MotoGP: Bradl sagte nein zu Comeback

Zurück zur Natur

Von Guido Quirmbach
Normal in USA: Mit dem Camper an die Strecke, hier Laguna Seca.

Normal in USA: Mit dem Camper an die Strecke, hier Laguna Seca.

Die Beliebtheit der Nordschleife liegt nicht nur an ihrem Schwierigkeitsgrad. Andere Strecken könnten vielleicht etwas abschauen.

Vor kurzem war ich mal wieder bei der Langstrecken-Meisterschaft am Nürburgring. Ich muss gestehen, ich war schon lange nicht mehr dort, was ich einfach bedaure, denn das ist Motorsport pur. Ein vierstündiges Rennen mit vielen Kämpfen in vielen Klassen. Schade, dass ich sie nicht mitbekommen habe, denn ich hatte mein Radio vergessen. Selbst schuld! Dennoch hab ich die Zeit genossen!

Ich ging vom Schwalbenschwanz in Richtung Pflanzgarten, viele Filme spielten sich in meinem Kopf ab. Schliesslich hab ich hier vor fast 30 Jahren erstmals ein Autorennen gesehen. Ich kannte damals nichts anderes als den Nürburgring mit der Nordschleife. Es gab keine Grossbild-Leinwände, kein Ring-Radio und schon gar kein mobiles Internet, wo ich einen Live-Ticker mir hätte anschauen können. Die Autos kamen alle acht Minuten mal vorbei, den Überblick zu behalten, war zumindest bei einem Langstrecken-Rennen unmöglich. Denn die Streckensprecher waren nur selten zu verstehen.

Trotz dieser heute fast undenkbaren Umstände kamen viel mehr Besucher zu den Rennen als in der Gegenwart auf den modernen Grand-Prix-Strecken, sieht man mal von der Formel 1 und der von den Herstellern mit viel Geld gepushten DTM ab. Und auch heute sind in der Regel 20.-30.000 Zuschauer bei der VLN!

Ist es nur der freie Eintritt? Oder ist es nur die Nordschleife? Ich denke nein. Jedenfalls nicht aus dem Grund, weil die Nordschleife die schwierigste Rennstrecke der Welt war oder ist. Ich meine, es hat etwas damit zu tun, dass man beinahe in die Natur geht. Beim VLN-Lauf vor drei Wochen traf ich bei dem kurzen Marsch auf unzählige Menschen, die bewaffnet mit Klappstuhl, Kühltasche und Grill (und Radio!) das Rennen anschauten. Sie verbinden einen Nachmittagsausflug mit dem Autorennen. Alles Leute, die ich mir auf den Betontribünen des Grand Prix-Kurses gar nicht vorstellen könnte und sie sich selbst wohl auch nicht.

Natürlich kann man das Rad der Zeit nicht zurück drehen. Doch natürliche Strecken werden immer mehr in der Gunst der Besucher liegen als Retorten-Kurse. Vielleicht kann man das einmal bei Neu- oder Umbauten von Rennstrecken berücksichtigen. Warum nicht einen Teil der Anlage so gestalten, dass Camper mit von ihren Zelten oder Wohnmobilen aus die Strecke sehen können? In den USA übrigens die absolute Normalität! Damit lockt man vielleicht auch wieder mehr Familien an. Denn eines ist ganz sicher: Der potentielle Motorsport-Besucher hat heute sehr viel mehr Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten als zu den Zeiten, wie auf der Nordschleife noch Formel 1 gefahren wurde. Er geht dort hin, wo er sich am wohlsten fühlt. Und wenn es nur das heimische Wohnzimmer ist.

An der Nordschleife sind mir vor drei Wochen auch erstmals die vor zwei Jahren installierten Sicherheits-Zäune bewusst geworden. Es wird immer noch viel über sie geschimpft. Doch hier bin ich anderer Meinung, diese Zäune sind ein Sicherheits-Standard, der eben einmal vorbeugend installiert worden ist, bevor etwas passiert und in erster Linie die Zuschauer schützen soll. Und nicht um Fotografen zu ärgern!

Auch wenn an manchen Stellen die Gefahr eines Unfalls mit Folgen für die Zuschauer unwahrscheinlich bis unmöglich scheint, man weiss es nie. Beim Bergrennen im Oberösterreichischen St. Agatha starben am Wochenende eine Frau und ihre Tochter, ihr Ehemann und ihr Sohn überlebten schwer verletzt. Ein Fahrer verlor aus ungeklärter Ursache die Kontrolle über sein Rennfahrzeug und erwischte die Familie. Die befand sich nicht etwa in einer Sperrzone, sondern in unmittelbarer Nähe einer Imbissbude, rund 25 Meter von der Fahrbahn entfernt. Auch dort hatte bei dem seit fast 30 Jahren stattfindenden Bergrennen niemand je damit gerechnet, dass genau an dieser Stelle eine Gefahr für Zuschauer bestehen könnte…

Zurück zur Natur. Der Sachsenring ist ein positives Beispiel, wie man eine modernere Rennstrecke in die Landschaft integrieren und zuschauerfreundlich gestalten kann. Rund 30.000 Besucher kamen dort am Wochenende zum ADAC Masters-Weekend.
 
Natürlich waren auch die SPEEDWEEK-Reporter vor Ort, wie auch bei der DTM oder der WTCC. Sie haben viele Backround-Stories vom Rennplatz mitgebracht, die weit über die Ergebnisse hinausgehen. Und auch wenn die Formel 1, Moto GP und die Superbikes am letzten Wochenende pausiert haben, so ist dies nicht gleichbedeutend mit Urlaub für die Kollegen. Denn bei den Aktiven sind die Vorbereitungen für 2010 in vollem Gang. Alles darüber und den weiteren Motorsport auf zwei oder vier Rädern sowie in der Luft gibt es heute wieder neu für 2,-€ am Kiosk.

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