Formel 1: Aus für Perez bei Red Bull Racing

Saisonvorschau: Kommt Spannung von Strom?

Von Gerhard Kuntschik
Gut besucht: Der Formula-E-Saisonstart in Mexiko in der letzten Saison.

Gut besucht: Der Formula-E-Saisonstart in Mexiko in der letzten Saison.

Die Show stimmt: Viele Rennen werden in der letzten Runde entschieden. Doch abseits davon gibt es einige Baustellen, die angegangen werden müssen.

Formel-E-Rennen sind durchwegs spannend, weil es viele Neutralisationen und damit Re-Starts eines zusammengezogenen Feldes gibt. „Attack Mode“ ist ein weiterer Kunstgriff, um Spannung zu erzeugen. Die Idee, mit Schnelllade-Stopps noch mehr zu bieten (Spannung? Aufregung? Unterhaltung? Technischer Fortschritt?), geistert seit dem Winter 2022/23 herum, die Einführung wurde im Vorjahr zwei Mal verschoben, jetzt zum dritten Mal auf einen späteren Zeitpunkt während dieser (zehnten) Saison. Selbst wenn Schnellladen perfekt funktioniert, würde ein Auto mindestens eine halbe Minute an der Box stehen, mit Ein- und Ausfahrt würde wohl über eine Minute vergehen. In der Formel 1 wird nicht nachgetankt, sondern es werden die Reifen gewechselt – in 1,9 bis rund vier Sekunden bei einem normalen (gut überschaubaren) Stopp. Im Vergleich würde die FE nicht gut aussehen. Muss das also sein?

 

Von den aktuellen elf Teams sind fünf von Autobauern mit eigenem Antriebsstrang (DS Penske, Jaguar, Mahindra, Nissan, Porsche), eines ohne Hersteller, aber mit eigenem Antrieb (ERT) und fünf Kunden (Andretti bei Porsche, Envision bei Jaguar, Abt Cupra bei Mahindra, McLaren bei Nissan, Maserati bei DS). In der Saison sechs waren von zwölf Teams zehn Hersteller. Davon haben sich Mercedes, BMW, Audi sowie die „Kleinen“ (Nio, Venturi) längst verabschiedet. Bis jetzt hat sich noch kein Hersteller für die Gen4-Ära verpflichtet. Und man darf nicht vergessen: Wenn es sieben, acht Hersteller gibt, werden manche zwangsweise Siebente, Achte – wie lang die dann dabei sind, wenn die Triumphe ausbleiben und es im Konzern einen Vorstandswechsel oder neue Prioritäten gibt, haben wir oft genug erlebt – auch in der Formel 1.

 

Und dann gibt es noch mit der Medienpräsenz eine ziemlich große Baustelle. Ja, TV-Verträge und Streaming wurden ausgebaut. Hierzulande ist es einfach, die Formula E zu verfolgen. Alle Rennen 2024 werden live auf ServusTV übertragen. In Österreich im linearen Kanal ServusTV und auf der Streaming-Plattform ServusTV On; In Deutschland läuft die ServusTV-Übertragung sowohl linear auf DF1 sowie digital bei ServusTV On, df1.de sowie via SPEEDWEEK.COM und ServusTV Motorsport bei MagentaTV. Andreas Gröbl und Daniel Goggi sind die Kommentatoren.

 

In Online-Medien zum Motorsport spielt die FE eine untergeordnete Rolle und steht nur bei auf E-Mobilität spezialisierten Websites im Vordergrund. Tagespresse und selbst manche Fachzeitschriften (auch solche, die ausgiebig E-Autos testen) ignorieren die Formel E. Die Argumente dafür (also gegen die Elektroformel) sind verschieden.

 

Ist es wirklich nur der fehlende „Sound“ oder der Speed, der als Kritik reicht? An der Qualität des gebotenen Rennsports oder des Fahrerfeldes kann es nicht liegen. Sechs der 22 Piloten fuhren in der Formel 1, einige weitere testeten dort. Und zwei waren/sind Siegfahrer in der Langstrecken-WM, einer ist sogar vierfacher WEC-Champion. Die Abneigung richtet sich vermutlich nicht gegen die Formel E per se, sondern gegen den (meist politisch oktroyierten) Zwang zum Umstieg auf Elektromobilität. Und den goutieren viele nicht. Nicht nur eingefleischte Petrolheads.

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