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Emil Braun: IDM-Technik-Chef schmeisst hin

Von Esther Babel
Die IDM muss in Zukunft ohne ihren Technik-Chef auskommen

Die IDM muss in Zukunft ohne ihren Technik-Chef auskommen

Das Verhältnis zwischen dem Technical Chief Stewart und dem DMSB ist zerrüttet. Emil Braun zieht die Konsequenz und ist schon beim IDM-Finale nicht mehr dabei.

Nachdem sich der DMSB in den vergangenen Wochen endgültig und komplett von Sport-Kommissar Rüdiger Merdes, der die IDM seit mehr als zehn Jahren fachlich kompetent begleitet hat, trennte, muss die Meisterschaft mit dem Ausscheiden von Emil Braun, dem Technical Chief Steward der letzten Jahre, nun einen weiteren herben Verlust wegstecken.

Emil Braun, seit 1989 beim DMSB und dem ADAC ehrenamtlich tätig, hat dem DMSB seine Kündigung überreicht und wird schon beim IDM-Finale am kommenden Wochenende nicht mehr dabei sein. Seit der Saison 2010 hatte Braun, von Beruf KFZ-Sachverständiger, mit einer festen Techniker-Crew die IDM begleitet und stets kompetent und äusserst sorgfältig jede Art von technischen Fehltritten von Teams und Fahrern unterbunden. Doch auch Braun und seine Kollegen kämpften in den letzten Jahren gegenüber dem DMSB auf verlorenem Posten.

«Bis Ende des Jahres 2013 lief es noch ganz gut», schildert Braun die Entwicklung. «Danach ging es langsam aber stetig bergab.» Von 2007 bis zum Spätjahr 2013 war Michael Steiner einer der beiden DMSB-Generalsekretäre und hatte unter anderem die IDM unter sich. Ende 2013 hatte Steiner nach zwölf Jahren den DMSB auf eigenen Wunsch verlassen. Einen Nachfolger gab es nicht, stattdessen übernahm Christian Schacht, schon damals der andere Generalsekretär und für die Vierrad-Fraktion verantwortlich, die Motorradsport-Sparte noch gleich mit. Mit im Boot auch Sportdirektor Michael Günther.

Danach ging es nach Aussagen Brauns mit der bis dahin vertrauensvollen Zusammenarbeit und mit der Kommunikation bergab. «Managementposten wurden teilweise ohne fundiertes Grundwissen vergeben», schildert Braun. «Wir als ehrenamtliche Techniker wurden nicht mehr eingebunden, sondern uns wurde kompromisslos diktiert. Ein Beispiel: Zehn Jahre lang konnten wir gegen eine normale Spesenabrechnung und Kilometergeld an den von den Herstellern angebotenen Kursen zu neuen Modellen teilnehmen. Von dem Tag Urlaub, den man sich dafür nehmen musste, wollen wir gar nicht reden. Plötzlich sollten wir pauschal mit 100 Euro abgespeist werden und Herr Günther meinte, ein Techniker, der was auf sich hält, zahle eine solche Schulung doch aus eigener Tasche.»

Moto3-Technik wird ausgelagert

Endgültig in Schieflage geriet die Zusammenarbeit, als die Überwachung der technischen Belange in der Moto3-Klasse an DEKRA-Mitarbeiter, die DEKRA ist seit 2013 Partner der IDM, ausgelagert wurde. Das schon im Jahr 2013 von Braun und seiner Truppe, unterstützt durch die Hersteller Honda und KTM, entwickelte Moto3-Reglement war da schon längst durch den DMSB vom Tisch gefegt, durch ein kostenintensiveres ersetzt und die Klasse nach sparsamen drei Nennungen für die Saison 2014 gestrichen worden. Nach der Wiederbelebung in diesem Jahr wurde die Moto3-Klasse an neue Techniker von der DEKRA übergeben. Über Erfahrungen im Zweiradbereich ist nichts bekannt. «Sie waren teilweise mit einer von Herrn Schacht geschenkten Techniker-Lizenz ohne vorherige Prüfung unterwegs. Jegliche Entscheidungsbefugnis wurde mir in schriftlicher Form abgesprochen», behauptet Braun.

Seit der Saison 2010 war das Team um Braun mit einem Tandemachs-Anhänger unterwegs, in dem Messgeräte, Vergleichsteile und Werkzeuge zu den IDM-Rennstrecken transportiert wurde. «Damals wurde von Herr Steiner und Herr Amende, dem damaligen IDM-Serienmanager, eine dringend nötige Rangierhilfe zugesagt», erklärt Braun, der den Anhänger betreut, wartet und unterstellt und der in finanzielle Vorlage getreten war. «Nach dem Ausscheiden von Steiner und auch Amende konnte sich keiner mehr erinnern. Inzwischen wurde mir nahegelegt, das Rangiersystem doch wieder auszubauen und selber zu veräussern.»

Technische Ausrüstung als Spar-Version

Beim IDM-Rennen auf dem Nürburgring Mitte Juni wurde der Anhänger samt Ausstattung an den DMSB zurückgegeben. Beim nächsten Rennen in Ungarn mussten die technischen Kommissare dann plötzlich ohne ihr Equipment auskommen. Denn der Anhänger war nicht nach Ungarn gefahren worden. «Nur auf Bitten des IDM-Promoters haben wir unsere Aufgabe wahrgenommen», so Braun. «Natürlich war das ohne unsere Ausrüstung nur eingeschränkt möglich.»

«Das Bild wiederholte sich in Schleiz», ist von Braun zu erfahren. «Jochen Schäfer, DMSB-Motorsport-Referent, brachte wiederholt nur einen Teil der Ausrüstung mit an die Rennstrecke. Der Anhänger war wieder nicht vor Ort und Herr Schäfer hatte nur einen Teil der von uns aufgelisteten Referenzteile dabei. Gar nichts von der BWM S1000RR oder der  Yamaha R1. Er hatte lediglich Teile der Kawasaki ZX10R im Auto mitgebracht.»

Wurde in der Vergangenheit vorzeitig ein Meistertitel eingefahren, war eine technische Überprüfung des Siegermotorrads angesagt. «In dieser Saison war das leider nicht möglich», gibt Braun zu Protokoll. «Denn wir hatten weder die entsprechenden Messgeräte noch die erforderlichen Referenzteile dabei. Die Motoren wurden lediglich verplombt. Auch für eine nachträgliche Überprüfung beim Team vor Ort an einem Superstock-Motor, der in Ermangelung eines Ersatzmotors revidiert und in Hockenheim wieder zum Einsatz kommen soll, wurde dem Team vom DMSB eine Kostenaufstellung übermittelt. Auch ein neues, in meinen Augen unsportliches Verhalten.»

Mehr Ärger als Freude

Die Gründe für Brauns Ausstieg sind nachvollziehbar. «Setzt man die Tätigkeit als technischer Kommissar in der vom DMSB verantworteten laxen Art fort, öffnet man einem lockeren Verhalten gegenüber dem Reglement bis hin zu betrügerischen Absichten Tür und Tor», ist er sich nach jahrzehntelanger Erfahrung sicher. «Dem habe ich mit meinem Team in den letzten Jahren gemeinschaftlich und eigenverantwortlich mit Erfolg positiv entgegen wirken können. Wir dürfen behaupten, hier immer eine entsprechende Fairness und seriöse, vertrauliche Verantwortung praktiziert zu haben. Dies ist nun anhand der angeordneten Praktiken durch den DMSB bzw. seinem Management für mich nicht mehr wie gewohnt möglich.»

«Ich bin mir sicher», erklärt Braun abschliessend, «dass mein Team und ich im Fahrerlager Respekt geniessen. Auch seitens des Veranstalters und der Importeure. Das Vertrauen und der Respekt, den wir von den Aktiven erfahren durften, sind seitens des DMSB uns Ehrenamtlichen gegenüber nicht mehr gegeben.»

«Meine bisherige Tätigkeit beim DMSB als Chief Technical Steward kündige ich daher mit sofortiger Wirkung und stelle dieses Amt ab sofort zur Verfügung», stellt Braun fest. «Die gemachten Absprachen sind durch den DMSB erheblich verletzt worden. Ich sehe mich ausser Stande, so meine Aufgabe verantwortungsvoll und neutral durchzuführen. Dies ist mit meiner persönlichen und seriösen Einstellung zu einem fairen Sport nicht mehr in Einklang zu bringen und mit diesen vorgegebenen Mitteln durch den DMSB und den Unstimmigkeiten nicht mehr zu realisieren.»

Neben allem Ärger ist Braun auch die Wehmut anzumerken, die diese Entscheidung in sich birgt. Denn nach einer mehr als 25-jährigen Tätigkeit im Motorsport, und das als Ehrenamtlicher, mit vielen Begegnungen, geschlossenen Freundschaften und spannendem Sport, geht man nicht leichtfertig. «Ich möchte meinen Wegbegleitern, den Fahrern und Teams und meinen Kollegen meinen Dank aussprechen», so Braun. «Ich wünsche ihnen auch für die Zukunft eine gesunde, gute und stressfreie Zeit, mit viel Spass und Freude. Wenn wie bei mir die Freude und der Spass dem Stress unterliegen, wird es für mich leider Zeit, einen Schlussstrich unter das Thema Technical Chief Stewart zu ziehen.»

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