Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Philipp Steinmayr: «Marc Marquez ist inspirierend»

Von Helmut Ohner
Philipp Steinmayr stand letzte Woche bei Testfahrten in Spanien Rede und Antwort und erzählte warum er an die erfolgreiche Titelvereidigung im Endurance World Cup glaubt und Marc Marquez für ihn inspirierend ist.

Obwohl das französische Yamaha-Team 18 Sapeurs Pompiers CMS Motostore mit den Franzosen Enzo De La Vega und Axel Maurin zwei neue Fahrer für die kommende EWC-Saison verpflichtet hat, ist der Österreicher Philipp Steinmayr zuversichtlich, 2023 noch mehr Erfolge zu erzielen. Das sagte der 29-jährige Techniker während einer Testpause auf dem Circuito de Alcarrás.

Wo auf der Welt bist du Philipp und was machst du?
Ich bin zirka zwei Stunden westlich von Barcelona zum ersten Test des Jahres. Die Strecke ist gut, aber es ist sehr kalt. Am Vormittag ist es meist zu kalt, deshalb haben wir erst um 11.00 Uhr mit dem Test begonnen. Ich habe ein paar Runden auf den beiden Motorrädern gedreht, die wir hier haben, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist, denn ich kenne die Maschinen, aber meine neuen Teamkollegen kennen sie noch nicht.

Du erwähnst deine neuen Teamkollegen für dieses Jahr, Enzo De La Vega und Axel Maurin. Werden sie eine gute Ergänzung für das Team 18 Sapeurs Pompiers CMS Motostore sein?
Enzo kenne ich nicht so gut, aber er hat letzte Saison mit dem Team LH Racing vor uns in Spa die Stock-Klasse gewonnen und ich erwarte, dass er schnell sein wird. Von Axel wusste ich bereits, dass er den Speed hat, also werden wir konkurrenzfähig sein.

Für das Team ist es von Vorteil, dass du noch an Bord bist, denn du kennst das Motorrad, weißt, wie das Team arbeitet und kannst deinen neuen Teamkollegen viele Informationen geben?
Natürlich ist das gut und deshalb habe ich mit den Tests begonnen, um zu bestätigen, dass alles in Ordnung ist und wir von hier aus starten können.

Wie hast du reagiert, als du erfahren hast, dass Hugo Clere und Baptiste Guittet, mit denen du in der letzten Saison den Weltcup gewonnen hast, das Team verlassen und für 2023 mit dem TATI Team Beringer Racing in die Formel EWC aufsteigen werden?
Das ist eine schwierige Frage. Es ist schade, denn ich mag das Team sehr und wir hatten eine gute Saison, in der wir den Endurance World Cup gewonnen haben. Aber die Entscheidung kam von ihrer Seite. Wir waren die ganze Zeit in Kontakt, so dass ich ihre Pläne kannte, und ich habe sie auch im November in Frankreich besucht, wo sie mir persönlich sagten, dass sie einen Test machen werden und darüber nachdachten, vielleicht in die Superbike-Klasse aufzusteigen. Aber es ist wie es ist und Axel und Enzo scheinen nette Jungs zu sein und es ist eine gute Entscheidung des Teams.

Dein Erfolg mit dem Gewinn des FIM Endurance World Cup im letzten Jahr war fantastisch, aber willst du deinen alten Teamkollegen folgen und eines Tages in die Formel-EWC-Kategorie aufsteigen?
Das ist das erklärte Ziel, und es ist klar, dass die Superbike-Kategorie mit ihren Motorrädern etwas interessanter ist. Ich war 2020 der Reservefahrer für YART und bin deren Yamaha gefahren, also habe ich bereits einige Erfahrung mit einem solchen Motorrad. Es war erstaunlich, und wenn sich in Zukunft eine Chance ergibt, werde ich natürlich versuchen, die Chance zu ergreifen und ich habe das Gefühl, dass ich bereit bin, diesen Schritt zu wagen.

Wie viel Druck verspürst du, den Titel in diesem Jahr zu verteidigen?
Druck verspüre ich keinen. Bei 24-Stunden-Rennen kann man nie sagen, was passieren wird, aber natürlich ist es das Ziel, den Titel zu verteidigen, und wir werden alles tun, um das auch zu erreichen.

Du und das Team haben im vergangenen Jahr einige außergewöhnliche Ergebnisse erzielt - gibt es in dieser Saison noch Raum für Verbesserungen?
Ich weiß, dass das Team im Winter super-motiviert war und schon im letzten Jahr versucht hat, sich ständig zu verbessern und nie stillzustehen. Das Motorrad war schon letztes Jahr erstaunlich, und das Team wird sicher über alles nachgedacht haben, was nicht perfekt war, und versuchen, das zu verbessern.

Wie konkurrenzfähig ist die Superstock-Kategorie?
Sehr konkurrenzfähig, um ehrlich zu sein. Schon im letzten Jahr konnte man sehen, dass es sehr eng zuging und auch die Abstände bei den Rundenzeiten waren nicht groß. Dunlop als Monomarken-Reifenlieferant zu haben, ist ein sehr gutes Konzept, um es für alle so ähnlich oder so fair wie möglich zu machen. Ich erwarte, dass es in diesem Jahr noch stärker sein wird, weil die Meisterschaft mit immer mehr Teilnehmern und immer mehr Fahrern an Dynamik gewinnt. Ich kann an meinen Kollegen in der IDM-Serie sehen, dass immer mehr Fahrer in die Langstrecken-WM kommen. Ich erwarte, dass es eine wirklich interessante Saison werden wird.

Du erwähnst die IDM, Du hast ein wirklich umfangreiches Programm mit dem BCC-alpha-Van Zon-BMW-Team neben der Endurance-WM, nicht wahr?
Ja, ja, ich kenne den Teamchef Werner Daemen schon seit Jahren und auch aus dem EWC-Paddock, wo wir uns manchmal unterhalten. Ich wechsle zwar die Motorräder von Yamaha zu BMW und von Meisterschaft zu Meisterschaft, aber es wird eine sehr gute Erfahrung sein und ich kann von beiden Motorrädern lernen. In der IDM haben wir die Einheitsreifen von Pirelli, also müssen wir uns daran gewöhnen, aber es ist ein gutes Team und auch eine gute Chance für mich.

Und es ist doch immer gut, Rennen zu fahren, oder?
Auf jeden Fall ist es das beste Training, einfach auf dem Motorrad zu sitzen und das Gefühl nicht zu verlieren. Egal welches Motorrad und welche Reifen, es ist immer besser als gar nichts, und mit zwei Meisterschaften hat man mehr Streckenzeit. Es ist auch mehr Druck, und es ist nicht immer einfach, weil ich auch außerhalb arbeiten muss, aber das ist es definitiv wert.

Was machst du beruflich?
Ich leite meine eigene Firma. Mein Vater hat sie aufgebaut und ich habe sie übernommen, es gibt also ziemlich viel zu tun. Das Gute daran ist, dass ich mir die Zeit nehmen kann, die ich brauche, weil mein Vater noch in der Firma ist und mich unterstützt. Die Zeit ist nicht wirklich das Problem, aber man denkt immer ein bisschen an die Arbeit und man wird immer angerufen. Wir haben ein Automatisierungsgeschäft, hauptsächlich in der Lebensmittelindustrie, es geht um Elektrizität, Automatisierung und Software.

Du bist also nicht nur ein schneller Rennfahrer, sondern auch ein ziemlich cleverer Kerl!
Das kann ich nicht beurteilen, aber ich versuche es. Aber es ist definitiv ein arbeitsreiches Leben.

Wie sieht der Zeitplan bis zum ersten Lauf der EWC-Saison in Le Mans im April aus?
Im März geht es jetzt richtig los, denn wir haben den Test in Alcarrás, dann Mitte März den Test mit dem IDM-Team ebenfalls in Spanien. Von Spanien aus fahre ich mit meinem Langstreckenteam wieder direkt zum Vortest nach Le Mans. Nach dem Vortest gibt es eine zweiwöchige Pause, und dann beginnt die Saison in Le Mans, also wird es jetzt richtig stressig.

Wie viel trainierst du?
Ich versuche, so viel wie möglich zu trainieren, manchmal morgens vor der Arbeit, und dann mache ich eine zweite Einheit am Nachmittag oder Abend. Ich verbringe viel Zeit auf meinem Fahrrad und mache viel Ausdauertraining. Ich muss immer auf mein Gewicht achten, weil ich groß bin und viele Muskeln habe. Ich tue viel, um mich fit zu halten, es gibt keinen freien Tag.

Wer hat dich in deiner Karriere am meisten inspiriert?
Marc Marquez ist wirklich inspirierend, er ist einfach der Beste in dem, was er zeigt und auch mental, was er bereit ist, für seine Träume zu tun, das ist auf einem anderen Level.

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