BMW winkt ab – bis zu 7 Hersteller in Supersport-WM!

Kolumne von Ivo Schützbach
Die Ankündigung, dass wir schon bald Ducati, Triumph und Aprilia in der Supersport-WM sehen werden, sorgt für selten hohes Interesse an dieser Meisterschaft. Doch für 2021 gibt es einige Hindernisse.

Weil Maschinen mit 600 ccm im europäischen und US-Markt seit Jahren kaum noch eine Rolle spielen und sich Kunden zunehmend Motorräder mit mehr Hubraum zulegen, leidet das Engagement der Hersteller sowie das Interesse von Fans und Medien an der Supersport-WM.

Die im Januar 2017 homologierte Yamaha R6 ist das modernste Modell, die Kawasaki geht zurück auf das Jahr 2009! Die letzten vier Jahre stellte die Manufaktur mit den drei Stimmgabeln im Logo den Weltmeister, die Serie wurde zunehmend ein Yamaha-Cup.

Die Ankündigung, dass der Hubraum in absehbarer Zeit auf knapp 1000 ccm erhöht wird und dann auch Ducati, Triumph und Aprilia mitmischen, sorgt für Euphorie und viel Interesse an der mittleren Hubraumkategorie.

18 Monate lang haben die Techniker des Motorrad-Weltverbands FIM eine Formel ausgetüftelt, um die verschiedenen Konzepte von 2- bis 4-Zylinder und von 600 bis nahezu 1000 ccm balancieren zu können. Diese orientiert sich an der Handicap-Regel, wie sie in ähnlicher Form in der 300er-WM angewendet wird. Dort werden die Motorräder über das Gewicht, die Drehzahl und den erlaubten Tuninggrad auf die nahezu gleiche Leistungsfähigkeit gebracht. Bei den Supersportlern soll es der FIM zudem möglich sein, die Öffnung der Drosselklappen elektronisch zu beschränken.

Die FIM wird die heutigen 600er-Vierzylinder-Maschinen als Ausgangspunkt nehmen, was die Power und das Gewicht betrifft. Die besten Motoren leisten heute 145 PS, diese Motorräder sollen auch zukünftig eine Chance haben.

Doch alle Beteiligten wissen, dass die Umsetzung für 2021 ein schwieriges Unterfangen ist. Die erste Woche im Oktober ist verstrichen, die Teams müssen dringend für nächste Saison planen. Bislang gibt es bezüglich der Hubraumerhöhung weder eine Zusage der Hersteller, noch ein verbindliches Reglement und auch keine offizielle Verlautbarung von Promoter Dorna.

FIM Technical Director Scott Smart ist sehr zuversichtlich, dass die Balance-Regel bis zum Start der nächsten Saison im April 2021 so gut funktioniert, dass alle Hersteller auf einem Level agieren. Der Engländer will bis Ende des Jahres sämtliche Balance-Arbeiten abgeschlossen haben, dafür muss er mit jedem Motorrad umfangreiche Prüfstandtests durchführen.

Kawasaki wird mit der ZX-6R weitermachen, es besteht kein Interesse seitens des japanischen Herstellers, die größere 636 einzusetzen.

Honda bringt die neue CBR600RR, erstmals mit Ride-by-wire.

Yamahas R6 als erfolgreichstes Bike der letzten Jahre wird bei allen Prüfstandtests als Referenz dienen.

MV Agusta möchte unbedingt auf die F3 mit 800 ccm umsteigen, weil diese standfester ist. Dafür liegt auch seit Längerem ein offizieller Antrag bei der Dorna und FIM auf dem Tisch.

Ducati will die Twin-Panigale 959 einsetzen, Aprilia die RS 660 und Triumph die Street Triple RS 765, der man nur eine Verkleidung verpassen muss. Derselbe Motor wird seit 2019 in der Moto2-WM eingesetzt.

Es bestand auch die Hoffnung, BMW mit ins Boot zu holen – die F900R wäre mit Verkleidung eine passende Maschine. «Unser klarer Fokus ist die Superbike-WM mit der RR», betonte BMW-Geschäftsführer Dr. Markus Schramm gegenüber SPEEDWEEK.com. «Ich kann auch in den nächsten Jahren nicht sehen, dass wir davon abweichen.»

Vergangenes Wochenende erhielten alle betroffenen Mitglieder der Herstellervereinigung MSMA eine E-Mail von Smart bezüglich des Supersport-WM-Reglements für 2021. Denn nur wenn sie es absegnen, wird die Hubraumerhöhung Wirklichkeit.

Die Dorna ist nicht so optimistisch wie die FIM. Die spanische Agentur sieht die hohen Kosten, die mit den umfangreichen Vorabtests, der späteren Auswertung der Daten und der steten Anpassung der Elektronik während einer Saison verbunden sind.

«Wir haben keine Eile, weil wir ein gut gefülltes Startfeld haben», betonte ein hochrangiger Dorna-Manager. «Covid-19 verkompliziert die Situation zusätzlich, weil wir nicht wissen, ob mit den aktuellen Reisebeschränkungen alle Tests wie geplant stattfinden können. Das Balance-System muss ausgefeilt sein, wenn wir damit in die Saison 2021 starten. Wir können auch bis 2022 warten und die Änderung in aller Ruhe auf den Weg bringen.»

Die kommenden zwei Wochen wird Folgendes passieren: Stimmen die sieben Hersteller Aprilia, Ducati, Honda, Kawasaki, MV Agusta, Triumph und Yamaha der Regeländerung zu, dann wird sie bereits für 2021 durchgesetzt.

Dann hat die Dorna die Garantie, dass sie im Fall von Problemen mit der Balance of Performance nicht alleine an den Pranger gestellt wird, sondern auch die FIM und die Hersteller in der Verantwortung stehen.

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