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Tragik im DTM-Titelkampf: «Was hat er Gott getan?»

Von Andreas Reiners
Jamie Green

Jamie Green

Jamie Green war die tragische Figur in Spielberg. Er dominierte die Konkurrenz, hätte als Führender zum Saisonfinale reisen können. Stattdessen ging am Sonntag alles schief.

Die ganze Tragik des Moments spiegelte sich durch Teamchef Arno Zensen wider. Der Rosberg-Teamchef hatte wenige Sekunden zuvor im 16. Saisonrennen durch René Rast einen Sieg gefeiert, wichtige Punkte im Kampf um den Titel in der Teamwertung gesammelt. Zensen brach ein Interview allerdings ab, er konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Und es waren keine Tränen der Freude.

Denn: Sein zweiter Fahrer Jamie Green war der tragische Held des Rennwochenendes in Spielberg. Der Brite dominierte und kontrollierte die Konkurrenz nach Belieben, setzte in fast jeder Session die Bestzeit, holte zweimal die Pole. Gewinnen konnte er beide Läufe aber nicht. Im ersten Rennen am Samstag musste er den Gesamtführenden Mattias Ekström passieren lassen. Green hätte mit einem Sieg den Rückstand zwar verkürzen können, doch Audi setzte auf den Schweden.

Am Sonntag wendete sich prompt das Blatt. Plötzlich lag Green kurz vor Schluss klar auf Siegkurs und hatte im Duell mit Ekström nur noch acht Punkte Rückstand auf den 39-Jährigen. Es gab da schon die üblichen Rechenspiele: Hätte Green am Samstag nicht Platz machen müssen, wäre er sogar ganz vorne.

Bis zwei Runden vor Schluss das Getriebe streikte. Aus. Null Punkte. Weg vom Fenster. Unfassbar eigentlich. Anstatt Kopf an Kopf mit seinem Markenkollegen nach Hockenheim zu reisen, liegt Green nun 35 Punkte hinter Ekström und 14 Zähler hinter seinem Teamkollegen Rast.

«Was hat er dem lieben Gott getan? Denn so unfair, wie er behandelt wird, so viel Pech wie er hat, das ist unglaublich», sagte Ekström: «Er war der schnellste Fahrer über das gesamte Wochenende. Dass er so ein Pech hat, finde ich ungerecht. Aber Motorsport war noch nie fair.»

Während sein Teamchef die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte, lächelte Green, als er in die Mixed Zone kam. Angesichts der Geschehnisse ebenso beeindruckend wie überraschend. Aber der Brite hat eine bestimmte Maxime: «Als Rennfahrer ist es dein größter Wunsch, die Leute in Grund und Boden zu fahren. Das habe ich an diesem Wochenende getan. Wenn etwas am Auto kaputtgeht, habe ich das nicht unter Kontrolle, darauf habe ich keinen Einfluss. Ich kenne die Bilder von Mika Häkkinen oder Ayrton Senna, wenn sie ihr Auto in Führung liegend in die Mauer gefahren und dann geweint haben. Hätte ich den Fehler gemacht, würde ich womöglich auch weinen», sagte Green.

Wie es in dem 35-Jährigen, der in der DTM seit 2005 dem Titel vergeblich hinterherfährt, wirklich aussieht, weiß natürlich nur er selbst. Hätte, wäre, wenn interessiert ihn nac h außen hin nicht, die mögliche Winzigkeit von acht Zählern Rückstand also auch nicht. «An Punkte denke ich nicht. Scheiß egal», sagte er, und lachte.

Was ihm dann aber doch ein wenig Angst machte, war die Duplizität der Ereignisse. 2015 war er schon einmal mit einem kaputten Getriebe ausgefallen. Was in der DTM selten genug vorkommt. In Spielberg war das. In Führung liegend. Wenn auch zu Beginn des Rennens. «Das ist wirklich bizarr. Freaky.»

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