Le Mans: Wieder Ärger wegen Rennen in Baku

Von Mathias Brunner
​FIA-Präsident Jean Todt verhinderte nicht, dass Bernie Ecclestone auf Le Mans 2016 die GP-Premiere von Baku legte. Todt findet, die Veranstaltungen beissen sich nicht. Aber das ist nicht wahr.

Force-India-Fahrer Nico Hülkenberg ist noch immer «enttäuscht. Klar hätte ich mir gewünscht, dass ich meinen Le-Mans-Sieg 2016 verteidigen kann. Aber wie der Formel-1-Terminkalender zusammengestellt wird, das liegt eben nicht in meinen Händen.»

Zur Erinnerung: Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone krempelte im Spätsommer den Kalender um, das Le-Mans-Wochenende vom 18./19. Juni 2016 fällt damit exakt auf die GP-Premiere von Aserbaidschan (Baku), die ironischerweise Grosser Preis von Europa heisst (als hätten wir im richtigen Europa keine Rennstrecken mehr für die Formel 1). Das hat nicht nur viele Rennfans enttäuscht. Gérard Neveu, seit 2011 Geschäftsleiter der Sportwagen-WM, witterte in diesem Timing «einen klaren Angriff gegen unser Meisterschaft. Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone zuckte hingegen nur mit den Schultern: «Ja und? Wir veranstalten keine 24-Stunden-Rennen.»

Neveu schimpfte wie ein Rohrspatz: «Bernie Ecclestone macht nie etwas in gleichgültiger Weise. Das Ganze ist eine Schande, weil es uns die Möglichkeit raubt, dass wir Formel-1-Stars im wichtigsten Autorennen der Welt haben. Wir hätten Nico Hülkenberg haben können und auch andere Formel-1-Fahrer – die Verlierer sind die Fans.»

Nach einer Terminkollision 2011 kam es zwischen dem Veranstalter des berühmten 24-Stunden-Rennens, dem Automobile Club de l'Ouest (ACO), dem Promoter WEC sowie der FIA zu einem Gentlemen’s-Abkommen, wonach man Le Mans nicht mehr auf ein GP-Wochenende lege. Neveu findet: «Die FIA hätte uns schützen müssen.»

Wieso hat das FIA-Chef Jean Todt nicht getan? Wo ihm als Franzose doch die Belange des berühmten Autorennens in Frankreich nicht ganz egal sein sollten.

Der Präsident des Automobil-Weltverbands verteidigte sich im Rahmen des Mexiko-GP so: «Es ist nicht einfach, den Kalender für die verschiedenen Rennserien zusammen zu stellen, denn man muss 21 Formel-1-GP, zehn Formel-E-Läufe und zehn WEC-Rennen unter einen Hut bringen. Hinzu kommen noch 14 Rallyes. Es ist einfach nicht möglich, einen Kalender ohne Terminkollisionen festzulegen.»

Todt verwies auf die Tatsache, dass der GP in Baku dank einer Zeitverschiebung von drei Stunden erst nach dem Ende der Le Mans-Hatz gestartet werde. «Mehr war einfach nicht möglich», beteuerte er den Medienvertretern in Mexiko.

Nico Hülkenberg ist nicht der Einzige, der auf eine neue Le-Mans-Chance wartet: Seit Mark Webber erfolgreich auf Porsche umgestiegen ist (und 2015 Weltmeister wurde), interessiert sich auch sein Kumpel Fernando Alonso stark für das Rennen in der Sarthe. Noch als Ferrari-Fahrer 2014 war er Ehren-Starter in Le Mans, und angeblich sass er nur deshalb im vergangenen Juni nicht in einem Langstrecken-Porsche, weil Honda das verhindert hat. Honda hat dazu nie Stellung genommen. Nico Hülkenberg jedenfalls bestätigt: «Es gibt enormes Interesse unter den Formel-1-Fahrern an Le Mans.»

Diesen Eindruck hatten wir auch im vergangenen Juni im Fahrerlager des Red Bull Rings: Der Sieg von Hülkenberg war eines der grossen Themen, jeder wollte Nico gratulieren, alle wollten wissen, wie es in Frankreich war. Hülkenberg bereichnet das als «Appetithappen für die anderen Piloten. Viele haben sich danach erkundigt, wie das so im Langstreckensport sei oder welche Faszination Le Mans auf mich ausgeübt habe.»

Nun ärgern sich die Fans gleich doppelt: Denn inzwischen ist klar – das Abschlusstraining in Baku kollidiert terminlich mit dem Start zum Langstreckenklassiker in der Sarthe. Le Mans startet um 15.00 Uhr französischer Sommerzeit, in Aserbaidschan beginnt das Qualifying um 18.00 Uhr Lokalzeit, das ist ebenfalls 15.00 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit.

Und der Zieleinlauf in Le Mans kollidiert exakt mit der Startzeit in Baku. Auch das dürfte zahlreichen Fans nicht schmecken. Viel schief laufen darf dann bei der GP-Premiere in Baku nicht: Bei Startzeit 18.00 Uhr und einer Renndauer von zwei Stunden wären wir bei einem Zieleinlauf um ungefähr 20.00 Uhr Lokalzeit (= 17.00 Uhr Europa). Um 21.00 Uhr ist es jedoch am Kaspischen Meer dunkel.

Formel-1-WM 2016
(mit Terminkollisionen Langstrecken-WM, WEC)

20. März: Australien (Melbourne)?
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai) (WEC: Silverstone)?
1. Mai: Russland (Sotschi)?
15. Mai: Spanien (Barcelona)
29. Mai: Monaco (Monte Carlo)
12. Juni: Kanada (Montreal)?
19. Juni: Aserbaidschan (Baku) (WEC: Le Mans)
3. Juli: Österreich (Spielberg)?
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)? (WEC: Nürburgring)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza) (WEC: Mexiko)
18. September: Singapur (WEC: Austin)?
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin)
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (São Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)

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