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Stefan Bradl (Honda/16.): «Ganz bitter zu schlucken»

Von Ivo Schützbach
Stefan Bradl

Stefan Bradl

Gegenüber den Testfahrten hat Red Bull Honda im heutigen Qualifying der Superbike-WM auf Phillip Island einen Riesenschritt gemacht. Wieso es für Stefan Bradl trotzdem nur zu Platz 16 reichte.

SPEEDWEEK.com hat ausführlich darüber berichtet, welche Mühen Honda und Partner Cosworth nach dem Test-Desaster am Dienstag auf sich nahmen, um mit der neuen Fireblade für den WM-Auftakt dieses Wochenende in die Spur zu kommen.

Tatsächlich fuhr Stefan Bradl am Freitagmorgen mit geändertem Elektronik-Mapping innerhalb kürzester Zeit um 1,089 sec schneller – dann stagnierte die CBR1000RR.

«Wir haben einen Riesenschritt gemacht», hielt Honda-Teammanager Ronald ten Kate fest. «Jetzt brauchen wir noch so einen, dann sind wir wieder bei den Leuten.»

Sein Pilot stimmte ihm zu. «Im Vergleich zum Test konnten wir uns verbessern, das war auch bitter notwendig», so Bradl. «Es war wichtig, dass wir auf diesem Weg weitermachen, das haben die Jungs auch probiert. Aber wir sind ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen. In der Früh wurde die Verbindung zwischen Gasgriff und Hinterrad deutlich besser, das funktioniert aber nur in einem schmalen Fenster, in dem ich mich wohlfühle. Mit neuem Reifen zum Schluss hatte ich zweimal fast einen Abflug, dass ich mir gedacht habe, dass es das nicht sein kann.»

Die Hälfte der Piloten fuhr die schnellere Zeit im ersten Qualifying am Morgen, auch Bradl. Nach zwei Stunden Training fand sich der ehemalige Moto2-Champion auf Platz 16 wieder – 1,518 sec hinter der Bestzeit von Chaz Davies (Aruba Ducati). Positiv: Im Test betrug der Rückstand zur Spitze noch 2,251 sec.

«Wir müssen auf das zurückgehen, was wir am Vormittag hatten», meinte Bradl zu SPEEDWEEK.com. «Das hat sich besser angefühlt. Das Problem ist, dass du am Fahrwerk und am Setting nicht viel ändern kannst, weil alles immer darauf zurückkommt, was die Elektronik macht. Speziell in den langgezogenen Kurven, wo du viel in maximaler Schräglage fährst, war kein Gefühl zum Hinterreifen da, der schmiert teilweise schlagartig weg. Das kostet viel Vertrauen und auch Zeit. Der Abstand ist viel zu groß. Am Nachmittag fehlte mir nicht mehr viel zu Nicky, er stagniert auch. Obwohl die Streckenbedingungen schlechter waren, haben sich andere Fahrer verbessert – wir tun uns schwer. Uns fehlt das Vertrauen, es ist aber auch noch viel zu viel im Motorrad falsch eingestellt. Das Ding hat im sechsten Gang Wheelies gemacht, 80 Meter lang, kurz vor dem Anbremspunkt auf Kurve 1 mit 312 km/h – das habe ich auch noch nicht gekannt. Das alles wirst du nicht auf einen Schlag los, in dem du das, das und das änderst. Es ist ja so, dass wir immer noch im Trüben fischen.»

Bradl: «Ich mache nichts grob verkehrt»

Objektiv betrachtet ist mit der neuen Honda Fireblade derzeit nicht mehr möglich, als Bradls Red-Bull-Teamkollege Nicky Hayden zeigt. Der Amerikaner liegt 0,910 sec hinter der Spitze und fuhr 0,608 sec schneller als Stefan. «Nicky hat mit 1:31,1 min eine gute Runde rausgepresst, da hat er einen guten Zug erwischt», weiß Bradl. «Aber wenn du auf die Liste schaust, dann ist das eine Runde. Seine zweite ist 7/10 sec langsamer.»

Wenn man bedenkt, dass das Team die Motorräder erst seit dem 6. Januar 2017 hat und daran arbeitet, ist 1:31,1 min beachtlich.

Trotzdem sagt Bradl: «Soll mich das zufrieden stellen? Ich schaue auf die Zeitenliste, sehe mich an 16. Stelle herumgurken, das langweilt, das macht keinen Bock. Im Endeffekt haben wir das aber gewusst. Klar, ich hatte mir vorgenommen, knapp an den Top-10 zu kratzen, aber das ist halt jetzt nicht der Fall. Es hilft nichts, wenn wir den Kopf in den Sand stecken, aber trotzdem ist das ganz bitter zu schlucken, so wie es momentan ist. Wir stecken ein bisschen in der Klemme, hätte, wenn und aber helfen nicht, da müssen wir uns rausarbeiten.»

Chaz Davies fuhr seine schnellste Runde am Freitagmorgen, als er Jonathan Rea am Hinterrad klebte. Hinter Davies fuhr Bradl, dahinter Markus Reiterberger. Davies und Reiti fuhren in besagter Runde ihre beste Zeit.

«Ich habe mir auch was abgeschaut», erzählte Bradl. «Ich bin auch dem van der Mark mal nachgefahren. Ich verliere deutlich beim Rausbeschleunigen, speziell auf schnellen Stücken, wenn du auf der Reifenkante fährst, im dritten Gang, wo du viel Vertrauen brauchst. Da drosselt es bei uns viel zu unkonstant. Das funktioniert nicht optimal, deshalb kannst du keinen Zug aus der Kurve raus mitnehmen und auch kein Vertrauen haben. Von den anderen ist keiner dabei, der eine andere Linie fährt als ich, ich mache nichts grob verkehrt. Aber es fehlt halt in jeder Kurve 1/10 sec, auf den schnellen Stücken auch mal 2/10 sec – so summiert sich das.»

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