Freudenberg: «Strafe für Jan-Ole Jähnig ist haltlos»

Von Ivo Schützbach
Auch nach zweimal drüber schlafen kann KTM-Teamchef Carsten Freudenberg nicht fassen, was ihm und seinem Piloten Jan-Ole-Jähnig bei der Supersport-300-WM in Assen wiederfahren ist.

Im Rennen der Supersport-300-WM kamen die ersten 19 (!) Fahrer innerhalb 2,3 sec ins Ziel, jeder kann sich ausmalen, wie die Youngster mit ihren leistungsschwachen Motorrädern auf dem TT Circuit beherzt um jeden Zentimeter gekämpft haben.

Als Sieger fuhr der Spanier Manuel Gonzalez (Kawasaki) über den Zielstrich, knapp dahinter der Thüringer Jan-Ole Jähnig (KTM) und Lokalmatador Scott Deroue (Kawasaki).

Gonzalez hatte die Schikane vor der Zielgeraden abgekürzt, außer ihm auch Weltmeisterin Ana Carrasco und der WM-Dritte Hugo De Cancellis. Doch die Rennleitung bestrafte lediglich Jähnig und stufte ihn vom zweiten auf den dritten Platz zurück!

Begründung: Jähnig wäre vor der letzten Schikane neben der Strecke gefahren und hätte Gonzalez so angeschoben, dass dieser in der Schikane geradeaus fahren musste. Beides ist richtig. Aber so gut wie jeder der 34 Fahrer verließ während der zwölf Runden mindestens einmal die Rennstrecke, bestraft wurde nur der Deutsche. Gonzalez hatte durch die Abkürzung sogar einen Vorteil.

Die Entscheidung der Rennleitung sorgte für viele Diskussionen und Unverständnis, wieder einmal wird die Kompetenz der FIM-Funktionäre in Frage gestellt.

«Das kann absolut nicht sein, dass man mit so haltlosen Sachen die Fahrer bestraft», brachte es Jähnigs KTM-Teamchef Carsten Freudenberg auf den Punkt. «Jan-Ole hat völlig richtig gehandelt. Er fuhr einen halben Meter oder Meter neben die Strecke, aber diese Zonen wurden auf den Rennstrecken an Stellen geschaffen, wo man weiß, dass es eng werden kann. Und wo die Fahrer das im Notfall auch nützen können. Jan-Ole fuhr einen weiten Bogen, er hat keinen Vorteil aus der Situation gezogen. Im Gegenteil, er musste einen weiteren Weg fahren. Gonzalez war innen und hat ihn nach außen gedrückt. Hätte er dagegengehalten, wäre das sicherlich nicht so glimpflich ausgegangen. Er hat gemacht, was man machen muss, und dem Gegner Luft gelassen und ist ordentlich in die Schikane reingefahren. Gonzalez und Carrasco fuhren gerade durch die Schikane und haben abgekürzt, das kann so nicht sein.»

Der Sachse gegenüber SPEEDWEEK.com weiter: «Ich verstehe nicht, weshalb Jan-Ole bestraft wird und die anderen nicht. Darauf hätte ich von der Rennleitung gerne eine Antwort. Mit solchen Entscheidungen ist auch KTM nicht zufrieden, in Zukunft müssen die Maßstäbe für alle Fahrer gleich angesetzt werden. Wenn das Schule macht, brauchen wir keine Zweikämpfe mehr führen. Innerhalb einer Sekunde sind zehn Fahrer über den Zielstrich gefahren, was will man da machen? Man soll doch froh sein, wenn alle ohne Sturz und sauber durchkommen und im Ziel sind – das ist auch so gewesen. Für mich ist es absolut haltlos, weshalb Jan-Ole bestraft wurde. Er hat keinen gerammt und auch im restlichen Rennen keine unfairen Zweikämpfe geführt, das war alles im grünen Bereich. Und dann kommt so etwas von der Rennleitung, das ist weder verständlich noch nachvollziehbar. Das versteht kein Fan an der Strecke und auch keiner zuhause vor dem Fernseher. Das ist nicht gut für den Sport, weil dann alles in Frage gestellt wird – auch die Wertigkeit der Superbike-WM. Das bringt keine gute Stimmung ins Paddock, vor solchen Urteilen sollte man in Zukunft ruhiger und besonnener sein.»

«Die Sache soll nicht einfach im Sand verlaufen, man muss darüber berichten, was hier manchmal abgeht», hielt Freudenberg fest. «Es ist aber nicht so, dass wir nicht verlieren oder eine Entscheidung nicht akzeptieren können. Im Gegenteil: Wenn wir einen Fehler gemacht haben, und der auch nachvollziehbar ist, dann sind wir Sportsmänner genug, um das zu akzeptieren. Wir tun nicht rumjammern, wir wollen nur erreichen, dass die Verantwortlichen zukünftig genauer hinsehen.»

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