Barcelona-Test: Lotus dank Reifentrick vor Mercedes

Von Mathias Brunner
Jolyon Palmer lässt es im Lotus krachen, hinten naht Pascal Wehrlein im Mercedes

Jolyon Palmer lässt es im Lotus krachen, hinten naht Pascal Wehrlein im Mercedes

Der zweite Barcelona-Testtag endet wie der erste: Bestzeit für Weltmeister Mercedes. Allerdings nur, was den Motor angeht – Jolyon Palmer im Lotus dieses Mal vor Pascal Wehrlein im Silberpfeil!

Mercedes blieb fast den ganzen Tag über das Mass der Dinge, auch mit einem noch nicht komplett genesenen Pascal Wehrlein am Steuer. «Ich wollte mir diese Testchance im Silberpfeil auf keinen Fall entgehen lassen», sagt der Sigmaringer. «Also liess ich lieber und auf Anraten der Ärzte den ersten Tag sausen. Ich hatte richtige Gliederschmerzen.»

Gestern hätte der DTM-Fahrer eigentlich im Force India ausrücken sollen. Am Nachmittag des zweiten Testtags auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya blieb Wehrlein der schnellste Mann, mit weichen Pirelli konnte er seine Bestmarke auf 1:26,497 min verbessern. Dabei war er mit einem grösseren «monkey seat» unter dem Heckflügel unterwegs, jenem von den Briten liebevoll Affensitz genannten Zusatzflügel, der sich über dem Rücklicht befindet.

Pascal weiter: «Solche Testtage bringen mir mehr als ein Einsatz am Freitagmorgen. Da habe ich nur 90 Minuten Zeit mit zwei Reifensätzen. Ich will jedoch so viel als möglich lernen. Da kann ich bei Tests mehr profitieren.»

Profitiert haben heute alle Fahrer von den gnädigen Windverhältnissen – kein Vergleich zu den garstigen Böen vom vergangenen GP-Wochenende. Lotus spendierte Testfahrer Jolyon Palmer kurz vor Schluss des Tages superweiche Reifen, der Engländer bedankte sich mit der Bestzeit.

Mit weichen Walzen rückte auch Pierre Gasly aus: der junge Franzose zeigte bei Red Bull Racing eine sehr ansprechende Leistung. Die Red-Bull-Junioren waren zwei Mal Anlass zu einer Trainingsunterbrechung mit der roten Flagge – Gasly im RBR-Auto sowie Carlos Sainz im Toro Rosso blieben je einmal stehen, weil die Elektronik spukte.

Bei Red Bull Racing laufen die Versuche mit der kurzen Fahrzeugnase weiter. Nach einiger Zeit wurde der Wagen von Gasly umgerüstet auf die alte Konfiguration, um den direkten Vergleich zu haben. Kein Auto war so über und über mit Messrechen bestückt, wie Gaslys Red Bull Racing-Auto. Die Tests bei gleichbleibendem Tempo waren auch der Grund, wieso der Franzose am Morgen zwar 20 Runden auf dem Konto hatte, aber keine gezeitete Runde – Pierre kam nach dem Herausfahren immer gleich wieder an die Box zurück.
RBR arbeitet überdies mit Polysil-beschichteten Felgen, das ist ein Silikonmantel an der Innenseite der Räder, um ein schnellere Aufwärmen der Reifen zu erreichen.

Jenson Button ist erleichtert: das garstige Fahrverhalten aus dem Spanien-GP ist verschwunden, McLaren-Honda zeigte gute Zeiten. Auch der Engländer rückte oft mit Messrechen aus, um die jüngsten aerodynamischen Verbesserungen auszuloten. Beim McLaren geht es vor allem um die heiklen Luftwirbel um die Hinterräder, welche die Effizienz des aufsteigenden Unterbodens beeinträchtigen.

Ferrari und Toro Rosso widmeten sich je drei Stunden lang exklusiven Versuchen mit Experimentalreifen von Pirelli.

Esteban Gutiérrez im Ferrari versuchte erneut die verbesserten Seitenkästen aus – jene Lösung also, welche Vettel im Spanien-GP gefahren hatte, auf die jedoch Kimi Räikkönen lieber verzichtete.
Für den Schreck des Tages sorgte Sauber: Nach gut 45 Minuten setzte Ferrari-Zögling Raffaele Marciello den Schweizer Renner in die Reifenstapel. Schäden an der linken Radaufhängung sowie an Flügeln und Verkleidung konnten die Mechaniker jedoch so schnell reparieren, dass der in Zürich geborene Italiener noch vor der Mittagspause wieder auf die Bahn gehen konnte. Raffaele: «Ich hatte an der Hinterachse Haftung verloren.»

Die zahlreichen Einsätze mit Aero-Messrechen wirken für viele Fans vielleicht ein wenig skurril, sind aber elementar: Nach den Probefahrten auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya gibt es erst wieder im Anschluss an den Österreich-GP einen weiteren Test (am 23./24. Juni), und die jetzt gemessenen Werte bilden die Grundlage für die weitere aerodynamische Entwicklung der verschiedenen Rennställe.

Barcelona-Testtag 2

?1. Jolyon Palmer (GB), Lotus-Mercedes, 1:26,080 (87 Runden)
?2. Pascal Wehrlein (D), Mercedes, 1:26,497 (137)
?3. Pierre Gasly (F), Red Bull Racing-Renault, 1:26,683 (75)
?4. Jenson Button (GB), McLaren-Honda, 1:26,927 (100)
?5. Alex Lynn (GB), Williams-Mercedes, 1:26,967 (52)
?6. Esteban Ocon (F), Force India-Mercedes, 1:27,520 (94)
?7. Esteban Gutiérrez (MEX), Ferrari, 1:27,930 (119)
?8. Carlos Sainz (E), Toro Rosso-Renault, 1:28,575 (126)
?9. Raffaele Marciello (I), Sauber-Ferrari, 1:28,829 (75)

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