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Basis bis High-End-Sim: Wie teuer darf es sein?

Von Otto Zuber
Basis bis High-End: Wie teuer darf es sein?

Basis bis High-End: Wie teuer darf es sein?

So wie ein echter Rennfahrer ein maßgeschneidertes Cockpit benötigt, um erfolgreich unterwegs zu sein, ist auch im Sim-Racing eine entsprechende Hardware erforderlich, um sich auf höchstem Niveau messen zu können.

Dabei ist die Bandbreite riesig – vom einfachen Basis-Equipment, das sich jeder Hobby-Gamer leisten kann, bis hin zu High-End-Lösungen. Ein Check mit den BMW Fahrern Philipp Eng und Christian Krognes sowie mit den Sim-Racern Laurin Heinrich und Alexander Voß gibt einen Überblick und zeigt: Die teuerste Ausrüstung garantiert nicht zwingend auch die schnellsten Rundenzeiten.

Sim Rig, Force Feedback, Direct Drive oder Widescreen: Mit solchen Begriffen kann jeder, der sich etwas intensiver mit Sim-Racing beschäftigt, sofort etwas anfangen. Sie stehen für einige der Hardware-Komponenten, mit denen virtuelle Rennen auf höchstem Niveau bestritten werden können. Im wesentlichen besteht eine High-End-Ausrüstung aus einem massiven und stabilen Metallgestell, in das ein Rennsitz integriert ist – das so genannte Sim Rig. Zu solch einem Rig gehört in der Regel auch ein Bildschirm, am besten ein hochauflösender. Ein Lenkrad mit entspechendem Motor sowie eine Pedalerie sind ebenfalls obligatorisch.

So ausgestattet geht aktuell unter anderem BMW-Werksfahrer Philipp Eng regelmäßig in virtuellen BMW Rennfahrzeugen wie dem BMW M8 GTE in der IMSA iRacing Pro Series oder dem BMW Z4 GT3 in der Digitalen Nürburgring Langstrecken-Serie powered by VCO an den Start. Und das mit Erfolg: Vor wenigen Wochen hat er die iRacing 24h Nürburgring powered by VCO gewonnen und damit den bisher größten Erfolg seiner Sim-Racing-Karriere gefeiert.

Diese begann mit 17 Jahren, als er zu Hause seinen Schreibtisch in einen Rennsimulator umgebaut hat. «Ich habe die Schulhefte zur Seite geschoben, mein Lenkrad am Schreibtisch festgeklemmt, die Pedale am Boden fixiert – und los ging’s», erinnert sich Eng.

Heute sind seine Ansprüche gestiegen. «Wichtig ist aus meiner Sicht ein stabiles Rig, das nicht wackelt. Ich lege zudem Wert darauf, dass die Sitzposition der Realität im Rennfahrzeug so nah wie möglich kommt», sagt Eng. «Das Wichtigste ist für mich aber ein guter Lenkradmotor. Denn das Lenkrad ist für mich in einem statischen Simulator die einzige Verbindung zur Fahrbahn. Nur über das Force Feedback fühle ich, wie sich das Auto bewegt, und eben nicht wie in der Realität am ganzen Körper. Dabei hilft mir das so genannte Direct Drive, bei dem die virtuelle Lenksäule direkt in den Motor führt, genauso wie im echten Rennfahrzeug auch. Das resultiert in einer deutlich direkteren Reaktion des Lenkrads.»

Er selbst hat einen Simulator, für den er rund 5000 Euro ausgegeben hat, das Doppelte ist aber ebenfalls drin.

Echte Experten in Sachen Equipment sind die Top-Sim-Racer Laurin Heinrich und Alexander Voß vom Team BS+COMPETITION, die gemeinsam mit Eng das virtuelle 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife gewonnen haben. Voß sagt zum Thema Hardware: «Ein gutes Rig und gute Pedale machen aus meiner Sicht schon mehr als die halbe Miete eines Top-Equipments aus.»

Sein Direct-Drive-Lenkrad ist noch Marke Eigenbau, denn als er es vor sechs, sieben Jahren bekommen hat, gab es diese Technologie noch nicht zu kaufen. In diesem Punkt ist Heinrich einen etwas anderen Weg gegangen. «Ich habe kein selbst gebautes Lenkrad sondern mir vor kurzem ein neues Direct-Drive-Modell gekauft. Ich nutze ein Lenkrad im DTM-Style, weil ich damit am besten zurechtkomme.»

Beide Sim-Racer haben genauso wie Eng als Bildschirm einen 49-Zoll-Widescreen-Monitor mit 144 Hertz. «Ein Monitor mit schneller Reaktionszeit macht extrem viel aus, denn er vermittelt ein sehr reales Geschwindigkeitsgefühl und schont die Augen», erklärt Heinrich. Eng ergänzt: «Diese hohe Bildübertragungsrate ist enorm wichtig, damit ich Bewegungen, die ich am Lenkrad spüre, auch gleichzeitig am Bildschirm sehe, ohne eine Verzögerung zu haben.»

Das ebenfalls in der Szene oft genutzte System mit drei Bildschirmen, die vor allem seitlich ein noch größeres Blickfeld bieten, hält Eng wir nicht unbedingt nötig, denn: «Im echten Rennfahrzeug schaue ich ja auch nicht durch das Seitenfenster.»

Generell stellt sich bei der Hardware für das Sim-Racing eine Frage: Welches Equipment ist nötig, um mit den Besten mithalten zu können? Muss der Rennsimulator mit allem Zubehör unbedingt einen fünfstelligen Betrag kosten?

Ein Mann, der zeigt, dass es auch anders geht, ist Walkenhorst Motorsport Fahrer Christian Krognes. Er betreibt das Sim-Racing erst seit einigen Wochen intensiv und tritt im BMW Z4 GT3 in der DNLS powered by VCO an. Obwohl seine Ausrüstung eher an das erinnert, was Eng in seinen Anfängen mit 17 Jahren verwendet hat, fährt Krognes auf der virtuellen Nordschleife beeindruckende Rundenzeiten und kämpft um die Spitzenplätze. «Ich sitze im Prinzip an einem normalen Tisch auf einem normalen Stuhl. Tagsüber mache ich an dem Tisch mein normales berufliches Homeoffice, abends klemme ich dann mein Lenkrad fest und fahre ein paar Stunden», erklärt Krognes.

Seine Pedale sind auf einer Box unter dem Tisch befestigt, ein Sim Rig aus Metall, das die gesamte Konstruktion fixiert, gibt es nicht. Das führt ab und zu zu Problemen. «Wenn ich zu hart bremse, kann es schon manchmal passieren, dass ich mit dem Stuhl etwas nach hinten rutsche», sagt Krognes. Er denkt nun darüber nach, sich ein einfaches Rig selbst zu bauen.

Wie kann es sein, dass Krognes trotz relativ einfacher Ausrüstung in einer so stark besetzten Rennserie wie der DNLS powered by VCO mithalten kann? «Teurer ist nicht gleich schneller», sagt Eng. «Es gibt auch viele Pro-Sim-Racer, die kein ganz so hochwertiges Equipment haben und mir trotzdem um die Ohren fahren.»

Das bestätigt auch Voß: «Du bist nicht automatisch eine halbe Sekunde schneller, nur weil du mehrere tausend Euro in einen guten Simulator investierst. Man gewöhnt sich an alles – auch an sehr einfaches Equipment. Gewohnheit spielt eine sehr große Rolle. Erst, wenn es darum geht, die letzten paar Zehntelsekunden herauszuholen, denke ich schon, dass man sich mit gutem Equipment leichter tut. Vor allem kann man aus meiner Sicht aber mit guten Pedalen und einem guten Lenkrad konstanter seine Leistung abrufen. Es ist intuitiver.»

Diesen Eindruck bestätigt auch Krognes: «Ich denke nicht, dass ich mit einem hochwertigen Equipment deutlich schneller wäre, aber wahrscheinlich konstanter. Ein Triple-Stint bei einem Langstreckenrennen kann auf einem normalen Stuhl schon etwas ungemütlich werden.»

Die gute Nachricht für Hobby-Racer lautet also, dass man auch mit überschaubarem Budget eine Hardware bekommt, mit der man im Sim-Racing konkurrenzfähig ist. Erst, wenn man viele Stunden am Tag am Lenkrad verbringt oder in der absoluten Spitze die letzten Zehntelsekunden finden will, macht es Sinn, in eine High-End-Ausrüstung zu investieren. So wie Eng, Heinrich und Voß, die bereits am kommenden Sonntag wieder auf dem virtuellen Nürburgring am Start sein werden.


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