Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

6h Spa: So gewann Audi das Rekordrennen

Von Oliver Runschke
Warum Audi in Spa gewann und wieso Porsche verlor. Audi gewann den High-Speed-Schach in Spa nicht über das Tempo, sondern über die perfekte Strategie.

Audi hat einmal wieder ein kleines Kapital Sportwagengeschichte geschrieben. André Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Treluyer fuhren in einem weder von einer Safety-Car-Phase noch von einer Full Course Yellow unterbrochenen Rennen im Audi R18 e-tron quattro mit 176 Runden zum Spa-Sieg, das entspricht exakt 1.232,69 km. Bei bisher keinem Sechs-Stunden-Rennen in der Sportwagengeschichte wurde eine so lange Distanz zurückgelegt. Auch der Speed war beeindruckend. Das Audi-Trio gewann mit einem Durchschnittstempo von 204,8 km/h.

Das Rennen gewann Audi aber nicht über den puren Speed. Den hatte Porsche, doch die Stuttgarter stolperten auf dem Weg zum möglichen zweiten WM-Erfolg über die Reifenperformance des 919 Hybrid. Audi hatte bei den absoluten Rundenzeiten etwas das Nachsehen, doch siegte über die klassischen Tugenden Reifenmanagement und Strategie. Während der Sieger-Audi 7:36 Min. in der Box verbrachte, stand der #18 Porsche 8:12 Min. Bei einem Rennen, bei dem Sieger und Verlierer nach sechs Stunden Renndauer um 13 Sekunden von einander getrennt liegen, zählt jede Sekunde. 

In den ersten drei Stunden machte Porsche das Tempo, doch da lief die Audi-Strategiemaschine schon lange. Lotterer jagte Porsche die Führung exakt zur Rennmitte ab, als der drei Le-Mans-Sieger einen Doppelstint auf einem Reifensatz in Angriff nahm und durch den gesparten Reifenwechsel in Runde 95 am Porsche von Marc Lieb vorbei in Führung ging. Von dem Moment an kämpften Audi und Porsche intensiv um die Spitze. Wie gut oder schlecht ein Doppelstint auf einem R18 funktioniert, hatte Audi zuvor schon längst beim dritten R18 von Marco Bonanomi ausprobiert.

Als der #18 Porsche von Marc Lieb ebenfalls einen Doppelstint probierte, ging das in die Hose. Am Ende des zweiten Stints musste Lieb acht Runden früher als geplant an die Box kommen. Lieb: «Ich hatte beim harten Kampf mit André in meinem ersten Stint meine Reifen etwas überstrapaziert und musste beim Überholen eines LMP2 auch kurz abseits der Strecke fahren. Meine Reifen waren schon sehr mitgenommen und ich hatte überhaupt keinen Grip mehr. Um nicht noch mehr Zeit auf der Strecke zu verlieren, haben wir uns für einen früheren Stopp entscheiden und so die Strategie geändert. Aus den letzten drei Stints haben wir so zwei Mal eineinhalb Stints pro Fahrer gemacht.» Der frühe Stopp von Lieb war ein Nachteil für die heisse Phase in der letzten Rennstunde, denn beim letzten Tankstopp musste der Porsche durch den früheren Stopp mehr tanken und verlor dadurch neun Sekunden auf Audi.

Die neue Porsche-Strategie war nicht gut genug, um gegen Audi zu bestehen. Für die Schlussphase übernahm Treluyer den Audi von Lotterer. Der Franzose blieb exakt zwei Stunden mit einem Reifensatz auf der Strecke, insgesamt zwei Stints und noch einmal zehn Runden spulte der Franzose mit einem Satz Michelin-Reifen ab. Porsche verbrauchte im gleichen Zeitraum einen Satz mehr: Zeitverlust durch den Räderwechsel: 13 Sekunden. Porsches Rückstand im Ziel: 13 Sekunden.

Neel Jani schafft es in der letzten halben Rennstunde trotz frischerer Reifen nicht, den Rückstand auf Treluyer signifikant zu reduzieren. «Ich hatte in der Eau Rouge immer Verkehr. Der erste Sektor ist der Beste für unser Auto, doch bis ich durch die Eau Rouge durch war, hatte ich schon zwei Sekunden verloren. Damit war es unmöglich den Rückstand zu reduzieren.»

Treluyer, der zuletzt ein kleines Formtief durchschritten hat, war in Spa der Mann des Rennens: «Es war nicht einfach heute, denn ich im Training nur drei Runden im trockenen gefahren und im Rennen gleich zu pushen, war schon speziell. Das Team hatte mir gesagt, dass ich wohl drei Stints fahren muss und es war nicht einfach zu pushen und gleichzeitig auf meine Reifen zu achten.»

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