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Nissan sorgt für Schwung im Fahrerkarussell

Von Oliver Runschke
Im Fahrerfeld der WM dürfte es für 2015 ordentlich Bewegung geben.

Im Fahrerfeld der WM dürfte es für 2015 ordentlich Bewegung geben.

Nissan macht aus dem flotten Dreier in der Sportwagen-WM im kommenden Jahr nicht nur einen Vierkampf, sondern sorgt auch für Schwung auf dem LMP1-Arbeitsmarkt.

Das Fahrerkarussell in der Sportwagen-Topklasse LMP1 drehte sich in den vergangenen Jahren im sehr gemächlichen Tempo, wenn es sich überhaupt bewegte. Audi vollzog in den vergangenen Jahren im Fahrerkader einen Generationenwechsel, der nun nahezu abgeschlossen ist. Auch bei Toyota waren die Personalien unspektakulär: Die Japaner treten in der Sportwagen-WM FIA WEC im dritten Jahr mit unverändertem Fahrerkader an. Porsche hat für den LMP1-Einstieg in diesem Jahr nicht in fremden Revieren gewildert, sondern sich auf der Fahrerseite im eigenen Haus und beim Nachwuchs umgesehen und sich einen Formel-1-Star eingekauft. Spätestens wenn Nissan 2015 einsteigt, gibt es auf dem Sportwagen-Arbeitsmarkt einen spannenden Herbst. Die Japaner starten mit zwei GT-R LM Nismo in der Sportwagen-WM und mit drei Exemplaren bei den 24h von Le Mans. Für die WM braucht Nissan so sechs Fahrer, für Le Mans sind es nochmals drei mehr.

Aus der hauseigenen GT Academy, in der aus Videospielern Rennfahrer herangezogen werden, wird Nissan dabei offenbar weniger Manpower rekrutieren, als bisher angenommen. Als nahezu gesetzt gilt Jann Mardenborough. Der Brite, Gewinner der GT Academy 2011, landete bei seiner Le Mans-Premiere 2013 auf dem LMP2-Podium, war in diesem Jahr in Le Mans im Ligier-Nissan viertschnellster Fahrer in der LMP2-Klasse und gewann beim Hockenheim-Grand-Prix sein erstes GP3-Rennen. Er könnte vorerst der einzige LMP1-Stammfahrer aus dem Nachwuchsprogramm bleiben. «Ich gehe fest davon aus, dass Jann im kommenden Jahr im LMP1 sitzt», sagte Mark Shulzhitskiy gegenüber SPEEDWEEK.com. Der Russe, GT Academy-Absolvent und in Le Mans ebenfalls im Ligier-Nissan, sieht sich selbst (noch) nicht in erster Linie als Kandidat, obwohl Nissan ihn im LMP2-Zytek von Greaves in der European Le Mans Series für zukünftige Aufgaben fit macht. «Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon bereit für einen LMP1 bin», so Shulzhitskiy.

Als heisser Kandidat auf ein Nissan-Cockpit gilt Nick Heidfeld. Gegenüber SPEEDWEEK.com sagte Heidfeld im Juli: «Es ist positiv für mich, dass ich den entsprechenden Kontakt zu Nissan habe, aber momentan kann ich noch nicht bestätigen, dass wir in ernsthaften Verhandlungen miteinander stehen. Ich bin im dritten Jahr in der LMP1-Klasse und denke, dass ich dort gute Leistungen bringe und mein Ziel ist es dort zu gewinnen. Ich habe die Verbindung mit Nissan, das ist ein Fakt. Ich möchte in der LMP1-Klasse bleiben und will in ein Werksteam.»

Das französische Magazin «Auto Hebdo» hat zudem Olivier Pla mit ins Spiel gebracht. Pla zeigt seit Jahren im LMP1 und LMP2 starke Leistungen, hat in den vergangenen Jahren bei Oak Erfahrung in der Fahrzeugentwicklung gesammelt und drängt sich als Fahrer für so ein Programm auf. 

Durch die Nissan-Gerüchtküche wabern auch die Namen von Audi-Mann Benoit Treluyer, der immerhin vor seiner Audi-Zeit für Nissan in der Super GT startete und so noch hervorragende Kontakte nach Japan hat. Auch der ehemalige Peugeot-Treter und heutige Toyota-Pilot Stephane Sarrazin ist im Gespräch. Doch ob er mit Nissan eher zu seinem ersten Le-Mans-Sieg kommt als mit Toyota, ist fraglich. Die beiden Franzosen und ehemaligen Peugeot-Piloten Simon Pagenaud und Sébastien Bourdais sind ebenso Gespräch, doch beide haben sich nach dem Peugeot-LMP1-Aus mühevoll eine Existenz in den USA aufgebaut. Das Nissan-Programm ist auf zwei Jahre angelegt – ein Wechsel will für jeden Piloten gut überlegt sein.

Obligatorisch dürften ein bis zwei Japaner im Programm sein, nur ist das Angebot auf diesem Sektor überschaubar. Satoshi Motoyama ist die graue Eminenz im Nissan-Kader, 43 Jahre alt, war Teil der Nissan-Programme mit dem R390 GT1 und R391 LMP900 Ende der 1990er Jahre sowie unlängst beim Deltawing und dem Zeod RC-Projekt. Wenn Motoyama nicht zum Zug kommt, dürfte einer der aktuellen Nissan-Super-GT-Werksfahrer eine Chance bekommen. Die haben zwar kaum oder keine LMP-Erfahrung, doch das hat Hersteller aus Japan bei der Verpflichtung ihrer Le-Mans-Kader traditionell wenig gestört.

Wie lange fährt «Big Tom» noch?

Bei Audi dürfte Tom Kristensen das zentrale Thema werden. Wie lange fährt «Mr. Le Mans» noch? Mehr als ein Mal dürfte Kristensen neidisch auf Allan McNish und dessen brillant getimten Rücktritt im vergangenen Jahr geschaut haben. Der Däne ist nun 47, hat deutlich mehr als das erreicht, was es in dem Sport eigentlich zu gewinnen gibt und tat sich in diesem Jahr zumindest in Spa und Le Mans nicht gerade leicht. In Silverstone war sein R18 schon aus dem Rennen, bevor er ins Cockpit steigen konnte.
Kristensen ist für Audi deutlich mehr als ein Fahrer, der in seiner Karriere bei Audi mehr als einmal einen zweiten Frühling erlebt hat. Sollte Kristensen in absehbarer dafür entscheiden kürzer zu treten ist die Frage, wer seinen Platz übernimmt – ersetzen ist sicherlich das falsche Wort – eine der spannendsten im Geschäft. Schon als McNish im vergangenen Jahr seinen Rücktritt bekanntgegeben hat, hat es Audi auf dem kalten Fuss erwischt, einen Ersatzmann für den Schotten zu organisieren.

Toyota baut möglichem Fahrerschwund vor: In Austin kommt Mike Conway zu seinem ersten Einsatz im TS040. Grund zum Austauschen ihrer Fahrer haben die Japaner aus Köln wenig. Alle Piloten sind bei ihren Rundenzeiten über jeden Zweifel erhaben. Wenn die Japaner aussortieren, dann über die Faktoren Konstanz und vor allem über die Fehlerquote.

Auch Porsche baut vor: Nach drei Rennen gibt es bereits erste Tendenzen, wer vom Speed im Team Masstäbe setzt und wer noch zulegen muss. Nach dem ersten Jahr baut man den Fahrerkader aber im Regelfall noch nicht um. Abwerbeversuche im Porsche-Lager seitens Nissan dürfte es kaum geben, dafür ist in Weissach (noch) zu wenig Know-how zu holen. Sicherheitshalber kommen in dieser Woche bei einem Test in Magny-Cours die GT-Werksfahrer Michael Christensen und Frédéric Makowiecki zu ihren ersten Runden im Porsche 919 Hybrid, denn einen Ersatzfahrer gibt es im Porsche-Programm bisher nicht.

Lange wird nicht mehr dauern, bis das Fahrerkarussell in Schwung kommt: Ende Oktober will Nissan den GT-R LM Nismo erstmals testen, spätestens dann dürften die Japaner, die sich zum LMP1-Programm seit der Veröffentlichung am 23. Mai ungewöhnlich still verhalten haben, auch damit beginnen die Fahrer zu präsentieren.

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