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Gespann-WM: Zitterpartie für Champion Adriaenssen

Von Axel Koenigsbeck
Die alten und neuen Weltmeister Adriaenssen/van den Bogaart (re.) kämpften mit Problemen

Die alten und neuen Weltmeister Adriaenssen/van den Bogaart (re.) kämpften mit Problemen

Beim Finale der Motocross-Gespann-WM in Rudersberg hätte der Titelkampf noch einmal spannend werden können. Doch wegen des schlechten Streckenzustandes wurde der entscheidende zweite Lauf abgesagt.

Mit 28 Punkten Rückstand auf die Titelverteidiger Adriaenssen/van den Bogaart und dem bereits sicheren zweiten WM-Platz hatten Etienne Bax/Kaspars Stupelis in Rudersberg nichts mehr zu verlieren. Allein aus eigener Kraft konnten die Vizeweltmeister das Blatt jedoch nicht mehr wenden. Dazu brauchte es schon Technikpech der Gegner oder unkalkulierbare Rahmenbedingungen. Und die gab es, nachdem Regenfälle die Bahn in der Nacht zum Rennsonntag aufgeweicht hatte. Während die beiden Bens auf den morgendlichen Proberunden mit ihrer Gestik keinen Zweifel daran ließen, dass der Streckenzustand kein reguläres Rennen erlauben würde, spekulierten Bax/Stupelis auf die Unwägbarkeiten einer solch problematischen Ausgangssituation.

Nachdem der Regen am Vormittag aufhörte, drohte der lehmige Boden schwer zu werden. Auch wenn es zunächst paradox schien, aktivierten die Rudersberger vor dem ersten Lauf ihre Bewässerungsanlage, um den zähen Schlamm anzulösen. Die Rechnung ging auf: Die ersten Runden konnten alle Teams relativ problemlos absolvieren. Allen voran Stuart Brown/Josh Chamberlain, die den Start vor den jungen Schweden Philip und Simon Stenborg gewannen. Bax/Stupelis und die Franzosen Valentin Giraud/Nicolas Musset folgten dichtauf, auch Andreas Bürgler/Martin Betschart waren mit von der Partie. Bald setzte sich Bax an die Spitze. Giraud duellierte sich mit Jan Hendrickx/Elvijs Mucenieks, bis das belgisch-lettische Duo zurückfiel, weil sich das Getriebe nicht mehr schalten ließ. Auch Adriaenssen kämpfte zeitweise mehr mit seiner Schaltung als mit der Konkurrenz.

Nach der halben Renndistanz ließ die Wirkung der Wässerung nach. Vor allem in den unteren Abschnitten der am Hang gelegenen Strecke wurde der Boden schwer und manche Teams blieben stecken. In der neunten Runde war der Infarkt perfekt und die Rennleitung ließ die rote Flagge zeigen. Immerhin hatte die gewertete Distanz mit acht Runden für die volle Punktzahl gereicht, Bax fehlten jetzt nurmehr 18 Zähler auf Adriaenssen, die WM schien damit noch offen. Zunächst sollte der zweite Lauf durchgeführt werden, nachdem alle Rahmenrennen bereits im Vorfeld abgeblasen worden waren, um die Strecke zu schonen. Doch dann sagten die Verantwortlichen den letzten Durchgang ab, weil die Piste in der kurzen Zeit nicht mehr für ein halbwegs reguläres Rennen hergerichtet werden konnte. Damit waren Adriaenssen/van den Bogaart wiederum Weltmeister.

Mit dem vierten Rang erkämpften Andreas Bürgler/Martin Betschart ihr bestes WM-Ergebnis der Saison. Eigentlich wollten die beiden Schweizer nach dieser Saison ihre Karriere beenden. Doch die Fans dürfen hoffen, denn auf eine entsprechend formulierte Frage antwortete Bürgler nach dem Rennen recht unverblümt: «Was ist schon endgültig? Wenn die Sponsoren mitmachen...»

Neben Bürgler brillierten Roland Sutter/Meinrad Schelbert in Rudersberg. Bruno Kälin, der Beifahrer für alle Fälle, stand diesmal bei Andreas Clohse im Boot. «Ich hatte vier weitere Anfragen, aber Clohse hatte mich am letzten Sonntag zuerst kontaktiert und damit hatte er den Zuschlag.» Zur Erinnerung: Der Belgier hatte den Frankreich-GP am letzten Sonntag vorzeitig beendet, weil Beifahrer Delajon bereits nach wenigen Runden massiv abgebaut hatte. Remo Inderbitzin/Pascal Brechbühl komplettierten den eidgenössischen Erfolg.

Von den deutschen Teams hatten Martin Walter/Johannes Vonbun mit dem dritten Platz im Quali-Race Hoffnung aufkommen lassen. Doch kann Walters lädierte Gashand nicht so fest zupacken, wie es im Schlamm notwendig wäre. Dadurch geriet das Team bald ins Hintertreffen. Als bestes deutsches Gespann durften sich damit Marcel Faustmann/Ronny Benning feiern. Tobias Blank/Michael Klooz fielen dem Modder zum Opfer. Silvio Senz/Stefan Nicke und Adrian Peter/Robin Ohl waren bereits in der Qualifikationsrunde gescheitert.

Motocross-Gespann-WM Rudersberg/D:

1. Lauf: 1. Bax/Stupelis (NL/LV), WSP-Zabel. 2. Brown/J. Chamberlain (GB), WSP-Zabel. 3. Giraud/Musset (F), WHT-KTM. 4. Bürgler/Betschart (CH), VMC-KTM. 5. Rozehnal/Rozehnal (CZ), VMC-Zabel. 6. Adriaenssen/van den Boogart (B), WSP-Husqvarna. 7. M. Willemsen/Eggink (NL), WSP-Zabel. 8. Suter/Schelbert (CH), VMC-Zabel. 9. Stenborg/Stenborg (S), VMC-Zabel. 10. Millard/Millard (GB), WHT-KTM. 11. Keuben/Keuben (NL), VMC-Zabel. 12. Cerny/Musil (CZ) WSP-Jawa. 13. Faustmann/Benning (D), WSP-Zabel. 14. Jan Hendrickx/Mucenieks (B/LV), WSP-KTM. 15. Clohse/Kälin (B/CH), VMC-Zabel. 16. Inderbitzin/Brechbühl (CH), VMC-KTM. 17. Santermans/Valcke (B), WSP-KTM. 18. Van Werven/Beunk (NL), WSP-Zabel. 19. Walter/Vonbun (D/A), WHT-Zabel. 20. Hermans/van Gaalen (NL), WSP-Zabel.

Enstand nach 20 Läufen: 1. Adriaenssen, 420 Punkte. 2. Bax 402. 3. Brown 317. 4. Jan Hendrickx 315. 5. Giraud 301. 6. Stenborg 206. 7. Van Daele 190. 8. Rozehnal 181. 9. D.Willemsen 179. 10. Millard 165. 16. Bürgler 99. 24. Walter 38. 27. Clohse 30. 30. Battaglia 24. 31. Suter 22. 38. Faustmann 12. 39. Morch 10. 41. Blank 8. 43. Weiss 7. 44. Senz 6. 54. Garhammer 1.

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