Mirko Bortolotti: Grübeln nach dem großen Triumph

Mirko Bortolotti umringt von Luca Engstler und Jordan Pepper
Das letzte Juni-Wochenende brachte einen lang erhofften Triumph für Mirko Bortolotti, der mit seinen DTM-Rivalen Jordan Pepper und Luca Engstler im Grasser-Lamborghini die 24 Stunden von Spa-Francorchamps gewann. Welcher seiner Siege in Daytona, Sebring und nun Spa (alle mit Grasser) und beim Petit Le Mans (Iron Lynx) am meisten heraussteche? Da will sich der 35-Jährige nicht festlegen, sondern erklärt spontan: «Alle! Jeder war eine massive Genugtuung, weil alle schwer erarbeitet waren. Ich bekam nie Geschenke. Natürlich gehören die richtigen Teamkollegen dazu. Wir sind alle Menschen, die Fehler machen. Man braucht im Team einen guten Mix. Die Partner müssen nicht die schnellsten sein, aber verlässlich.»
Die Emotionen nach dem Sieg in Spa seien so heftig gewesen, «wie man sie sich nur vorstellen kann. Wir haben zuvor aus jeder Enttäuschung gelernt. Wir haben ja kein automatisch siegbringendes Gerät bekommen, wir haben uns zur Spitze vorgearbeitet. Das war learning by doing, bei dem wir oft auf die Schnauze fielen. Nun kam alles zusammen, was in den Jahren zuvor nicht zusammenkam.»
Auch wenn der Wahl-Wiener wohl der erfahrenste Lamborghini-Werkfahrer ist, war der Wechsel des Titelverteidigers in der DTM zu Abt dennoch eine Umstellung. «Wir haben leider keinen Datenaustausch mit den beiden anderen Lambo-Teams. Die beiden Mercedes-Teams helfen einander. Lamborghini hat fünf Autos in drei Teams. Aber jeder macht sein eigenes Ding. Grasser kennt das Auto von Anfang an. In der Entwicklung steckt auch viel Arbeit von mir drinnen, das ist ganz klar. SSR (Bortolottis bisheriges DTM-Team, Anm.) hatte weniger Nachteile, weil es mit dem Evo 2 wie die anderen anfing und viel zum Testen kam. Das Timing hatte SSR mehr geholfen als uns jetzt. Wir sind Neulinge auf dem Huracán gegen etablierte Konkurrenten und damit im Rückstand. Weil es während der Saison keine Tests gibt, werden wir auch kaum aufholen können.»
Die Entscheidungen zum Auto und zu den Fahrern seien spät, aber nicht zu spät vor dieser Saison gefallen, meint Bortolotti. «Wir warteten alle auf die Entscheidung von SSR. Hätten sie weitergemacht, wäre ich fix dortgeblieben. Leider kam die Entscheidung von SSR, aus der DTM rauszugehen, sehr spät, deshalb konnte Lamborghini auch nicht früher reagieren. Aber es blieb dennoch genügend Zeit zur Vorbereitung.»
Nach der Enttäuschung im ersten Lauf auf dem Norisring ist aufholen angesagt: «Wir müssen im Rest der Saison das Bestmögliche herausholen und versuchen, Fehler zu vermeiden und aus Chancen Kapital zu schlagen. Wir werden die Kluft zu den Führenden kaum schließen können. Wir wissen ja, was die Jungs können. Aber wir werden es versuchen.»
Besser sieht es für Mirko in der GT World Challenge Europe aus: «Wir haben nach den guten Punkten in Spa noch eine kleine Titelchance im Endurance Cup. Den konnte ich 2017 schon einmal gewinnen, auch mit Grasser.»
Mit Red Bull auf dem DTM-Auto von Abt und dem Overall erlebt Mirko eine Art „Homecoming“ durchaus mit Emotionen, wie er zugibt: «Ich habe keine lange Vergangenheit mit Red Bull, aber ich verdanke ihnen sehr viel. Ich wäre ohne Red Bull nicht der Profirennfahrer geworden, der ich jetzt bin. Ich habe in diesem F2-Jahr damals viel gelernt. Es ist schön, jetzt wieder Red Bull repräsentieren zu können.»
Und zur Zukunft meint er: «Die Entscheidung, was ich wo nächstes Jahr fahren werde, liegt bei Lamborghini. Mein Vertrag läuft jedenfalls weiter.»
Ob Mirko nach seinen Siegen, die wie der DTM-Titel allesamt Premieren für die Italiener waren, bald ein Denkmal in Sant‘ Agata bekommt? Da sagt er lachend: «Das haben mich schon einige gefragt. Meines Wissens ist noch keines geplant.» Aber Stephan Winkelmann, rennbegeisterter CEO von Lamborghini, «hat nach Spa sofort gratuliert. Im Werk herrschte wirklich große Freude.»