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Gene Haas über Team 2016: «Wieso wir nicht scheitern»

Von Mathias Brunner
Gene Haas

Gene Haas

​Der US-amerikanische Teamchef Gene Haas (62) ist davon überzeugt, dass sein Modell einer engen Zusammenarbeit mit einem bestehenden Team (Ferrari) zum Erfolg führen wird.

Die Frage ist berechtigt: Wieso glaubt der Amerikaner Gene Haas, er wird nicht das Schicksal der letzten drei Formel-1-Rennstallneulinge teilen?

Zur Erinnerung: Virgin Racing debütierte 2010, ging später als Marussia an den Start, rutschte 2014 in die Insolvenz und hat sich als Manor neu erfunden, aus der Insolvenz gerettet. HRT (Hispania Racing Team), übrigens mit einem Auto, das bei Dallara entstand, so wie es heute in Italien für Haas gebaut wird, ging pleite, punktelos, ein Scherbenhaufen. Lotus (später: Caterham) schlitterte ebenfalls in die Zahlungsunfähigkeit, als AirAsia-Chef Tony Fernandes den Rennstall nicht wie geplant verkaufen konnte, das Team bäumte sich zum WM-Finale von Abu Dhabi 2014 dank einer Sammel-Aktion von Fans nochmals auf, aber dann war Schluss – das Material wurde verramscht.

Hat Gene Haas keine Angst, dass den US-Amerikanern das gleiche Schicksal droht?

«Nein», antwortet der Werkzeugmaschinen-Hersteller. «Denn wir haben eine ganz andere Herangehensweise an den Sport. Wenn ich mir anschaue, was die Rennställe vor uns zu stemmen hatten, dann komme ich zum Schluss – das war eigentlich nicht zu schaffen.»

«Ich kann mich an das erste Treffen mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone erinnern, das war in Austin, Texas. Er hat beinahe versucht, uns vom Formel-1-Plan abzubringen – einfach, weil er so viele hat scheitern sehen. Aber nach einiger Zeit wurde Bernie klar, dass es uns wirklich ernst ist, seither haben wir seine Unterstützung.»

«Der Schlüssel dazu, warum wir nicht scheitern werden: die Teams vor uns mussten alles selber machen und das in schwindelerregend kurzer Zeit. Wir hingegen versuchen, so viel es geht mit unseren Partnern zusammen zu arbeiten. Das wird uns von anderen Rennställen abheben.»

«Die gescheiterten Rennställe waren nicht nur von den Ressourcen her unter Druck, sondern auch von der Zeit her. Sie mussten teilweise aus dem Nichts einen Formel-1-Rennstall in nur sechs Monaten aufbauen, das ist eine gewaltige Aufgabe. Für mich ist das der Hauptgrund für das Scheitern der anderen Teams – Mangel an Zeit. Sie haben es zwar dann auf die Startaufstellungen geschafft, aber sie waren von Anfang an im Rückstand, ein Rückstand, den sie nie aufholen konnten. Es ist fast unmöglich für einen Neuling, das Team aus dem Nichts aufzubauen, das bestehende Modell zu entwickeln und schon am nächstjährigen zu arbeiten. Wir haben viel mehr Zeit als unsere Vorgänger. Und wir haben eine sehr enge Zusammenarbeit mit Ferrari und Dallara, dazu haben wir das Werk in England. Dank so viel Zeit mehr und unserer Partnerschaften sind wir besser vorbereitet. Und wir werden in wenigen Wochen schon mit der Arbeit am 2017er Auto beginnen. So weit voraus konnten die anderen nie denken.»

«Wir unterschätzen unsere Aufgabe mitnichten. Wir kommen auch nicht mit der Einstellung daher – wir sind Amerikaner, wir können das, jetzt zeigen wir denen mal kurz, wie das geht. Nein, wir gehen zwar selbstbewusst, aber auch bescheiden an unsere Aufgabe heran. Wir wissen, dass fast alles für uns Neuland ist und dass wir sehr viel lernen müssen. Dabei soll uns Romain Grosjean helfen.»

Haas weiter: «Es gehört zu unserer längerfristigen Strategie, dass ein routinierter Pilot für uns elementar ist. Die Formel 1 ist ein kniffliges Geschäft, und wie in jedem kniffligen Geschäft ist es ein weises Vorgehen, sein Handwerk von anderen Leuten zu lernen. Romain bringt genau jene Qualitäten mit, die wir uns gewünscht hatten – er ist erfahren, aber auch noch jung und erfolgshungrig. Bei Lotus hat er mehrfach unter Beweis gestellt, welch grossartiger Fahrer er ist. Für uns ein entscheidender Punkt war: Romain ist nicht nur schnell, er fährt Punkte auch nach Hause. Gerade wenn du ein neues Team bist, brauchst du so einen Fahrer. Wir werden uns zu einem erheblichen Teil auf ihn verlassen. Er kennt die ganzen Vorgehensweisen, er kennt alle Strecken. Wenn ich ehrlich bin, so bin ich noch immer erstaunt, dass wir einen Fahrer seines Kalibers bekommen konnte. Er wird sehr viel zu tun bekommen!»

Teamchef Günther Steiner: «Die ersten Gespräche mit Romain führte ich im Mai in Barcelona. Dann hörte ich mich bei einigen Technikern um, was sie so über Grosjean sagen. Das machte mir Eindruck. Wir haben eine ziemlich steile Lernkurve vor uns, und bei Romain haben wir den Eindruck – er weiss, was er tut.»

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