Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Timo Scheider: Die bittersten Wochen meiner Karriere

Von Andreas Reiners
Timo Scheider

Timo Scheider

Timo Scheider hat lange geschwiegen. Musste wegen des laufenden Verfahrens vor dem DMSB-Sportgericht schweigen, auch wenn er gerne gesprochen hätte. Nun durfte er. Ein bisschen zumindest.

Für den Funkspruch-Skandal in Spielberg ?war der 36-Jährige nicht nur von den Rennkommissaren in Österreich, sondern auch anschließend vom Sportgericht bestraft? worden. Prügel kassierte er in den vergangenen Wochen vor allem in den sozialen Medien, auch die Presse ging mit dem Routinier nicht zimperlich um. Eine Situation, die Scheider in seiner Karriere so noch nicht erlebt hat, wie er am Mittwoch erklärte.

«Die letzten Wochen waren in 25 Jahren Motorsportkarriere die bittersten, die ich erlebt habe. Wehrlos ausgesetzt zu sein und nicht agieren zu können, war nicht wirklich wunderschön. Das waren schmerzhafte Momente. Es gab auch schwere Gänge, ob nun an andere Rennstrecken oder in den sozialen Medien. Ich bin immer ein Mann des offenen Wortes, aber es waren auch Dinge dabei, die unter der Gürtellinie waren», sagte Scheider im Rahmen einer Telefon-Konferenz.

Hinzu kamen Tage des passiven Zuschauens, wie zuletzt in Moskau, als Scheider sein eigenes Auto im Fernsehen verfolgen musste und nicht eingreifen konnte. Rookie Antonio Giovinazzi war für Scheider nach dessen Sperre für die beiden Rennen eingesprungen. Und eigentlich wollte Scheider gar nicht hinsehen. Am Ende war das Motorsport-Herz aber dann doch zu groß. «Es war ein komisches Gefühl, sein eigenes Auto im Fernsehen zu sehen», sagte er.

Da nach dem Sportgericht nun auch die Staatsanwaltschaft in Österreich gegen Scheider ermittelt, muss sich der zweimalige Meister weiterhin bremsen, was die Vorfälle von Spielberg angeht. Das gewaltige Echo hat ihn allerdings überrascht. «Die Resonanz konnte sich im ersten Moment niemand ausmalen. Dass das so hohe Wellen schlagen würde, damit habe ich nicht gerechnet», sagte er.

Für Pascal Wehrlein, den Scheider nach dem Funkspruch von Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich («Timo, schieb ihn raus») gemeinsam mit Robert Wickens von der Strecke gekegelt hatte, sagte bereits zuletzt in Moskau, dass das Thema für ihn erledigt sei.

Und auch Scheider wird das anstehende Rennwochenende in Oschersleben nicht nutzen, um das Gespräch zu suchen. «Ich habe in Spielberg alles gesagt und mich dafür entschuldigt, dass es mit der Berührung blöd gelaufen ist und dass es mit den Auswirkungen so nicht hätte passieren dürfen. Dabei bleibt es auch», sagte Scheider.

Wehren musste er sich dann doch. Wehrlein hatte ihm in Spielberg nach dem Vorfall die Vorbildfunktion abgesprochen. Das will Scheider nicht auf sich sitzen lassen. «Die Menschen, die mich kennen, wissen wie ich als Mensch bin. Daran wird sich auch nichts ändern, ich bleibe wie ich bin. Wenn man das Thema sensibel angeht und sieht, was ich mir in 25 Jahren an großen Missgeschicken geleistet habe, kommt man sehr schnell darauf, dass da nicht viel ist, was man mir vorwerfen kann», sagte Scheider.

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