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Gary Paffett: Zu viele komplizierte Regeln in der DTM

Von Andreas Reiners
Mercedes-Mann Gary Paffett

Mercedes-Mann Gary Paffett

Gary Paffett nimmt nur selten ein Blatt vor den Mund. Als einer der drei Fahrersprecher der neuen Fahrergewerkschaft DTMDA erst recht nicht. Und so sprach der Brite nach dem siebten Saisonrennen einmal mehr Klartext.

Die Fahrergewerkschaft hatte auf dem Nürburgring gemeinsam mit den Herstellern, der ITR und dem DMSB das Gentlemen’s Agreement, also das Verhalten der Fahrer in der Boxengasse, noch einmal neu festgezurrt. Auslöser war ein Unsafe Release von Paffetts Mercedes-Teamkollegen Robert Wickens in Spielberg, in dessen Folge der Kanadier disqualifiziert wurde.

Das Geschrei war groß, Mercedes sprach von der krassesten Fehlentscheidung in der Geschichte der DTM. Wenige Tage später veröffentlichte Mercedes einen Offenen Brief, in dem unter anderem auch das aktuelle Reglement kritisiert wurde. Wohlgemerkt dem Reglement, an dem auch Mercedes selbst mitgewirkt hatte.

Wer bei der Entwicklung des Reglements bislang jedoch fehlte, waren die Fahrer. Das soll sich nun endlich ändern, den Piloten durch die DTMDA mehr Mitspracherecht eingeräumt werden. Paffett sieht die Probleme sowieso vor allem hausgemacht.

«Das Problem ist, dass wir so viele komplizierte Regeln in der DTM haben, dass wir uns dadurch selbst mehr Probleme machen als wir vorher hatten. Da sind bloß 23 Autos auf der Strecke. Und der einzige Grund, warum sie alle in derselben Runde rausfahren, besteht darin, dass wir dumme Regeln haben mit dem Boxenstoppfenster und der vorgeschriebenen Höchstrundenzahl für die Benutzung der Reifen», so der 33-Jährige.

Seit dieser Saison dürfen die weicheren Optionsreifen nur noch für eine festgelegte Rundenzahl, maximal 50 Prozent des Rennens, genutzt werden. Die Folge: Die Piloten, die auf dem Optionsreifen gestartet sind, kommen meist alle in derselben Runde in die Box. Ebenso wie wenig später diejenigen, die auf dem Standard losgefahren sind. In der Box wird es dann schließlich eng. Sehr eng.

Der Grund ist klar: Niemand der Piloten möchte in derselben Runde wie ein anderes Auto in die Box fahren, weil man dann in der Boxengasse Zeit verliert. Das aktuelle Reglement zwingt die Piloten jedoch dazu, da sie, falls sie länger auf den falschen Reifen draußen bleiben, noch mehr Zeit verlieren. Gefährdet sieht Paffett bei dem Gedränge nicht die Fahrer, sondern die Crews. «Die sind in Gefahr, und zwar in richtiger Gefahr.»

In Gefahr sind während der DTM-Rennen aber beispielsweise auch die Streckenposten, sollte es zu Zwischenfällen kommen. Deshalb muss unter Gelben Flaggen verlangsamt werden. Auch das ist laut Paffett unglücklich gelöst. «Wenn du nach den Buchstaben des Regelbuchs gehst, hast du drei Sektoren auf der Rennstrecke. Und wenn da eine Gelbe Flagge irgendwo in Sektor 2 ist, musst du irgendwo in Sektor 2 verlangsamen. Irgendwo da. Du musst sie nicht da verlieren, wo die Gelbe Flagge ist, du kannst sie wo immer du willst verlieren», erklärte Paffett.

Passiert das nicht, aus welchem Grund auch immer, gibt es eine Durchfahrtstrafe. So wie zuletzt in Spielberg, als gleich fünf Piloten nicht genug verlangsamt hatten und deren Rennen nach der Strafe natürlich zerstört war.

Sein Fazit: «Wir sind einfach an einen Punkt gekommen, wo wir einen Haufen komplizierter Regeln eingeführt haben.» Wenn ein neuer Fahrer in die DTM komme, müsse man ihm ein Handbuch geben und er könne dann erst einmal anfangen zu lesen, so Paffett: «Du kannst nicht einfach weitermachen, wie du es kennst. Eine Gelbe Flagge heißt nicht mehr, was sie früher hieß. Wir müssen das einfacher machen. Wir müssen das für die Fans einfacher machen. Und auch einfacher für die Fahrer.»

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