Die Politiker sprechen vom Aufschwung, doch für den Rennsport wird 2010 mindestens genauso schwer wie das vergangene Jahr.
Die Saison hat in manchen Serien bereits begonnen, bei den meisten aber läuft der Countdown zum ersten Rennen. Viele Teams kämpfen noch darum, ihre Wagen oder Motorräder an den Start zu bringen, doch schaut man sich um, sind noch viele Cockpits unbesetzt. Teams suchen händeringend nach Fahrern mit ordentlicher Mitgift, Fahrer suchen nach Cockpits zum Geld verdienen, umsonst fahren oder wenigstens so wenig wie möglich zu zahlen. Denn einen finanzkräftigen Sponsor haben nur ganz wenige an der Angel.
In der kommenden Woche beginnt die Formel 1-Saison. Und es gibt Schlauberger, die über Teams wie Campos oder US F1 müde lächeln. Ich kann es nicht beurteilen, in wie weit die Verantwortlichen dort Fehler gemacht haben. Doch eines kann ich mit Sicherheit sagen: Es war nie einfach, Geld für den Motorsport aufzutreiben. Doch es ist heute besonders schwer. Egal ob es 50 Millionen oder 50.000 € sind. Gerhard Berger brachte es bei Servus TV auf den Punkt: «Egal ob in Bahrain 26, 24 oder 22 Autos starten werden, das ist in der heutigen Zeit ein Super-Feld!» Recht hat er, und Berger kann es beurteilen, er hat lange genug selbst ein Unternehmen geführt, um zu verstehen, was die Wirtschaftskrise bedeutet.
Als die Finanzbombe im Herbst 2008 platzte, waren schon viele Budgets für 2009 verabschiedet, bei anderen Unternehmen kamen aber die Auswirkungen erst weit im Jahr 2009 an. Marketing-Gelder sind mit eines der ersten Budgets, an denen der Rotstift angesetzt wird. Diese Massnahmen greifen erst in dieser Saison wirklich.
Auch bei den Privatiers ist Sparen angesagt. Welcher rennfahrende Unternehmer sagt schon seinen Mitarbeitern, sie müssen den Gürtel enger schnallen und verpulvern dann guten Gewissens Wochenende für Wochenende Geld auf der Rennstrecke?
Es gibt auch einige wenige, welche die Krise nun als Chance sehen und gerade jetzt investieren. Allerdings machen wir uns nichts vor: Zwar ist jede Krise ein Chance, aber der Spruch ist einfacher gesagt, als umgesetzt. Wenn kein Geld zum investieren da ist, die Bank ist in jetzigen Zeiten auch sehr kritisch bei der Kreditvergabe, dann nützt die beste Chance wenig. Es wird jedenfalls sicher 2010 mehr Geld dem Rennsport entzogen, als neues hinzu kommt.
Deshalb werden auch in der ein oder anderen Serie, sei es auf zwei oder vier Rädern, die Starterzahlen sinken. Doch nicht immer liegt es nur am Geld, eine unnötige Serienflut tut ihr übriges. Die GP3 brauchte kein Mensch, nun ist sie da und wildert im Revier der Formel 3. Mit Erfolg, viele Teams kommen aus der Euroserie und sind nicht in der Lage, beide Meisterschaften zu bestreiten. Eine neue Serie feiert Erfolg zu Lasten einer etablieren. Die Euroserie jedenfalls tut sich sehr schwer, ein volles Feld zu präsentieren. Doch dies ist Aufgabe der Verbände, allen voran der FIA, hier vernünftig zu regulieren. Die jetzige Zeit bietet sich dafür jedenfalls an.
Doch wann ist ein Starterfeld voll? Da sind wir wieder bei Gerhard Berger. Ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte, dass es heute ein Erfolg ist, überhaupt eine Serie am Leben zu halten. Denn die Kosten sind auch für die Veranstalter enorm hoch und meistens nicht über die Nenngelder allein refinanzierbar. Denjenigen, die die Rennen trotzdem möglich machen, gebührt Hochachtung.
Doch trotz der ungünstigen Rahmenbedingungen, es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Es liegt an allen, das Beste draus zu machen. Auch wir Medien sind gefordert, bei aller Pflicht zur Berichterstattung, die Qualität einer Serie nicht nur an der Anzahl der Starter zu messen. Damit ist niemandem geholfen, erst recht nicht den Teilnehmern. Denn auch kleinere Felder können sehr guten Sport bieten. Und das ist es am Ende, worauf es ankommt.