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Trotz Sturz: LRP Poland schafft beim Bol d’Or Top Ten

Von Esther Babel
Dominik Vincon und seine Kollegen Julian Puffe und Marek Szkopek vom Team LRP Poland liefern beim Bol d’Or eine starke Leistung ab und fahren unerwartet in die Top-Zehn. Die Zukunftsfrage lässt Vincon offen.

Ein Platz unter den zehn besten Teams war vor der Saison angepeilt worden – und den haben Dominik Vincon, Julian Puffe und Marek Szkopek bei der Langstrecken-Weltmeisterschaft der Fédération Internationale de Motocyclisme allen Widrigkeiten zum Trotz doch noch erreicht. «Bei uns hat keiner mehr so richtig daran geglaubt», sagt Vincon nach einem harterkämpften siebten Rang in der Endurance-World-Championship-Wertung (EWC) beim Bol d’Or im südfranzösischen Le Castellet (Zehnter im Gesamtklassement). Diese schließt die Mannschaft mit einem starken neunten Platz ab und verbessert sich damit um eine Position im Vergleich zu den beiden Vorjahren.

Vor allem nach dem Aus in Spa wenige Stunden vor dem Schluss wegen technischer Probleme und der Nichtteilnahme am Rennen in Suzuka wegen hoher Kosten war das Saisonziel in weite Ferne gerückt. «Dass wir es nun doch noch erreicht haben, freut mich sehr», zeigt sich der 32-Jährige im Anschluss gelöst. Im Hinblick auf das 24-Stunden-Spektakel am Wochenende spricht er aber von einem harten Stück Arbeit für ihn und seine beiden Kollegen Julian Puffe und Marek Szkopek. «Vor allem auf den langen Geraden haben wir andere Teams mit der BMW S1000 RR K67, die ihre Vorteile in der Beschleunigung und Spitzengeschwindigkeit hat, immer wieder überholen können, in den Kurven hat die Konkurrenten dann jedoch wieder gekontert. Es war über lange Zeit ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem es teils heiß her ging», schildert der Fahrer seine Eindrücke vom Rennen, bei dem er und seine beiden Partner auf der knapp zwei Kilometer langen Gerade in jeder Runde mehr als 300 km/h auf dem Tacho hatten. Geschwindigkeiten, die sowohl Körper als auch Geist auf Dauer stark forderten.

Dass Teamchef Bartlomiej Lewandowski vor dem Saisonfinale Tests ankündigte, sie jedoch wieder absagte, hatte bei den Fahrern indes für Verunsicherung über die Belastungsfähigkeit des Motorrads gesorgt. Letztlich war Vincon jedoch überrascht, dass die Maschine den Extrembelastungen des Rennens ohne große Probleme standhielt. «Wir sind gut durch die Nacht gekommen und lagen zwischenzeitlich sogar auf dem achten Gesamtrang», sagt er und lobt auch die Techniker in der Box. «Es lief über weite Strecken so, wie man sich es immer erhofft.»

Dann ein kurzer Schock: In einer Rechtskurve rutschte der Knittlinger wie viele andere Kontrahenten auf einer Ölspur aus. «Ich bin nach dem Sturz schnell wieder aufgestiegen, musste aber wegen des verbogenen Lenkers und einer abgerissenen Fußraste in die Box», berichtet der Motorsportler von dem Ereignis, bei dem er sich nur eine leichte Prellung an der Hüfte zuzog. «Nicht der Rede wert, aber das hat wertvolle Zeit gekostet.»

Und weil Szkopek kurz darauf wegen eines Lochs im Reifen ebenfalls in die Gasse einbiegen musste, gingen nach Vincons Schätzungen alles in allem drei Runden verloren, am Schluss umrundete das Trio mit der gelben BMW den Kurs insgesamt 691 Mal. Zum Vergleich: Das Siegerteam Yoshimura Sert Motul hatte 717 Runden auf dem Zettel.

Seit 2019 ist Dominik Vincon nun schon Teil des polnischen Rennstalls. Ob die Reise für ihn jedoch weitergeht, lässt er offen. «Diese Saison ist viel schiefgelaufen», resümiert Vincon, der das Material gerne häufiger außerhalb der Rennen getestet hätte. Einen solchen Termin habe es 2023 nur vor dem Auftakt in Le Mans gegeben, was aber zu wenig sei, um im Feld weiter nach vorne zu kommen. Der 32-Jährige selbst fühlt sich topfit und will auf jeden Fall weitermachen, Teamchef Lewandowski dagegen wisse noch nicht, in welche Richtung er den Rennstall entwickeln wolle. Vincon, der früher mit eigenem Team in der IDM Siege und Podestplätze eingefahren hat, hat jedenfalls einen großen Traum vor Augen: «Ich will in der EWC-Klasse irgendwann auf dem Treppchen stehen.»

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