Geringes Restrisiko
Martin Albrecht fliegt 200 Stunden im Jahr
Der 35-jährige Maschinenbauingenieur, Test- und Berufspilot sowie Geschäftsführer der MT-Propeller Entwicklung GmbH arbeitet gemeinsam mit seiner Mannschaft seit fünf Monaten an einem neuen Rennpropeller. In einem Monat soll er fertig sein, nach hoffentlich erfolgreichen Tests in die Produktion gehen und dann die 90,000 Euro Entwicklungskosten, die ein im RTM-Verfahren gebauter Prototyp im Schnitt schluckt, möglichst bald wieder zurück auf die Haben-Seite spielen.
Wie geht man vor, wenn man einen neuen Prop entwickelt? Studiert man die Lufteinlässe, die Aerodynamik des Fliegers?
Nein, eigentlich gar nicht. Wir betrachten immer den isolierten Propeller. Was wir schon beachten ist, dass der Lufteinlass von der Propellertriebene immer weiter weg kommt. Dadurch hat man einen Vorteil, weil der Propeller hier eine Luftdruckerhöhung macht. Im Lufteinlass gibt es einen Staulufteffekt und der Propeller hilft noch ein Stück dazu. Wenn man also 1,1 Bar hat, dann macht der Propeller daraus vielleicht 1,17 Bar. Das bedeutet dann natürlich mehr Leistung fürs Triebwerk. Wenn mehr Luft drin ist, kann man mehr Sprit dazugeben und bekommt somit mehr Leistung.
Würde es nicht einen grossen Unterschied machen, wenn MT mit einem Flugzeughersteller wie MX-Aircraft kooperieren würde?
Wenn uns der Hersteller sagen würde, dass er den Lufteinlass da und dort baut und wir ihm im Gegenzug sagen würden, welcher Schub in diesem Bereich möglich ist, und wie es wäre, wenn man es in die andere Richtung versetzen würde – das wäre schon interessant.
Eine Zukunftsvision?
Ja, schon möglich.
Die Entwicklung im passiert im Air Race mit einem unglaublichen Tempo. Motorsport und Fliegerei, eine explosive Mischung...
Fliegen ist sicher nie gefährlicher als Autofahren. Das beweist ja das Red Bull Air Race. Seit dem Anfang ist zwar einiges vorgefallen, aber es ist nie wirklich etwas passiert. Und ich glaube, dass es keinen Motorsport gibt, von dem man sagen kann, dass seit neun Jahren eigentlich nichts passiert ist. In jeder Rallye fährt einer gegen den Baum, bei jedem Motorradrennen überschlägt sich einer und bricht sich das Genick, da passiert überall mehr. Klar ist bei jeder Extremsportart ein Restrisiko dabei, aber die Piloten kommen alle aus dem klassischen Kunstflug. Man muss auf der internationalen Weltmeisterschaft mindestens bei dem besten 50 Prozent dabei sein um überhaupt in Frage zu kommen. Da hat man schon ein relativ gutes Flugverhalten und Erfahrungspotenzial aufgebaut und kann brenzlige Situationen handeln.
Übernimmt man sich als Pilot denn nie?
Nein, sicher nicht. Die Rennpiloten fallen ja nicht alle vom Himmel! Die fangen mit Kunstfliegen an, machen das über Jahre und bauen damit Potenzial auf. Es gibt keinen, der mit 18 hier mitfliegt, wird es auch nie geben.
Pete McLeod ist 25.
Gut, aber er hat sieben Jahre lang nichts anderes gemacht als Kunstflug und hat davon gelebt. Der Rest der ist um die 35 Jahre alt. Das ist das leichte Problem des Sports, dass sie keine 17-jährigen Rookies gibt. Dann, glaube ich, würde etwas passieren.
Sie selbst sind Kunstflugpilot. Interesse?
Nachdem ich als Österreicher letztes Jahr bester deutscher Kunstflugpilot geworden bin, wäre das schon interessant. Es ist nicht so, dass ich sagen würde, Katastrophe, würde ich nie machen. Aber ich bin nun mal bei MT-Propeller Geschäftsführer.
Lesen Sie in der neuen SPEEDWEEK, Heft 7, ob der Propeller wirklich nur Mittel zum Zweck ist, oder doch mehr bringt als nur den nötigen Schub zum Fliegen.