Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Falsche Strategie: Mit jetzigem Konzept stirbt Bimota

Von Ivo Schützbach
Bimota hat sich mit dem Einstieg in die Superbike-WM komplett verzockt. Dass das nicht gutgehen konnte, erkannten potenzielle Investoren bereits vor Jahren – und winkten ab.

«Da ich bei Übernahmegesprächen mit dem vorherigen Eigentümer Dr. Comini der leitende Manager für eine Private-Equity-Gruppe aus Tschechien war, weiß ich sehr genau, wo das Problem bei Bimota liegt», erklärte Andreas Leuthe, der seit Jahren als Export-Manager und Berater in der Industrie tätig ist, im Exklusivgespräch mit SPEEDWEEK.com.

«Wenn du den kompletten Absatz von BMW SBK Straßenmotorrädern weltweit nimmst, und davon zehn Prozent beanspruchen würdest, was nicht realistisch ist, wären die geforderten SBK-Stückzahlen für Bimota nie zu erreichen. Superbike- und Supersport-Motorräder sind heute nur schwer verkäuflich, aber das scheint den meisten Rennexperten entgangen zu sein. Nach einer genauen Due Diligence und Marktstudien war klar, dass Bimota in seiner jetzigen Form nicht existieren kann. Das Gleiche war für Moto Morini und andere der Fall. Schau dir MV Agusta an, tragisch. Harley-Davidson, ein Experte in Sachen Motorradbusiness, hat den Laden dann hergeschenkt, obwohl die bereits viele Millionen investiert hatten. Harley ist sehr clever und pragmatisch und weltweit die Nummer 1 für Motorräder über 750 ccm. MotoGP oder SBK müssen die sicher nicht machen»

Der Motorrad-Weltverband FIM schreibt vor, dass ein Hersteller innerhalb zwei Jahren 1000 Stück seines Superbikes bauen muss, um die finale Homologation für die Weltmeisterschaft zu erhalten. Bimota hat für die BB3 im ersten Jahr 26 Motoren von BMW erhalten, es ist anzunehmen, dass auch nur so viele Motorräder gebaut wurden. Entsprechend wurde der Hersteller im August aus der WM ausgeschlossen.

«Batta ist nicht der richtige Mann, da er nur Rennspezialist ist und in erster Linie den Bestand seines Teams sichern will», beurteilt Leuthe Bimota-Partner Alstare. «Er hat gemeint, er würde durch den Renneinsatz die Verkaufszahlen in die Höhe treiben können. Vergessen hat er dabei, dass Bimota-Kunden gar keine Motorradrennen anschauen, da diese am Sonntag andere schöne Dinge tun. Hätte sich Batta mal die Absatzzahlen der Konkurrenz angeschaut, hätte er sofort sehen müssen, dass die Superbike-WM für Bimota ein unmögliches Unterfangen darstellt. Wenn Rennsport, dann Moto2-WM, da man sich dort mit relativ wenig Aufwand eine super Werbeplattform schaffen kann.»

Bimota genießt hohes Ansehen

Bei Bimota fehlt es an allem: zu wenig Eigenkapital, zu wenig Manpower, keine Händler, keine Vertriebsstruktur. Lediglich Passion und Blauäugigkeit sind im Überfluss vorhanden.

«Du brauchst eine solide Finanzierung auf mindestens fünf Jahre, damit eine reibungslose Produktion gewährleistet ist», weiß Leuthe. «Abgesehen davon brauchst du echte Profis für die Distribution, damit meine ich Importeure, welche dieses Geschäft seit Jahren kennen. Auch Aprilia kann das Superbike nicht verkaufen, obwohl sie bereits zwei Titel eingefahren haben. Die Motorräder setzen im Handel bereits Rost an, aber Piaggio subventioniert die Aprilia-Geschäftsleitung, da es in Italien mit den Gewerkschaften fast unmöglich ist, diese Firma zu schließen.»

Der Badener ist überzeugt: «Bimota hätte eine gute Zukunft vor sich, da die Marke immer noch ein hohes Ansehen weltweit hat. Um das Überleben zu sichern, müsste man einiges ändern: Finanzierung mit Investoren und Businessplan auf fünf Jahre. Neue Partner für die Distribution mit zentralem Europa-Auslieferungslager für Motorräder und Ersatzteile. Neue Märkte wie Indien und China mit neuer Modellpalette erschließen. Gezieltes Marketing und nicht unnütze Bimota Days, die nur zur Selbstdarstellung dienen und den Verkauf nicht wirklich ankurbeln. Neue Modelle wie Yamaha R3 und KTM RC 125 bis 200 und 390. Dies habe ich schon vor fünf Jahren Dr. Comini vorgeschlagen. Die aktuellen Bimota-Modelle sind nur noch in ganz kleinen Nischenmärkten zu verkaufen und sollten auf Lifestyle-Messen beziehungsweise Millionärsmessen wie in Moskau oder Dubai beworben werden, da große Stückzahlen nicht zu machen und die Produktionskosten zu hoch sind.»

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