Petrov und die DTM: Aller Anfang ist schwer
Vitaly Petrov
Mercedes hat den Kader für die neue Saison kräftig durchgeschüttelt. Sieben statt sechs Fahrer, Paul di Resta als Rückkehrer und Roberto Merhi nur noch als Ersatzfahrer. Ein weiterer Zugang: Vitaly Petrov. Der frühere Formel-1-Fahrer hat wie di Resta kein Cockpit in der Motorsport-Königsklasse erhalten. Es dürfte kein Geheimnis sein, dass der Russe die DTM auch als Bewerbungsplattform für eine Rückkehr in die Formel 1 sieht.
Voraussetzung dafür sind gute Leistungen. Voraussetzung dafür ist wiederum, dass Petrov den Umstieg von einem Formel-1- auf einen DTM-Boliden ohne große Schwierigkeiten schafft. Im Februar hatte er einen ersten Härtetest absolviert. Sein Gefühl? Zunächst etwas seltsam, wie er berichtet. «Um ehrlich zu sein, war es sehr speziell, das Auto zu fahren. Denn ich habe etwas gebraucht, um meine Geschwindigkeit zu erreichen. Das richtige Setup zu finden ist nicht einfach. Ich hoffe, dass wir bei den nächsten Tests und beim ersten Rennen soweit sein werden. Ich hoffe, dass wir dann gute Resultate einfahren werden», sagte Petrov.
Mit Zielen ist der 29-Jährige schon von Natur aus zurückhaltend. «Ich bin etwas anders. Ich denke nicht an Siege oder an die Zukunft. Ich weiß, was ich zu tun habe. Ich muss mit meinem Team und den Ingenieuren gut zusammenarbeiten. Wenn alles gut läuft, kommen hoffentlich auch die Resultate. Ich werde heute nicht sagen, dass ich um die Top Ten fahren möchte. Mein Ziel ist es, dass um mich herum alles passt. Dann können wir auch einen guten Job machen», so Petrov.
Seine Mannschaft nimmt er auch in die Verantwortung. Zwar steht noch nicht fest, bei welchem Mercedes-Team Petrov fahren wird, denn in der vergangenen Saison stellte HWA vier und Mücke zwei Autos. Welcher Pilot wo fährt und ob der siebte Fahrer bei den beiden Teams oder einer ganz neuen Mannschaft untergebracht wird, ist noch nicht offiziell. Fest steht für Petrov aber: «Zunächst muss das Team mir helfen, denn die kennen das Auto und die Konkurrenz besser als ich im Moment. Sie können mir helfen, mich zu verbessern.»
Denn dass es ehemalige F1-Fahrer in der DTM schwer haben, hat die Vergangenheit zur Genüge gezeigt. Zwar waren es früher gerne einmal Piloten, die im Herbst ihrer Karriere noch einmal eine Herausforderung im Tourenwagen gesucht haben. Aber auch Timo Glock hatte 2013 seine Anlaufschwierigkeiten, bis er beim Saisonfinale in Hockenheim endlich sein erstes Rennen gewann.
Auch Petrov kennt dieser Schwierigkeiten bereits. «Der Fahrstil ist komplett anders. Ich habe beim ersten Test ein paar Stunden gebraucht um zu verstehen, wie ich das Auto fahren muss», sagte er. «Nun weiß ich mehr oder weniger, was ich zu tun habe. Zwischen den Teams gibt es keinen großen Unterschied. Alle arbeiten, um den Titel zu holen. Die Professionalität ist genauso wie in der Formel 1.»
Auch wenn Petrov mit Zielvorgaben zurückhaltend ist, ist der Russe ein Perfektionist. Perfektuionist muss man in der DTM auch sein, weiß der Mercedes-Mann. Denn «in der DTM bedeuten Fehler, dass ich Zeit verliere. Jedes Zehntel bedeutet, dass ich fünf oder zehn Plätze verliere». Und dann kann aus einem Top-Ten-Platz schnell einmal ein Rang jenseits des unteren Mittelfeldes werden.