Von Unfällen, Rückzug und Comeback
In Valencia wird Schumacher nicht nur zuschauen
Die Gefahren des Motorsports kamen wieder einmal in die breite Öffentlichkeit. Henry Surtees starb, als ihm in der Formel 2 ein Rad am Kopf traf. Eine Woche später wurde auch Felipe Massa vor den Kameras von einem Metallteil am Kopf getroffen. Und schon schreiben wieder Gazetten über unseren Sport, die sich eben nur dann melden, wenn etwas passiert.
Andererseits, machen wir uns nichts vor: Gestorben wurde auch in diesem Jahrtausend schon viel zu viel im Motorsport. Nur geschah dies meist in anderen Erdteilen, in den USA, Mexico oder Australien. Aber alles war weit weg oder der Pilot zu unbekannt, als dass sich die Yellow-Press berufen fühlte, darüber zu berichten. Oder wer erinnert sich noch an Marc Theis, der 2002 bei Tests in einem Formel König am Nürburgring tödlich verunglückte?
Stattdessen haben wir uns daran gewöhnt, dass ein Rennwagen mit irrsinniger Geschwindigkeit in Mauer knallt und einige Sekunden später der Fahrer dem Publikum fröhlich zuwinkt, bevor dann eine Presseerklärung rauskommt, in der die Sicherheit der Autos gelobt wird.
Wenn es blöd läuft, wird es immer wieder passieren. Man muss aus den Unfällen lernen ohne den Sport zu zerstören. Wenn Massa hoffentlich bald wieder im Auto sitzen kann, dann ist dies eigentlich ein Wunder. Aber auch ein wunderbares Glück für die Helmindustrie, die genau analysieren kann, wie sich das Material in diesem Fall verhalten, um dann zukünftig noch bessere Helme zu produzieren. Und im Labor wird man auch die Seile unter das Mikroskop legen, die eigentlich verhindern sollten, dass das Rad, das Surtees traf, sich überhaupt von der Aufhängung lösen konnte. Auch daraus wird man lernen und auch hier die Sicherheit verbessern. Dann ist Henry Surtess, so traurig es klingt, wenigstens nicht umsonst gestorben. Aber dennoch, es liegt in der Natur des Rennsports, er ist und bleibt gefährlich. Und wenn es zu einer Verkettung schlechter Umstände kommt, kann es auch zum Schlimmsten kommen.
Themenwechsel, BMW steigt aus der Formel 1 aus. Bitter, keine Frage. Unser aller Chefredakteur Günther Wiesinger hat dies schon vor vier Wochen in SPEEDWEEK angekündigt und behielt recht. Die Frage, die ich mir nur stelle, ist die nach der noch vor sechs Wochen diskutierten Hersteller-Serie der FOTA. Der Rückzug von BMW hat wieder einmal bewiesen, dass Motorsport für Hersteller ein attraktives Marketing-Instrument ist. Nicht mehr und nicht weniger! Passt es nicht in die Zeit, oder ändern Vorstände ihre Meinung, wird eben ein anderer Weg eingeschlagen und man zieht sich zurück. Wie jüngst BMW. Nur: Wie kann man auf dieser Basis nur daran denken, eine eigene Meisterschaft praktisch nur mit Herstellern ins Leben zu rufen? Zum Glück zog dieser Kelch an uns vorüber.
Hersteller kommen und gehen, das war immer so, ist so und wird so bleiben. Wenn sie wo mitspielen wollen, sollen sie es nach den Regeln der Sporthoheit tun, dann sind sie immer willkommen. Wenn nicht, dann sollen sie es eben lassen. Der Motorsport muss sich so positionieren, dass er auch trotz der Willkür der Hersteller überleben kann. Und das geht nur mit Unternehmen, die sich komplett dem Rennsport verschrieben haben, wie in der Formel 1 Williams.
Das Glück im Unglück von Felipe Massa bringt uns Schumi zurück. Das ist schön und zeigt auch, dass es die Menschen sind, die nach wie vor im Motorsport polarisieren, auch wenn die Hersteller anderer Meinung sind, wenn man deren Presseerklärungen glaubt. Wenn Renault in Valencia nicht fahren darf, wird es dem Veranstalter egal sein. Solange Alonso fährt!
Schumacher hat einen mutigen Weg eingeschlagen. Er kennt weder das 2009er Auto mit der in diesem Jahr neuen Aerodynamik, noch die Slicks, noch den Kurs im Hafen der Stadt am Mittelmeer. Und testen ist nicht, so sagt es das Reglement. Aber das macht nix, er wird sich schon tapfer schlagen. Verlieren kann er eh nicht. Schneidet er schlecht ab, ist es aufgrund der Umstände normal. Macht er es gut, ist es «Unser Schumi!» Verlieren kann am Valencia-Wochenende nur einer: Kimi Räikkönen! Der muss seinem Spitznamen «Iceman» in drei Wochen alle Ehre machen.