Ferrari: Trennung von Domenicali für Fiat-Geheimplan?

Von Rob La Salle
Fiat-CEO Marchionne, Ferrari-Chef Montezemolo, Fiat-Präsident Elkann

Fiat-CEO Marchionne, Ferrari-Chef Montezemolo, Fiat-Präsident Elkann

In Italien hält sich hartnäckig das Gerücht: Die Entscheidung, sich von Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali zu trennen, kam nicht aus dem Rennstall, sondern aus der Fiat-Chefetage.

Insider in Italien wollen wissen: Ferrari-Teamchef Stefano Domeniali (48) habe nicht nur aufgrund ausbleibender WM-Titel gehen müssen. Sein Nachfolger Marco Mattiacci (42) solle vielmehr für eine grössere Rolle vorbereitet werden als jene des Leiters Nordamerika und jetzt neuer Formel-1-Teamchef. Wird Mattiacci dafür vorbereitet, Ferrari-Präsident zu werden, wenn Luca Montezemolo (66) abtritt und den Sirengesängen aus der Politik erliegt?

Hinter dem Schachzug Mattiacci soll John Elkann stehen, der 38jährige Enkel des legendären Gianni Agnelli. Elkann ist gegenwärtig Präsident des Fiat-Konzerns sowie Präsident bzw. Vizepräsident der Investmentgesellschaften Exor und IFIL, die das Vermögen der Familie Agnelli verwalten.

Die Denke von Elkann dürfte sein: Wenn sich der rennunerfahrene Mattiacci als Ferrari-Rennchef bewährt, dann ist er bereit für grössere Aufgaben.

Der grösste Stolperstein für Stefano Domenicali war der Mangel an Erfolg: Im November 2007 wurde er Teamchef, sieben Jahre später steht nur ein Titel zu Buche (Konstrukteurs-Pokal 2008). Die Fahrer-WM 2008 (Hamilton vor Massa) sowie die Titelrennen 2010 und 2012 (Vettel jeweils vor Alonso) wurden alle, aus unterschiedlichen Gründen, versemmelt. Es ist nicht anzunehmen, dass Domenicalis Posten in Frage gestellt worden wäre, hätte er all diese Titel gewinnen können.

Ferrari-Star Fernando Alonso bekommt Mattiacci erst heute Donnerstag in Shanghai erstmals zu Gesicht und meint: «Als Fahrer ändert sich für mich nichts – ich fahre, so schnell ich kann. Aber ich freue mich darauf, Marco Mattiacci kennenzulernen. Ich hoffe, wir können gemeinsam erfolgreich sein. Wir müssen ihm jedoch Zeit geben, sich einzuarbeiten. Den Abgang von Stefano bedaure ich, ich mochte ihn. Aber der Druck auf ihn war immens.»

Die Kollegen von «Autosprint» wollen herausgefunden haben: Domenicali selber plante insgeheim, am Ende der Saison 2014 den Krempel hinzuwerfen. Domenicali soll enttäuscht darüber gewesen sein, dass seine Pläne bei Ferrari nicht aufgingen. Stefano war es auch, der anregte, im Sommer 2013 Kimi Räikkönen zu kontaktieren: nach einem Streit mit Fernando Alonso wappnete sich Domenciali offenbar darauf, einen weiteren Spitzenmann im Team zu haben – für den Fall, dass der Spanier die Scuderia verlässt. Die Unstimmigkeit damals mit Alonso sei nie komplett gekittet worden.

Im Februar dürfte Domenicali gedämmert haben: Mit diesem neuen Ferrari F14 T ist erneut kein Titel zu holen, vor allem nicht angesichts eines überlegenen Mercedes. Der Ferrari erwies sich als zu leistungsschwach, sowohl was das Triebwerk selber als auch die Energierückgewinnung angeht. Eine frühere Stärke von Ferrari – schonender Umgang mit den Reifen – war ebenfalls dahin. Die drei ersten Rennen der Saison haben dann die Befürchtungen Domenicalis bestätigt.

Vor Jahren musste der Australier Chris Dyer gehen als Bauernopfer – ihm wurde das taktische Versagen im WM-Finale 2010 in Abu Dhabi angelastet. Worauf Alonso den Titel an Vettel verspielte. Später musste Aldo Costa gehen, dem Designer wurde vorgeworfen, jahrelang zu konservativ gearbeitet zu haben. Er ging zu Mercedes.
Jetzt aber gab es niemanden zu opfern. Ferrari kann es sich nicht leisten, Techniker zu verlieren, Ersatz gibt es auf dem Markt auch nicht reihenweise.

Durchaus denkbar, dass letztlich beides parallel lief: Stefano Domenicalis düstere Gedanken, sich selber zu opfern; und der Plan von Elkann, den unglücklich agierenden Domenicali durch einen aufstrebenden Manager zu ersetzen, der langfristig Ferrari-Präsident werden könnte.

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