Aegerter auf TZ750: «Geruch und Sound sehr speziell»
Dominique Aegerter auf Steve Bakers 750er-Yamaha von 1977
Am vergangenen Wochenende feierte Yamaha das 25-Jahr- Jubiläum der R1 und lud dazu heutige und frühere Rennfahrer nach Mugello ein. Mit dabei waren unter anderen Johnny Cecotto, 1975 Weltmeister in der Klasse 350 ccm und 1979 Titelträger in der Formel-750-ccm-Weltmeisterschaft, und der zweifache 250-ccm-Weltmeister Carlos Lavado aus Venezuela.
Neben den Endurance-Fahrern mischten auch die sechs Yamaha-Piloten aus der Superbike-WM mit: Toprak Razgatlioglu, Andrea Locatelli, Domi Aegerter, Remy Gardner, Bradley Ray und Lorenzo Baldassarri.
Aegerter durfte einige Runden mit einer Yamaha TZ 750 von Steve Baker drehen, die in den Jahren 1974 bis 1979 in der Formel 750 eingesetzt wurde – dem gedanklichen Vorläufer der heutigen Superbike-WM, die ebenfalls weltweit in einer eigenen Rennserie gefahren wurde, allerdings mit Zweitakt-Prototypen.
Die TZ750 wird von einem wassergekühlten Vierzylinder-Zweitaktmotor angetrieben. Das letzte Serienmodell leistete 1979 zirka 120 PS. Sie war damit das leistungsstärkste und schnellste käufliche Rennmotorrad ihrer Zeit und trug den Spitznamen «The Beast».
Für den Einsatz in der Formel 750 baute Yamaha spezielle Werksmaschinen, welche dem Production-Bike technisch deutlich voraus waren und bis zu 140 PS leisteten.
«Es war ein Riesenerlebnis, dass ich dieses Motorrad auf einer Rennstrecke wie Mugello fahren durfte, die über sehr viel Historie verfügt», erzählte Aegerter beim Treffen mit SPEEDWEEK.com im SBK-Fahrerlager von Most. «Mein Bike war von 1977. Es hat mir schon beim Warmlaufen jedes Härchen aufgestellt. Dieser Geruch und Sound sind sehr speziell, ich war auch ein bisschen nervös. Als ich losfahren wollte, habe ich den Motor zuerst mal abgewürgt, das war peinlich. Dann wusste ich, dass ich etwas mehr Gas geben und die Kupplung etwas länger schleifen lassen muss. Es ist bald 15 Jahre her, seit ich einen Zweitakter gefahren bin. Dann war es echt cool, ich konnte drei Runden fahren. Die Sitzposition und die Verschalung waren natürlich ganz anders.»
«Von der Leistung hätte ich gedacht, dass sie mehr hat», räumte der Schweizer ein. «Zu einem heutigen Superbike ist das kein Vergleich. Sie haben mir aber auch gesagt, dass die Vergasereinstellung und die Kompression nicht so waren, wie damals an einem Rennwochenende. Da hätte man noch zehn PS rausholen können, haben sie gemeint. Aber sie wollten das Originalmotorrad nicht kaputt machen. Wir sind auch alle sehr vorsichtig gefahren, es waren auch keine Reifenwärmer drauf. Es gab auch keine Zeitnahme, es ging nur um den Spaß. Das Bike ist giftig, ich hatte aber ehrlich mehr erwartet. Gardner fuhr mit der 750er und der 500er und sagte, dass die 500er viel mehr Power hat.»
Die 45 Jahre alten Rennmaschinen bezeichnete Aegerter als «andere Welt» und verdeutlichte: «Die Bremsen sind ganz anders. Der Grip war schon da und das Fahrwerk hat ein bisschen gearbeitet, sie hatten auch eine Windschutzscheibe. Es ist nicht komplett anders. Aber von den Bremsen, der Elektronik und der Leistung, die wir heute haben, waren sie damals weit weg. Heute haben wir brutal viel mehr Leistung, aber das kann man auch nicht vergleichen, so viele Jahre zurück. Mit der Zeit kommt die Entwicklung. Zu dieser Zeit waren das die schnellsten Motorräder, mit denen die Helden fuhren. Wenn ich wieder an so einem Event teilnehme, dann bin ich zuoberst auf der Liste, eine 500er zu testen. Da freue ich mich jetzt schon riesig drauf.»