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Nico Rosberg – Lewis Hamilton: Beweist Mercedes Mut?

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg gegen Lewis Hamilton in Interlagos

Nico Rosberg gegen Lewis Hamilton in Interlagos

Wie mutig ist Mercedes? Der frühere Formel-1-Pilot David Coulthard regt an: «Lasst Rosberg und Hamilton in Abu Dhabi von der Leine. In der WM ist alles entschieden. Lasst sie strategisch fahren, so wie sie es wollen.»

Die Aufregung unter den Briten nach dem Brasilien-GP war gross: Weltmeister Mercedes wurde unterstellt, bei der Rennstrategie Nico Rosberg zu begünstigen. Anlass für diesen böswilligen Verdacht war das Gejammere von Lewis Hamilton am Funk, wonach er bitteschön eine andere Strategie wolle. Aber dazu erhielt er vom Kommandostand keine Erlaubnis.

Nach dem Rennen erklärte Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff: «Wir wollen im Team keine unnötigen Kontroversen. Wenn bei geteilter Strategie der eine von einer besseren Strategie profitiert, dann geht das Geschrei los. Wieso hat man ihn auf dieser Strategie losgeschickt? Unser primäres Ziel ist, das Team-Ergebnis nicht zu kompromittieren. Hätten wir Lewis von der Strategie her umgepolt, dann wäre er möglicherweise in die Fänge von Sebastian Vettel geraten. Das konnten wir nicht riskieren.»

«Wir wollten hier keinen Präzedenzfall schaffen, auf den sich dann vielleicht in kritischen Situationen 2016 ein Fahrer beruft. Wir haben festgelegt, dass die Fahrer gleich behandelt werden, und ein Strategiewechsel mitten im Rennen würde diese Direktive verletzen.»

Nun aber bringt der 246fache GP-Teilnehmer David Coulthard einen interessanten Gedanken ins Spiel. Der frühere Star von McLaren-Mercedes und Red Bull Racing sagt in seiner Kolumne für die Kollegen der BBC: «Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Mercedes einen hervorragenden Job gemacht hat, was das Management von Nico und Lewis angeht. Sie versuchen, beiden Piloten die gleiche Chance auf den Sieg zu geben, ohne jedoch dabei zu vergessen, dass das Team-Ergebnis im Vordergrund steht.»

«Die Grundlage dazu sind zwei Piloten, die vertraglich zugesichert haben, gleichwertig behandelt zu werden. Dann aber wird im Rennen – etwa mit dem Timing des Boxenstopps – der vorne liegende Silberpfeilfahrer bevorzugt. Mercedes tut das, um die eigenen Interessen zu wahren. Erstens ist es nicht in jedem Rennen gesagt, dass die beiden Mercedes bequem an der Spitze liegen und tun und lassen können, wie es ihnen beliebt. Strategisch zu patzen, könnte bedeuten, dass mindestens der zweite Rang verschenkt wird, etwa an Sebastian Vettel im Ferrari, oder dass sogar der Sieg auf dem Spiel steht.»

«Mercedes stellt daher primär sicher, dass ein Rennen gewonnen wird. Sekundär wird darauf geachtet, einen Doppelsieg einzufahren. Wer letztlich vorne liegt, ist für Mercedes als Marke nicht so wichtig.»

«Bei tausenden von Berechnungen über mögliche Rennverläufe wird Mercedes immer jene Varianten bevorzugen, welche die grössten Chancen bieten, ihr Primär- und dann ihr Sekundärziel zu erreichen.»

«Aber nun ist in der WM alles entschieden: Mercedes hat in Russland die Markenwertung gewonnen. In den USA hat Lewis Hamilton den Fahrertitel erfolgreich verteidigt. In Brasilien hat Nico mit seinem Sieg WM-Rang 2 sichergestellt.»

«Daher sage ich: Wieso nicht zum WM-Finale – mit der ausdrücklichen Vorgabe, dass dies ein Sonderfall sein wird – beiden Piloten und ihren Ingenieuren komplett freie Hand lassen?»

«Lasst doch das Rosberg- und das Hamilton-Lager eigenständige Strategien aushecken. Lasst sie doch während des Rennens die Strategie umstellen. Selbst auf die Gefahr hin, dass es mit Sebastian Vettel einen lachenden Dritten gegen könnte. Wenn Hamilton der Meinung ist, er hätte strategisch geschickter vorgehen können, dann lasst ihn doch. Vielleicht muss sich dann aber ein Fahrer nach dem Rennen hinstellen und die Verantwortung übernehmen, wenn die Strategie in die Hose gegangen ist.»

«Es würde doch den Unterhaltungswert des Rennens von Abu Dhabi erheblich steigern, wenn Mercedes die Vorgabe ausgäbe: Dieses eine Mal können die Fahrer schalten und walten, wie sie wollen. Mit der Einschränkung selbstredend, sich nicht in die Kiste zu knattern.»

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