Marc Surer: «Wo ist die Strafe für Lewis Hamilton?»

Von Mathias Brunner
​Sky-GP-Experte Marc Surer sagt, wieso Lewis Hamilton nach dem Qualifying von Silverstone hätte bestraft werden müssen und warum das Fehlen des Superstars in London unentschuldbar ist.

Lewis Hamilton ist an diesem Wochenende in aller Munde. Im Rahmen der Formel-1-Show von London haben sich viele Fans darüber geärgert, dass der dreifache Weltmeister der Veranstaltung ferngeblieben ist – als Einziger der 20 aktuellen GP-Fahrer!

Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat sich daraufhin vor seinen Piloten gestellt und findet, sein Schützling werde von einem Teil der Medien unfair behandelt.

Marc Surer ist hingegen der Ansicht: «Es ist absolut unentschuldbar, wenn der Star des Landes bei einer solchen Veranstaltung fehlt. Wenn es überhaupt einen Piloten geben sollte, der dort auftritt, dann doch er! Er hat damit weder der Formel 1 noch sicher selber einen Gefallen getan.»

Der 158fache GP-Pilot Martin Brundle hat vor kurzem festgehalten: «Lewis ist ein absoluter Stimmungsfahrer. Ist er gut drauf, dann fährt er unwiderstehlich, an der Grenze zur Unschlagbarkeit. Ist ihm aber eine Laus über die Leber gekrochen, dann wirkt sich das auch auf seine Leistung auf der Rennstrecke aus.» Marc Surer sagt dazu: «Ich würde das weniger an der Stimmung festknüopfen, sondern an seiner ganzen Reiserei. Es kann mir keiner weismachen, dass diese ganzen Flugreisen – hier kurz nach Paris, dann rasch rüber nach Los Angelese, wieder zurück nach Europa – nicht spurlos an ihm vorbeigehen. Auch nicht, wenn er einen Privatjet besitzt. Dieser Lebenswandel bedeutet automatisch, dass er ab und zu müde ist.»

In Silverstone hat Lewis Hamilton den britischen Rekord von fünf Heim-Pole-Positions von Jim Clark eingestellt. Surer lobt: «Ich erlebe ihn hier als voll motiviert. Wir haben so etwas schon in Kanada erlebt, da wusste ich bereits vor dem Rennwochenende, dass er schwer zu schlagen sein würde. Er mag Nordamerika, er hat in Kanada seinen ersten Grand Prix gewonnen, da ist er gleich bester Laune. Zudem ist jene Strecke eine Spätbremserpiste, und da ist Lewis besonders stark. Hier in Silverstone ist es ähnlich. Wir haben viele Mutpassagen, und an Mumm fehlt es Hamilton nun wahrlich nicht. Zudem wird er von den Fans auf Händen getragen. Hier ist er oft so gut wie unbezwingbar. Ich kann mich an ein GP2-Rennen erinnern, wo er von Startplatz 14 unwiderstehlich zum Sieg fuhr.»

Wie sieht Surer, Formel-2-Europameister von 1979, die Situation zwischen Romain Grosjean und Lewis Hamilton? Der Genfer ist der Ansicht, Hamilton sei nur deshalb einer Strafe entgangen, weil Lewis im WM-Kampf mit Vettel stehe oder einen Heimbonus habe. Grosjean redet von einer Zweiklassengesellschaft in Sachen Strafen. Marc Surer: «Wir haben uns diese Bilder nochmals angeschaut. Zuerst dachte auch ich, das sei harmlos. Unsere Bilder aber zeigen, mit welchem Tempoüberschuss Grosjean herangeflogen kommt. Ich behaupte: Wäre das Pérez gewesen, dann hätte es für den Mexikaner eine Strafe gesetzt. So aber handelt es sich um den Lokalhelden, und mir war schon klar, dass in Grossbritannien der einheimische Fahrer nicht mit einer Strafe von der Pole-Position weggeräumt wird. Nach dem Wirbel um den Start von Valtteri Bottas in Österreich ist das nun die zweite fragwürdige FIA-Entscheidung innerhalb kurzer Zeit.»

Was kommt in diesem britischen Grand Prix auf uns zu? Marc Surer: «Ferrari hat in den Dauerläufen auf der ultraweichen Mischung einen ganz starken Eindruck gemacht, sie waren besser als Mercedes. Wenn es eine Chance gibt, Hamilton zu schlagen, dann über den Faktor Reifen. Vom reinen Speed her wird es gegen Lewis ganz schwierig.»

Klar lassen wir den Basler nicht zurück an seine Arbeit, ohne ihn zum Wirrwarr zwischen Sauber und Honda zu befragen. Der 65-Jährige holt aus: «Ich fand es eine kluge Entscheidung, sich mit Honda zu verbünden. Lieber die Nummer 2 bei den Japanern als die Nummer 3 bei Ferrari. Zudem würde Sauber so den Vorjahresmotor los. Aber wieso ein verkündetes Abkommen nun so in Frage gestellt ist, verstehe ich nicht. Gewiss, wenn die neue Sauber-Führung Zweifel an Honda hat, dann kann ich das vor dem Hintergrund der bisherigen Ergebnisse nachvollziehen. Aber dann hätten sie im Frühling nicht die Zusammenarbeit mit solch grossem Tamtam verkünden dürfen. Ich bleibe überzeugt – Honda wird das früher oder später auf die Reihe bekommen. Honda wäre für Sauber richtig.»

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