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Die Technik des Porsche 919 Hybrid

Von Oliver Runschke
Porsche hat sich beim 919 Hybrid für die höchste der vier möglichen Energieklassen entschieden und tritt in der 8-Megajoule-Klasse an.

Im Rahmen der Präsentation des Porsche 919 Hybrid auf dem Autosalon in Genf hat der Sportwagenhersteller erstmals Details zum Hybridsystem des LMP1-Sportwagen veröffentlicht. Schon im Vorfeld hatte Porsche einige Details zum Motor des 919 verraten: Ein Zwei-Liter V4 mit Monoturbo und Benzindirekteinspritzung, der bei 9.000 Umdrehungen/min rund 500 PS leistet. Dazu kommen zwei verschiedene Rekuperationssysteme, zu deren Details sich Porsche bisher zu bedeckt hielt.

Grundlegend neu ist die Rückgewinnung thermischer Abgasenergie. Dies geschieht beim 919 durch einen Elektrogenerator, der vom Abgasstrom angetrieben wird. Porsche nutzt ähnlich wie Audi beim R18 e-tron quattro die Abgasenergie, allerdings nutzt die Konzernschwester aus Ingolstadt dazu einen neuartigen E-Turbolader.

Die Arbeitsweise des zweiten Hybridsystems ist bereits aus dem Porsche 918 Spyder bekannt. Hier nutzt ein Generator an der Vorderachse Bremsphasen, um kinetische in elektrische Energie zu verwandeln. Sie wird ebenfalls in wassergekühlten Lithium-Ionen-Batteriepacks von Zulieferer A123 gespeichert, bis der Fahrer sie wieder abruft. Dann fungiert der vordere Generator wie ein Single-Elektromotor und treibt in den Beschleunigungsphasen über ein Differenzial beide Vorderräder an. Auf diese Weise besitzt der Porsche 919 Hybrid einen temporären Allradantrieb, da der Benzinmotor seine Kraft konventionell an die Hinterachse leitet. Die bisher geltende Beschränkung, das die Vorderachse erst ab 120 km/h angetrieben werden darf, entfällt bei dem neuen LMP1-Reglement übrigens.

Starker Hybridantrieb für die 8-Megajoule-Königsklasse??

Dem intelligenten Management dieser zusätzlich abrufbaren Energie kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Je nach Verkehrssituation, Streckenlayout und Witterungsverhältnissen stehen dem Fahrer dabei automatisierte Antriebsmodi zur Wahl, die sich auch auf die Fahrdynamik auswirken. An dieser Stelle fließen Erkenntnisse ein, die Porsche mit dem 911 GT3 R Hybrid auch beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gesammelt hat.?

Der zulässige Benzinverbrauch hängt direkt von der elektrischen Energiemenge ab, die der Fahrer pro Runde als sogenannten Boost abrufen kann. Das Reglement unterscheidet vier Stufen von 2 bis 8 Megajoule (MJ). Porsche entwickelt den 919 Hybrid für die «Königsklasse» mit einer Energie-Rückgewinnungskapazität von 8 MJ. Dies setzt besonders leistungsstarke Rekuperations- und Speichersysteme voraus, die entsprechend größer und schwerer dimensioniert werden müssen. Zugleich begrenzt ein Durchflussmessgerät die Kraftstoffmenge. Beispiel Le Mans: Hier stehen dem Turbobenziner pro 13,65-Kilometer-Runde, die zu 75 Prozent unter Volllast gefahren wird, nur noch 4,64 Liter zur Verfügung. In der 2-MJ-Klasse sind es beispielsweise schon 5,04 Liter.

Porsche begann Mitte 2011 mit der Entwicklung des 919, die Aerodynamik erhielt ab Februar 2012 ihren Feinschliff im Windkanal. Die aerodynamische Auslegung des Porsche 919 Hybrid kann unterschiedlichen Streckencharakteristiken angepasst werden, für Le Mans wird eine low-downforce Variante des LMP1 erwartet.

Während Audi beim neuen R18 auf Laserlicht setzt, hat Porsche speziell für den 919 konzipierte LED-Vierpunktscheinwerfer verbaut. Ihre markante Form entstand in Zusammenarbeit mit Style Porsche, dem Designstudio für die Serienmodelle.

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