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Marc Surer: «Das hat nichts mit meinem Erfolg zu tun»

Von Vanessa Georgoulas
Marc Surer: «Wichtig ist, dass man sich wortlos versteht»

Marc Surer: «Wichtig ist, dass man sich wortlos versteht»

Marc Surer über Teamwork in der Kommentatoren-Kabine, die schwierigsten Situationen und unliebsame Kritik: Im zweiten Teil des exklusiven SPEEDWEEK.com-Interviews verrät der ehemalige GP-Pilot, was ihn ärgert.
Marc Surer, inwiefern haben die sozialen Medien deine Arbeit als Formel-1-TV-Experte verändert?

Es ist sicher einfacher geworden, denn man kann etwa anhand der Fragen, die uns über Twitter erreichen sehen, in welche Richtung man gehen muss. Die moderne Technik macht das Ganze sehr viel einfacher. Ich sehe das als Chance.

Twitter, Facebook und Co. haben die Arbeit aber auch beschleunigt, man muss heutzutage sehr schnell reagieren…

Für mich ist das ein Riesenvorteil. Sascha (Roos, Anm.) hat die Twitter-Meldungen immer vor sich und liest mir daraus vor. Wenn wir merken, dass immer wieder dasselbe Thema angesprochen wird, können wir darauf Bezug nehmen. Manchmal machen mich die Leute auch auf etwas aufmerksam. Zuhause sieht man natürlich mehr, denn man muss nicht gleichzeitig noch Sätze formulieren und verschiedene Monitore im Blick haben. Wenn man spricht und schaut, dann ist das viel schwieriger.

Kommt die Routine mit der Zeit oder ist das immer wieder aufs Neue eine Herausforderung?

Wichtig ist, dass man sich mit seinem Kollegen, dem Kommentator, wortlos versteht. Wenn er etwa nicht auf das Geschehen auf der Strecke achtet, weil er gerade einen Blick in seine Notizen oder auf den Twitter-Monitor wirft, dann muss ich schauen. Umgekehrt ist das genauso. Das klappt mittlerweile aber auch schon automatisch.

Man muss sich also gut miteinander verstehen?

Es ist wichtig, dass man sich ergänzt. Man darf keine Konkurrenzsituation aufkommen lassen, sondern muss ein Team sein. Ich merke das, wenn ich anderen zuhöre. Da will jeder zeigen, was er weiss, das ist falsch. Denn man muss ein Team sein. Das klappt nicht jedes Mal.

Kannst du dich an besonders schwierige Situationen in deiner Karriere als TV-Kommentator erinnern? Manchmal ist es doch sehr schwierig, die richtigen Worte zu finden. Zum Beispiel wenn man nicht weiss, was genau passiert ist und wie schlimm die Folgen sind…

Ja, solche Situationen gibt es leider immer wieder, etwa als Carlos Sainz im dritten Training von Sotschi unter die Streckenbegrenzung rutschte und erst keiner Bescheid wusste. Es ist extrem schwierig, damit umzugehen. Das sind bestimmt die schwierigsten Momente. Aber die gibt es zum Glück immer seltener.

Gibt es ein Rezept, um damit umzugehen?

Natürlich hat man in diesem Moment einen erhöhten Pulsschlag, das ist klar. Ich zwinge mich dann aber immer, ruhig zu bleiben und versuche, die Situation einzuschätzen. Das wird ja auch von mir verlangt, ich muss nicht sagen, was passiert ist, das ist Saschas Job. Nehmen wir zum Beispiel die Panik, als man merkte, dass die Leitplanken bei Sainz' Abflug beschädigt wurden. Ich kann dann ruhig sagen, dass das eigentlich ein Vorteil ist, weil der Aufprall dadurch abgemildert wurde.

Als TV-Experte muss man immer auch viel Kritik über sich ergehen lassen. Gibt es Bemerkungen, die dich ärgern, oder steckt man nach knapp 30 Jahren am Mikro alles problemlos weg?

Ich kann es nicht ausstehen, wenn die Leute mir sagen: Wie kannst du einen Weltmeister kritisieren, du selbst hast ja nie ein Rennen gewonnen! Das ist Blödsinn, denn dann müsste ja jeder, der über die Formel 1 berichtet, selbst Weltmeister geworden sein. Ich bin seit 30 Jahren Beobachter des Ganzen. Allein durch diese Erfahrung habe ich schon mehr Insider-Wissen als die meisten Journalisten. Zudem habe ich die Formel 1 davor noch als GP-Pilot erlebt, was sicher ein Vorteil ist.

Aber mein heutiger Job hat nichts mit meiner Leistung von damals zu tun. Ich bin inzwischen schon länger Kommentator als ich GP-Pilot war. Meist kommt dieser Einwand, wenn ich über die Leistung eines Fahrers spreche. Wenn ich sage, ich habe Fahrer XY schon besser gesehen, dann ist das eine Beobachtung. Ich meine nicht, dass ich es besser könnte, sondern dass er es besser kann.

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