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Tourenwagen-Team: Schnitzel oder Schonkost?

Kolumne von Friedbert Holz
Gute Gegner und Kollegen: Harald Grohs (vorn) und Dieter Quester (hinten).

Gute Gegner und Kollegen: Harald Grohs (vorn) und Dieter Quester (hinten).

Geschichten aus einer anderen Zeit: Unser Autor Friedbert Holz war lange Jahre BMW-Pressesprecher fürs schnelle Fach. Diesmal: Gesundes, vielleicht allzu gesundes Team-Building mit Willi Dungl.

Als Niki Lauda 1976 seinen fürchterlichen Feuerunfall auf dem Nürburgring erlitten hatte, half ihm ein Landsmann wieder ganz wesentlich auf die Beine: Willi Dungl. Dieser Professor aus Wien, der durch eine eigene schwere Krankheit, die er sich als Sanitätssoldat in Afrika zugezogen hatte, ins Gesundheits-Thema gezogen worden war, wurde zu einer Art Kräuter- und Gesundheits-Guru. Er half vielen Sportlern bei ihrer Rekonvaleszenz, so auch Kris Nissen aus Dänemark nach dessen Feuerunfall im Gruppe-C-Auto in Japan. Nissen, der 1989 bei BMW als DTM-Werksfahrer verpflichtet wurde, machte Rennleiter Karsten Engel daher aus eigener guter Erfahrung den Vorschlag für eine Gesundheitswoche aller Fahrer bei Willi Dungl.

Als Pionier einer ganzheitlichen Gesundheitspflege hatte Dungl reichlich Erfahrung mit dem Mix aus richtiger Ernährung, Körper-Entgiftung und viel Bewegung. Er sammelte aber nicht nur Kräuter mit besonderer Heilkraft, er schuf auch eine besondere Körner-Kost und kredenzte seinen Kunden ganz spezielle Tee-Sorten. Und er war geschäftstüchtig, baute 1986 in Gars am Kamp ein Biotrainings-Zentrum, das er 2001 um ein so genanntes Aktiv-Hotel ergänzte. Dort war alles auf Gesundheit ausgerichtet: Selbst die Betten in den Zimmern besaßen keine Metallschrauben, waren vielmehr zusammen gesteckt mit einem ganz besonderen Klebstoff aus Honig.

In diese Umgebung rückten wir nun an: alle damaligen Werks- und Vertragsfahrer, sowie Rennleiter Engel. Ich hatte ein paar Fachjournalisten eingeladen. Sie sollten während dieser paar Tage bei Willi Dungl besonderen Kontakt zu unseren Piloten vor der Renn-Saison aufbauen können und sich ganz nebenbei auch mit der besonderen Heilmethode des prominenten Österreichers auseinander setzen.

Kein Kindergeburtstag

Schon bei der Anreise wurde klar, dass die Zeit bei Dungl nicht einfach werden würde. Denn die Tage, so verriet uns das Programm, begannen mit Jogging-Runden und viel Frühsport im Freien, gefolgt von Massage- und Fitness-Stunden im Hotel, auch Schwimmen und Radfahren gehörten zu den Quäl-Einheiten. Schließlich durften wir nur die von Dungl selbst zubereitete Schonkost zu uns nehmen, als Getränke gab’s dazu lauwarmes Wasser oder Tee. Alkohol war strikt untersagt. Zwar wurde im Hotel ein spezielles, eigens gebrautes Dungl-Bier angeboten, doch dessen Geschmack beleidigte eher unsere verwöhnten Gaumen.

Wie es sich für optimales Team-Building gehörte, saßen wir bei den Essen zusammen an einem langen Tisch, jeder hatte seinen festen Platz. Auch Karsten Engel aß mit uns, doch an einem Abend musste er für einen wichtigen Termin mit Motorsportchef Karl-Heinz Kalbfell nach München. Am nächsten Nachmittag würde er wieder zurück sein, so sagte er. Und er bestimmte Dieter Quester, den Senior in unserer illustren Runde, zum Interims-Chef und «Aufpasser».

Diese Rolle gefiel Dieter gut: Nicht nur, dass er schon seit vielen Jahren die Dunglsche Ernährungs-Philosophie wie ein Schwamm aufgesogen und für sich auch praktiziert hatte. Er spielte damals auch gerne den Moralisten – wer seine unzähligen Spaß-Attacken vor allem mit Poldi von Bayern oder Hans Joachim Stuck kannte, musste schon staunen! Also spielte er brav an diesem Abend den Aufseher über die quirlige Fahrer-Truppe. Doch plötzlich stutzte er: Harald Grohs war nicht da!

«Nippel», wie Harald liebevoll von allen genannt wurde, hatte es sich an diesem Abend anders überlegt. Er wollte jener fleischlosen Dungl-Kost, die so gar nicht sein Ding war, entfliehen und marschierte schnurstracks ins nahe gelegene Dorfwirtshaus. Dort genehmigte er sich offenbar ein Essen seiner Wahl, auch ein Bier, und kam etwas später wieder zu uns in den Speisesaal zurück.

Als Quester den Ausbüxer sah, schoß er, wie von der Tarantel gestochen, von seinem Platz auf und stellte Harald zur Rede. Wo er denn gewesen sei, wollte er wissen, ob er gar Fleisch gegessen habe und was seine «Flucht» überhaupt solle. Das alles werde Konsequenzen nach sich ziehen, solch ein unkollegiales Verhalten sei nicht zu akzeptieren. Doch Harald lachte ihn nur aus und verkündete vor versammelter Mannschaft: «Weißt du, Dieter, auch wenn ich am Abend ein Schnitzel esse, fahre ich dir am nächsten Tag immer noch durchs Auto!»

Dann machte er kehrt und ging in sein Zimmer, ließ eine lauthals lachende Truppe zurück, was den guten Dieter nur noch mehr ärgerte. Ob er diesen Lapsus von Harald aber jemals Rennleiter Engel verraten hat, kam nie heraus – in dieser Hinsicht war der stets zu Späßen aufgelegte Quester dann doch zu sehr Sportsmann!

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