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Fred Mayr und das Wunder von Ulm

Kolumne von Rainer Braun
​60 Jahre Formel V, zehn Kurzgeschichten zum Staunen und Schmunzeln, Episode 5: Wie der Bayer Fred Mayr ein Rennen gewann, dass eigentlich nicht mehr zu gewinnen war.

Fred Mayr aus München ist ein echter Bilderbuch-Bayer – groß, stark, stämmig, rustikal, witzig. Schon sein Vater Max, nicht ganz unvermögend, bewegte als begeisterter Amateur-Rennfahrer wechselweise einen Porsche 904 GTS und einen Ferrari 275 GTS, vor allem bei Bergrennen.

Sohnemann Fred wollte die noch junge Formel V-Bewegung der 60er-Jahre dazu nutzen, um es dem Herrn Papa rennsportlich gleich zu tun. Über die Formel V-Abteilung des Münchner VW-Großhändlers MAHAG wurde ein dunkelroter Austro V angeschafft. Ein Lehrgang mit Jochen Rindt gemeinsam mit den Österreichern Pankl, Marko, Riedl und Peter auf dem Reifentestgelände im österreichischen Kottingbrunn sollte dem Neuling die nötige Praxis vermitteln.

Mayr Junior galt schon bald als ordentlicher Racer mit einigen erfolgreichen Einsätzen am Berg und auf der Rundstrecke. Als der 22jährige Bayer beim Flugplatzrennen Ulm-Laupheim 1967 in seinen Austro V-Rennwagen stieg, spielte sich danach jene unglaubliche Geschichte ab, die ihm heute kein Mensch glauben würde.

Aber gottseidank gibt es noch einige wenige Zeitzeugen und Konkurrenten, die das bestätigen können, was da für eine unglaubliche Nummer abgelaufen ist. So zählt auch der Autor dieser Zeilen zu jenen letzten Versprengten – er war damals vor Ort als Berichterstatter im Einsatz.

Es war nass und ungemütlich, als das Feld der Formel V-Rennwagen auf die Reise geschickt wurde. Kollege Mayr ging sofort in Führung und flog gleich in der ersten Runde in die Wiese. Alle Konkurrenten zogen vorbei, zu allem Unheil ging auch noch der Motor aus und ließ sich nicht mehr starten.

Ohne Zögern sprang Mayr aus dem Cockpit, brachte die Kiste von Hand im Laufschritt in Fahrt, hüpfte wieder rein ins Cockpit, legte einen Gang ein und, welch Wunder, der Motor sprang tatsächlich wieder an.

Nun hetzte der unverwüstliche Kämpfer abgeschlagen als Letzter dem Feld hinterher, überholte im stärker werdenden Regen Runde um Runde jeweils gleich mehrere Konkurrenten und griff gegen Ende sogar nach der Führung.

Welch ein Glück, dass der Rennleiter der Aufholjagd offenbar so fasziniert zusah, dass er versehentlich erst nach elf statt nach den vorgesehenen zehn Runden abgewinkt hat – denn genau in dieser zu viel absolvierten Runde gelang Mayr noch der Sieg.

Danach gab’s natürlich großes Protestgeschrei der Besiegten, aber in der Ausschreibung stand nun mal klipp und klar der Passus: «Das Rennen ist zu Ende, wenn der Rennleiter mit der Zielflagge abwinkt.»

Darauf berief sich Mayr und bekam von den Sportkommissaren auch Recht. Sieg und schnellste Runde. Was für eine unglaubliche Nummer!

Heute ist Fred Mayr 80 Jahre alt und lebt nach Stationen in San Francisco, der Karibikinsel St. Lucia, Mallorca und Gran Canaria (dort betrieb er in Maspalomas eine Piano-Bar) in Rottach-Egern im Tegernseer Tal.

Und wenn es für ihn jetzt überhaupt noch Pflichttermine gibt, dann ist es das jährliche Oktoberfest, das er als Feier-Bayer niemals auslassen würde.


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