. Dazu kommt noch das geänderte Arbeitsumfeld mit weniger Leuten im Team. Das wird auch eine Umstellung sein.

Wer mental mit der neuen Situation schneller zurechtkommt wird Vorteile haben.

Welcher Umsatz geht bei dir verloren, wenn die Moto2-Bikes für zwei Jahre gefahren werden? Wie viele Bikes wurden für 2020 gebaut?

Welche Einbußen wir haben werden, hängt auch davon ab, wie viele Rennen wir noch fahren können. Auf jeden Fall werden das wirtschaftlich schwierige Zeiten für uns und für die Teams.

Nur das SAG-Team mit Gardner und Kasmayudin hat alte Motorräder, oder?

Ja. Die SAG-Mannschaft ist mit 2019er-Material gestartet und wollte so rasch als möglich auf 2020er-Material wechseln. Wann das passiert, ist aktuell nicht abzusehen. Sonst sind alle anderen auf 2020er-Material unterwegs, also weitere 20 Fahrer.

Kann eine Weiterentwicklung stattfinden? Oder darfst du gar keine 2021er-Bikes mt Updates bauen?

Eine Homologation gibt’s ja in der Moto2 nicht. Trotzdem kam es  wegen der Coronakrise zu neuen Maßnahmen. Wir mussten homologieren, und zwar 2019er- und 2020er-Teile auch für die Saison 2021. Das ist die komplette Verkleidung mit Kotflügel vorne, das komplette Sitz/Tankverkleidung/Heck-Paket, also die ganze Aerodynamik. Dazu kommen Tank, Schwinge, Rahmen. Bei diesen Baugruppen darf nichts Neues für 2020 und 2021 kommen.

Das sind Einschränkungen, die uns in unserem Kerngeschäft treffen. Natürlich kannst du weiter an der Peripherie entwickeln, das ist aber leider nicht geschäftssichernd. Damit kann ich meine Spezialisten nicht auslasten. Dafür gilt es Lösungen zu finden.

Was gibt es sonst Neues? Machst du dir Gedanken über neue Geschäftsfelder, um die neuen Mitarbeiter auszulasten?

Wir hatten auch Glück, eine Privatkunden-Anfrage. Ich konstruiere gerade einen Gabelumbau-Kit für die BMW S1000 RR 2019 auf die Öhlins FGR 250. Damit bin ich zumindest ein bisschen produktiv.

Und, das ist aber nichts Neues: Das Racing fehlt uns allen.

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