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Eisspeedway ohne Russen: Richtig oder falsch?

Von Thomas Schiffner
Die klare Meinung der westeuropäischen Eisspeedway-Fahrer

Die klare Meinung der westeuropäischen Eisspeedway-Fahrer

Die westeuropäischen Eisspeedway-Fahrer haben eine klare Meinung zu der politischen Entscheidung über die Suspendierung russischer Sportler.

Vergangenen Samstag wurde die Eisspeedway-Europameisterschaft ohne russische Fahrer entschieden. Am 3. April in Heerenveen wird auch der Weltmeister kein Russe sein, vielleicht aber mit Hans Weber erstmals ein Deutscher. Die westeuropäischen Fahrer haben eine klare Meinung zur Suspendierung der russischen Rennfahrer.

Fünf Minuten nach seinem Europameisterschaftssieg letzten Samstag in Tomaszow Mazowiecki (Polen) sagte es Harald Simon, noch auf dem Siegerpodest, zu SPEEDWEEK.com unverblümt: «Die Politik hat heute gewonnen, nicht der Sport. Wenn man das realistisch sieht, wäre für mich nur der dritte Platz drin gewesen. Bei dieser Europameisterschaft sind nicht die besten Fahrer gefahren.»

Simon ist als harter Hund, aber auch als ehrlich und kritisch zu sich selbst bekannt: «Eisspeedway ist Sport. Der Sport hat nicht gewonnen. Die Politik hat gewonnen. Jeder Sportler hat das Recht, seinen Sport auszuüben. Ich kann das nicht entscheiden. Wenn es diese Situation nicht gäbe, wären die Russen hier.»

Wie es mit dem Eisspeedway ohne Russen und ohne Rennen in Russland weitergeht, vermag auch der Österreicher nicht zu sagen: «Die Frage ist, was die FIM macht. Streicht sie die Russen komplett aus der Weltmeisterschaft? Die russischen Fahrer wissen aber, dass wir westeuropäischen Fahrer für die Situation nichts können. Es verlieren immer nur die Kleinen.»

Hans Weber könnte der größte Profiteur des politischen Boykotts werden, falls er am 2./3. April in Heerenveen den WM-Titel gewinnt. SPEEDWEEK.com traf den plötzlichen WM-Favoriten in Tomaszow Mazowiecki. Wie würde Weber entscheiden, wenn er über den Ausschluss der russischen Fahrer urteilen könnte? «Ich habe jetzt natürlich eine komfortable Situation. Aber ich finde es unwahrscheinlich schade, dass man Sportler ausschließt. Dass man Sport und Politik vermischt. Als ich in Russland bei den Rennen war und die Entscheidung kam, hat mir das wahnsinnig leidgetan für meine russischen Freunde. Die Hintergründe dieser politischen Entscheidung sind für das normale Volk in Russland schwer begreifbar. Wenn ich etwas entscheiden könnte, hätte es diese Diskussion von vornherein nicht gegeben, weil ich der Meinung bin, dass Sport und Politik nicht vermischt werden dürfen.»

Luca Bauer konnte in Tomaszow Mazowiecki von der Situation profitieren und ohne die beiden russischen Fahrer den Vize-EM-Titel erringen. «Ich finde nicht gut, was da abläuft in der Ukraine. Aber die Entscheidung, die Russen auszuschließen, finde ich nicht richtig. Man müsste entweder nur die ersten Läufe werten oder die Russen eben nicht ausschließen. Sie sind einfach die Besten, waren beim ersten EM-Lauf Erster und Zweiter. Natürlich freue ich mich, dass ich Zweiter geworden bin. Aber es hat immer den Beigeschmack, dass du weißt, normalerweise wärst du nur Vierter gewesen. Für mich ist es keine gute Entscheidung. Wenn der Beschluss in der Zukunft so bleiben würde, wäre das für den Eisspeedwaysport eine Katastrophe.»

Auch der Niederländer Jasper Iwema hätte in Polen vom Fehlen der Russen profitieren können. Wegen technischer Probleme büßte er den möglichen zweiten EM-Platz ein. «Es ist schwierig zu sagen, ob die Entscheidung richtig ist. Ich verstehe beide Seiten. Es ist schade, dass der Sport eines der Opfer des Krieges geworden ist. Darüber kann sich niemand freuen. Die Jungs aus Russland haben mit dem Krieg nichts zu tun. Für die Sportler wäre es am besten zu fahren, aber man muss auch die Seite der Rennorganisatoren sehen. Es wäre schlecht, wenn die Sicherheit der russischen Fahrer in Gefahr wäre und sie Übergriffen ausgesetzt wären. Wir Sportler können nichts dagegen tun.»

Iwema meint, man sollte nicht zu viel über die Zukunft spekulieren: «Wir müssen einfach diese Saison zu Ende fahren. Dann haben wir ein halbes Jahr Zeit, vielleicht ist die Situation dann ganz anders. Die Zeit wird es zeigen.»

Fest steht, dass in Heerenveen die WM entschieden und kein Russe dabei sein wird. Und dass Fahrer wie Hans Weber oder Martin Haarahiltunen dort eine historische Chance haben. Was das Ganze wert ist, müssen später die Sporthistoriker beurteilen.


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