DMV-TCC: Frank Schreiner blickt zurück
Meister der DMV-TCC 2011: Frank Schreiner
«Mein tollstes Rennen? Da gab da so einige Highlights. Aber an eines erinnere ich mich ganz besonders. Einen Fight über eine volle Renndistanz mit dem Wiener Zahnarzt Dr. Jo Piribauer. Beide sassen wir in einem Porsche GT3. Es war der Wahnsinn. Aber es ging bei allem über die volle Distanz fair zu, Respekt, Jo» so der neue DMV-TCC-Champion Frank Schreiner.
Die Touring Car Championship des Deutschen Motorsportverbandes bietet im Bereich GT- und Tourenwagenrennsport ganz besonderen Automobilsport an. In den bis zu 50 Wagen starken Feldern wird in sieben Klassen gleichberechtigt um den Pokal des Klassenbesten und um die Meisterschaft gekämpft. Genau betrachtet sind es sogar vier unterschiedliche Wertungen, in denen Veranstalter UHSport unter Leitung von Promoter Gerd Hoffmann neben der Touring Car Championship eine Cup-, Trophy- und Winterserienwertung zusätzlich ausschreibt. Zwei von vier Wertungen gewann 2011 der routinierte Saarländer DONIC-Chef Frank Schreiner aus Völklingen. Und das hauchdünn im allerletzten von 16 heiß umkämpften Rennläufen der Saison. Doch lassen wir den Titelträger einfach selbst zu Wort kommen:
«Das zweite Oktoberwochenende war für mich sehr nervenaufreibend, es wurde in der Tat zu einem absolutes Wechselbad der Gefühle für das Team und mich!
Die Qualies liefen dann für mich absolut super, ich war schnell und konzentriert, konnte
dem MR2 Turbo mit P1 + P2 in meiner Klasse Paroli bieten. Am Samstag in Rennen 1 habe ich dann den Start leicht versemmelt. Einer der Schweizer Viper-Boliden aus der großen Klasse vor mir kam schlecht weg. Ich musste unerwartet Sekundenbruchteile leicht vom Gas. Dadurch fiel ich von P1 auf P4 zurück. Für den finalen Meisterschaftskampf in dem Augenblick zwei Plätze weniger wie benötigt und geplant. Da sitzt man dann im Auto und fühlt sich ganz kurz machtlos in der eigenen Haut. Nach ein paar Runden hatte ich aber Adrian Maeder (CH), meinen nicht zu unterschätzenden Fahrerkollegen aus der Schweiz, wieder eingeholt und P2 im Visier. Dazwischen lagen allerdings zwei 997 aus der höheren Klasse, die miteinander kämpften, sich selber gegenseitig leicht aufhielten und dadurch an Adrian deshalb einige Runden lang nicht vorbeikamen. Trotzdem bin ich ruhig geblieben und konnte kurz nach Rennmitte dann endlich an Adrian heranfahren und ihn überholen. Allerdings hing dann bis zum Ende des Rennens der Melkus-GT von Chris Vogler wie eine Klette an mir und hat viel Druck gemacht. Ich konnte ihn zwar kontrollieren, aber es war ein harter Kampf! Wie ich später erfuhr, hatten die Jungs aus Dresden keinerlei technische Probleme mehr, ordentlich Power abrufen können und sich nun beim Finale in der Klasse 7 bei uns als nicht zu unterschätzende neue Gegner etablieren können. Es wird zunehmend härter in der Klasse.
Vor Rennen 2 habe ich gehört, dass das Team Reichel durch einen Motorschaden nicht starten könne. Ich spielte erneut alle Möglichkeiten der Meisterschaftsentscheidung für das Finale auf dem Papier durch. Jürg Aeberhard und Jürgen Bender hatten mit dem Ergebnis aus Rennen 1 keine echten Titelchancen mehr. Deshalb habe ich gewusst, dass ich die gleiche Platzierung erreichen muss wie der verbleibende Gegner Christof Langer in seiner Klasse. Diesmal hatte ich einen super Start und war am MR2 Turbo dran. Leider bin ich dann am Anfang der Safty-Car-Phase von zwei Porsche aus den höheren Klassen unter Gelb überholt worden, so dass der Kontakt zu dem Toyota wieder deutlich abriss. Nach dem Restart habe ich dann nichts mehr riskiert, um den 2. Platz sicher nach Hause zu fahren. Bevor ich in jeder Runde auf die Zielgerade einbog, hatte ich dadurch auch die Zeit zu beobachten, welcher BMW als erstes ins Motodrom einbog. Bis kurz vor Schluss war es immer Tobias Paul, der schnelle Dresdener. Er lag ganz knapp vor Christof Langer. Plötzlich kam Lars Pergande alleine durch. Da war mir eigentlich klar, dass es zwischen den anderen beiden wieder geknallt haben musste. So war es denn wohl auch, erfuhr ich später.
Im Ziel war ich mir dadurch eigentlich sicher, dass es für mich gereicht hat. Dass die Rennleitung dann noch über eine Stunde nach Rennende gebraucht hat, um dies zu bestätigen, hat mich eigentlich nicht mehr nervös gemacht.
Mein abschließendes Résumé: Ich habe natürlich am Schluss das Quäntchen Glück gehabt. Aber auch das gehört im Wettbewerb dazu. 2011 hatte ich das zuverlässigste Auto in der Klasse, wenn nicht gar im gesamten Feld. Ich war nie in einen Crash verwickelt. Aber ich musste mich auch gegen das «Überauto» der Kollegen Ludwig, Hofmann und Eisenreich in meiner Klasse durchsetzen. Der Titelkampf war sehr kräftezehrend, aber ich konnte den 22. DMV-TCC-Titel gewinnen. Dazu den Hockenheim-Pokal. In beiden Fällen löste ich dabei den Deutsch/Schweizer Hans Christian Zink ab.
Der Dreher im 2. Lauf auf dem Nürburgring war eigentlich mein einziger richtiger Fehler in dieser Saison. In allen anderen Rennen habe ich nahezu immer die bestmögliche Platzierung geschafft (6x P1 und 9x P2). Ich glaube, damit kann ich sehr zufrieden sein. Meine ebenfalls sehr motorsportlich engagierte Familie (meine Tochter Carrie hat mit dem Gewinn der südwestdeutschen Kart-Meisterschaft der X30 Junioren ebenfalls einen Titel geholt), das Team und mich, uns alle macht das sehr glücklich.»
Zusammengefasst von Hans Theis Schmidt.