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Eisspeedway-Team-WM: Russland besiegt Österreich

Von Jan Sievers
Die drei Gold-Jungs: Daniil Ivanov, Dmtri Koltakov, Nikolai Krasnikov

Die drei Gold-Jungs: Daniil Ivanov, Dmtri Koltakov, Nikolai Krasnikov

Das Finale zur Eisspeedway-Team-WM in Sanok war nichts für Menschen mit Herzschwäche. Russland wurde vor Österreich und Schweden Mannschafts-Weltmeister.

Wer welche Medaillen gewinnen sollte, war bis zum letzten Durchgang völlig offen. Russland und Österreich kämpften um Gold. Zwischen Schweden, Tschechien, Polen und Deutschland ging es um Bronze.

Rekord-Weltmeister Russland musste bis zum Stechen gegen die punktgleichen Österreicher zittern, bevor sie den 31. Titel in der Eisspeedway-Team-Weltmeisterschaft feiern konnten.

Nach dem ersten Tag lagen die Österreicher im Finale im Vorkarpatenland sensationell vorne. Das Duell der beiden WM-Favoriten endete unentschieden. Nikolai Krasnikov hatte durch Abstimmungsprobleme Schwierigkeiten, entscheidend einzugreifen. Durch den Ausfall von Krasnikov in Führung liegend im Duell gegen die Finnen, gingen den Russen zwei wichtige Punkte flöten, die sie zum Ausgleich benötigt hätten. 

Beide Teams konnten am zweiten Tag alle anderen Gegner schlagen und so liefen die Russen dem 2-Punkte-Rückstand bis zum Aufeinandertreffen der beiden WM-Kontrahenten im letzten Durchgang hinterher. In einem harten Rennen übernahm Daniil Ivanov (26) sofort die Führung. Hinter ihm herrschte ein erbitterter Kampf mit mehreren Positionswechseln um die weiteren Punkte. Dmtri Koltakov (21) griff in der letzten Kurve tief in die Trickkiste und konnte sich erst dann entscheidend gegen Harald Simon (45) durchsetzen und hinter Franz Zorn (42) den entscheidenden Punkt einfahren, der die Österreicher ins Stechen zwang.

Genüsslich Tee trinkend überliess Nikolai Krasnikov (27) seinen Kollegen gegen die Österreicher anzutreten. «Ich bin zu alt», scherzte der Weltmeister, der in der Nacht vor dem zweiten Renntag die Geburt seiner Tochter feiern konnte.

Fuhr Franz Zorn durchs Innenfeld?

Heftige Diskussionen gab es nach dem Duell gegen Österreich. «Zorn ist einen guten halben Meter vom Innenstrich durch die Kurve gefahren und hätte disqualifiziert werden müssen», ärgerte sich Koltakov. Alle Aufregung nützte nichts, da der deutsche Schiedsrichter Christian Froschauer es nicht so gesehen hatte.

Das entscheidende Stechen fuhr der an diesem Wochenende ohne gegnerischen Punktverlust gebliebene Ivanov, der sich bereits am Start gegen den von Österreich ins Rennen geschickten Zorn durchsetzen konnte und der Alpenrepublik somit den ersten WM-Titel verweigerte. «Wir waren ordentlich unter Druck, weil wir am ersten Tag Probleme mit der Abstimmung der Motorräder hatten und Krasnikov ausgefallen war», sagte Daniil Ivanov. «Die Österreicher haben in diesem Jahr an Tempo zulegen können.»

Gemischte Gefühle bei Österreich

«Ich bin nicht enttäuscht und auch nicht zufrieden», teilte Harald Simon mit. «So nah an der Goldmedaille waren wir noch nie, daher ist es schon ärgerlich.» Franz Zorn wusste nach dem Rennen auch nicht so recht, wie er sich fühlen sollte: «Natürlich wäre mir Gold viel lieber, aber ich denke, wir haben gezeigt, dass wir zu den Russen aufschliessen konnten.»

Schweden wurde Dritter und machte sich das Leben selbst sehr schwer. Robert Henderson (24) wurde zwei Mal disqualifiziert, weil er die Kurve nicht bekommen hatte, mit den Strohballen kollidierte und dabei einmal Stefan Svensson (53) vom Motorrad holte.

Vor ihren jeweils letzten Läufen lagen Schweden und die überraschend starken Polen eng beieinander. Schweden erhielt jedoch unfreiwillig von Günther Bauer Schützenhilfe, als er im Kampf um den Sieg im letzten Lauf in einem Loch hängen blieb und sich das Sprunggelenk verdrehte.

Polen überraschte alle

Das polnische Team war eine One-Man-Show von Grzegorz Knapp (33). Selbst den Russen und Österreichern konnte er Paroli bieten, den Polen fehlte wie den Finnen jedoch der zweite Mann, der mithalten konnte.

Bei den Tschechen wuchs Jan Klatovsky über sich hinaus und fuhr das Rennen seines Lebens. Weil sein älterer Bruder Antonin (33) weit unter Form fuhr, konnten sie die Bronzemedaille nicht verteidigen und landeten punktgleich mit den Polen auf dem fünften Platz.

Deutschland hat sich ordentlich geschlagen, jedoch hätte von Max Niedermaier und Stefan Pletschacher mehr kommen müssen, um im Rennen um die Medaillen bis zum Ende dabei zu sein. Günther Bauer hat im Vergleich zum Vorjahr einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht – im Eröffnungsheat am Samstag lag er bis zur dritten Runde vor den beiden Österreichern – als sich Zorn neben ihn setzten konnte, wurde die Lücke zum vorbeifahren für Simon geöffnet. «Man hat gesehen, dass es besser gegangen ist, als im Vorjahr. Von daher bin ich nicht unzufrieden. Freuen kann ich mich über den sechsten Platz jedoch auch nicht», sagte die deutsche Nummer 1. Völlig überrascht war Bauer, als er von der Disqualifikation im Lauf gegen Finnland erfuhr, der weitere Punkte kostete. «Dass ich die Innenlinie überquert haben soll, habe ich nicht mitbekommen. Ich kann es mir nicht vorstellen.»

Für Finnland blieb nur der letzte Platz und damit der Abstieg. Im nächsten Jahr dürfen die Niederlande den Platz der Finnen einnehmen, nachdem sie dieses Jahr nach der Schmach vom Vorjahr aussetzen mussten und durch die Polen ersetzt wurden.

Rennen stand kurz vor der Absage

Vor dem Rennen gab es im Fahrerlager heisse Diskussionen, ob das Rennen überhaupt gestartet werden sollte. Die Team-WM stand auf der Kippe: Am Vormittag war die wieder aufbereitete Kunsteisbahn noch nicht richtig durchgefroren und an einigen Stellen so weich wie eine Sandbahn. Eine Verschiebung um drei Stunden, bis zur Verlegung auf den nächsten Tag standen im Raum. Nach mehreren Jury-Meetings und einer Inspektion der Bahn durch die Fahrer vor Rennbeginn, entschied man sich das Rennen zu starten, welches problemlos beendet wurde. Der Eismeister sollte recht behalten. Er versprach, dass die Bahn bis zum Rennbeginn fertig sei.

Team-WM Sanok/PL, Endergebnis

1. Russland 55+3 Punkte 
Daniil Ivanov 22+3
Dmtri Koltakov 20
Nikolai Krasnikov 13

2. Österreich 55+2 
Harald Simon 27
Franz Zorn 28+2
Martin Leitner N

3. Schweden 32
Robert Henderson 13
Stefan Svensson 17
Per-Anders Lindström 2

4. Polen 31
Grzegorz Knapp 25
Pawel Strugala 4
Miroslaw Daniszewski 2

5. Tschechische Republik 31
Antonín Klatovský 7
Jan Klatovský 24
Jan Pecina 0

6. Deutschland 25
Günther Bauer 17
Max Niedermaier 2
Stefan Pletschacher 6

7. Finnland 22
Antti Aakko 18
Tomi Tani 3
Janne Vilponen 1

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