Stefan Bradl: «Quali ist nicht Rossis Stärke»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl flitzte in Katar in der ersten Runde von Startplatz 7 in Führung. Jetzt ist er gespannt auf den Texas-GP und auf die Darbietungen der Open-Teams.

Stefan Bradl hat sich nach dem Katar-GP einem Laktakttest unterzogen, er jagte den Puls auf dem Ergometer bis auf 207 Schläge hoch und liess durch seinen Trainer, den Sportwissenschafter Bernd Thurner feststellen, dass er sich im Ausdauerbereich in den letzten vier Monaten deutlich verbessert hat.

Das wird ihm bei den nächsten Rennen nützlich sein, denn besonders in der zweiten Rennhälfte liessen bei Bradl im Vorjahr die Rundenzeiten stärker nach als bei den direkten Gegnern.

Beim Saisonauftakt in Katar konnte der LCR-Honda-Pilot seine bessere Pace über die Renndistanz nur während neun von 22 Runden unter Beweis stellen, dann rutschte er als Spitzenreiter über das Vorderrad weg.

Das Resümee nach dem Katar-GP ist bei Bradl eine Mischung zwischen Erleichterung, weil er den nötigen Speed zeigte, und Enttäuschung, weil sich eine erstklassige Podestchance bot. Und Platz 4 wäre auf jeden Fall möglich gewesen.

Stefan, das Thema Open Class wurde vor dem Saisonstart heiss diskutiert. Jetzt kann man kann sagen: Nichts wird so heiss gegessen, wie es gekocht wird?

Ja... Es hat sich so gezeigt. Aleix Espargaró war der heisseste Favorit, aber er hat im Qualifying etwas Nerven gezeigt, finde ich. Im Rennen war er als Vierter dann nicht schlecht. Aber er hat nicht die Performance gebracht, die er im Training gezeigt hat.

Wenn er wirklich am Anfang 24 statt 20 Liter rumkutschiert, dann muss diese zusätzliche Last auch abgebremst und beschleunigt werden?

Ich glaube, dass der Sprit nicht den grossen Unterschied ausmacht. Den wahren Unterschied macht der weichere Hinterreifen aus, den er in den freien Trainings und im Quali fahren darf; im Rennen hätte er die Distanz nicht durchgehalten.
Wenn man sich die Rennergebnisse von Katar anschaut, dann pflichte ich bei: Es wird nichts so heiss gegessen, wie es gekocht wird.
Und in Texas wird sich das Verhältnis auch wieder einpendeln. Die Factory-Fahrer werden vorne sein, die Fahrer mit den Open-Vorteilen werden ein bisschen Rückstand haben.
Bisher hat sich gezeigt, dass der Spritverbrauch nicht so viel ausmacht. Honda und Yamaha kommen mit 20 Liter im Rennen durch.
Die weicheren Hinterreifen werden bei Ducati und Forward-Yamaha das eine oder andere Mal im Rennen funktionieren, vielleicht in Le Mans, wenn es kühl ist und das Griplevel sowieso niedrig. Wenn dort die weichen Hinterreifen sogar für die Renndistanz brauchbar sind, kann es für die Factory-Teams bedrohlich werden.

Aber du musst im dritten freien Training aufpassen, dass du unter den ersten zehn bist und somit direkt ins Q2 kommst. Denn mit den drei Ducati von Dovizioso, Crutchlow und Iannone sowie Aleix Espargaró kann es sonst passieren, dass ein Fahrer wie du auf Platz 9, 10 oder11 zurückrutscht?

Ja, auch im Qualifying muss man sich gewaltig anstrengen. Man hat es bei Rossi gesehen, der in Katar Zehnter war. Man weiss, dass dieses 15-Minuten-Qualifying-Format nicht seine Stärke ist. Im Rennen holt er dann wieder die Kohlen aus dem Feuer.
Aber es ist richtig. Man muss Obacht geben, sonst ist man ruck-zuck mal Zehnter oder Zwölfter, wenn man das Q2 nicht auf direktem Weg erreicht.

Du hast auf Rossis Stärke im Rennen angespielt. Aber du selber hast in Katar auch eine starke Rennperformance gezeigt – in den ersten neun Runden. Du bist in der ersten Runde von Startplatz 7 in Führung gegangen. Heisst das, die Qualifying-Position ist überbewertet?

Nein, nicht überbewertet. Aber im Rennen werden die Karten neu gemischt. Die Qualifying-Kräfteverhältnisse sind deutlich anders als nachher im Rennen. Im Rennen fallen die Vorteile der weichen Reifen der Open-Fahrer weg.
Ich bin gespannt auf Texas. Dort ist die Strecke sehr lang. Ich weiss nicht, ob der weiche Hinterreifen dort genau so viele Vorteile bringt wie in Katar. In Le Mans ist die Piste eher kürzer, dort könnte er grössere Vorteile bringen. Das wird von Strecke zu Strecke unterschiedlich sein.

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