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KTM 1490 SMT: der Leistungskrieg eskaliert

Von Bernhard M. Höhne
Ducati sahnt mit dem Eilreise-Beamer Multistrada V4RS sagenhafte 36.490 Euro ab, da ist die BMW M1000XR mit 25.900 Euro günstig. Und KTM sieht händeringend zu, weil ein solches Spitzenmodell fehlt.

Bei den Reiseenduros und sportlichen Crossover-Bikes ist der Leistungskrieg ausgebrochen. So zumindest scheint es seit einiger Zeit. Hatte Ducati mit der Einführung der Multistrada V4 bereits von den in dieser Klasse gewiss nicht schmächtigen 160 PS der 1260 Multistrada auf nun 170 PS merklich aufgestockt und dies auch bei der Pikes Peak-Version beibehalten, setzen die Italiener nun mit den 180 Pferdestärken der Multistrada V4 RS noch eins drauf. Übertrumpft wurden sie flugs von BMW mit aberwitzig klingenden 201 PS der M1000XR.

Dies sind zunächst Werte, die in dieser Klasse wohl nur am Motorrad-Stammtisch wirklich relevant sind. Sie zeigen aber doch, wie diese vergleichsweise kleine, für die Hersteller aber recht lukrative Nische (siehe Preise der jeweiligen Modelle) zu funktionieren scheint: Auffallen ist da das Gebot der Stunde.

Ducati schafft dies, in dem sie den Antrieb aus der Streetfighter V4 mitsamt Desmodromik nur leicht angepasst in eine Multistrada verbauen und dies mit dem Fahrwerk der Pikes Peak und allerlei edlen Extras verfeinern. BMW schafft es durch die schiere Spitzenleistung seines Shiftcam-Reihenvierzylinders aus dem Superbike S1000RR.

Beiden gemein ist, dass sie echte Ausrufezeichen in den Modellpaletten der Hersteller setzen. Und Ducati und BMW lassen sich diese Ausrufezeichen fürstlich bezahlen: Alles, was geht in diesem Segement kostet bei Ducati ab 36.490 Euro, bei BMW kommt man ab 25.900 Euro wesentlich günstiger weg.

Offenbar möchte da KTM künftig nicht mehr hilflos zuschauen, die die Konkurrenz Kasse macht und arbeitet an einer passenden Antwort auf Basis der künftigen 1390 Super Adventure. Dies legen erste Fotos von Prototypen nahe, die auf den ersten Blick eine modifizierte 1290 Super Adventure zeigen.

Doch wie tief die Modifikationen wirklich gehen, zeigt sich bei näherem Hinsehen: Da wäre zum einen das komplett neu entwickelte Fahrwerk, welches das Erprobungsbike spazieren fährt: Auffällig ist dabei zunächst das 17 Zoll-Vorderrad, wie es auch die Konkurrentinnen aus Bologna und München einsetzen.

Dieses steckt in einer offenbar neu entwickelten Gabel. Wobei nicht klar erkennbar ist, ob diese Teil eines semi-aktiven Fahrwerks ist wie in der derzeitigen 1290 Super Adventure S. Ein früher gesichteter Aggregateträger des hier gezeigten Modells wurde allerdings mit manuell einstellbaren Federelementen gesichtet, weshalb wir hier ebenso von deren Einsatz ausgehen.

Die Scheibe des Prototyps übernimmt dieser noch von der derzeitigen 1290 Super Adventure S, in der späteren Serie dürfte der Windschutz weitaus spärlicher ausfallen. In der Seitenansicht sticht vor allem eine neue Auspuffanlage samt neuem Sammler ins Auge, die sich optisch an die 1390 Super Duke anlehnt. Um den Sammler unterzubringen, kommt auch eine neue Schwinge zum Einsatz, die in einer Bananenform über eben jenen Sammler verläuft. Dies zieht zudem einen geänderten Hauptrahmen nach sich, um die Aufnahmepunkte der Schwinge im Rahmen entsprechend anzupassen.

Mit diesen Maßnahmen differenziert sich die SMT, so die mögliche Bezeichnung analog zur ihrer kleinen Schwester 890 SMT, gleichzeitig von der auf 2025 erwarteten 1390 Super Adventure, die Fahrwerk und Rahmen von der aktuellen 1290 Super Adventure weitestgehend übernimmt.

Die Rückansicht der SMT wird optisch von einem Heckrahmen dominiert, der an die Super Duke RR angelehnt ist und einige Kilos sparen dürfte. Damit wirkt das gesamte Motorrad kompakter, trotzdem wird nicht auf Kofferaufnahmen verzichtet. Überhaupt fallen mehrere Leichtbaumaßnahmen ins Auge: Der vordere Korflügel des Prototyps ist aus Karbon hergestellt, die grazilen Felgen sind aus der Super Duke R übernommen und dürften weiter Gewicht einsparen.

Im vorderen Bereich fällt zudem auf, dass die Verkleidung nach unten deutlich knapper ausfällt als bei der derzeitigen 1290 und künftigen 1390 Super Adventure. Dies soll möglicherweise den sportlicheren Charakter noch unterstreichen und wurde von KTM bei der kleinen Schwester 890 SMT bereits so umgesetzt. Dort ging dies allerdings gleichzeitig mit einem reduzierten Tankinhalt einher, was bei diesem Prototypen aber zunächst nicht erkennbar ist. Verzögert wird er von Brembo Stylema-Monoblocks.

Das größte Fragezeichen und Raum für reichlich Spekulation ist der V2-Motor. Im direkten Vergleich mit der für 2025 erwarteten 1390 Super Adventure ist im Motorumfeld, zusätzlich zur neuen Abgasanlage, auch erkennbar, dass die Krümmer einen etwas größeren Umfang aufweisen und auch die Krümmerführung selbst überarbeitet wurde. Stark anzunehmen, dass auch die Cam-Shift genannte variable Ventilsteuerung verwendet wird, auch wenn das äusserlich nicht erkennbar ist.

Auch ein nochmaliger Hubraumzuwachs ist nicht auszuschließen. Mit 110 x 71 mm Bohrung x Hub ist das Limit für weitere Hubraumerhöhung durch einfaches Aufbohren grundsätzlich nicht erreicht, wie Ducati unter anderem mit einer gigantischen Bohrung von 116 mm an der Hypermotard 698 Mono demonstriert, wobei dieser Einzylindermotor noch nicht einmal eine Doppelzündung aufweist.

Für ausreichend Vortrieb dürfte KTM in jedem Fall sorgen. Zwar sind besonders Drehmoment, aber auch die Nennleistung zum jetzigen Zeitpunkt noch Spekulation, doch die 190 PS der 1390 Super Duke könnten ein ebenso guter Indikator sein wie die 180 bzw. 201 PS der beiden erwähnten Hauptkonkurrentinnen. Wir erwarten jedenfalls, dass die 170 PS der kommenden 1390 Super Adventure nochmals klar übertroffen werden.

Das Gleiche dürfte jedoch für den Preis gelten. Die 21.000 Euro Preisdifferenz zwischen der günstigsten Ducati Multistrada V4 und der V4 RS dürfte die KTM zwar nicht erreichen, doch zum Discountpreis werden die Mattighofener ihr künftiges Spitzenmodell im Segment der Eilreisemaschinen sicher nicht hergeben.

Etwas günstiger, wenn auch ebenfalls bei weitem kein Schnäppchen, dürfte hingegen ein weiteres Super Adventure-Modell werden, dann auf Basis des modifizierten Chassis der SMT. Auch von diesem konnten wir bereits zwei Prototypen ablichten. Auf den Fotos erkennbar ist zuallererst das neue Fahrwerk mit der neuen Schwinge aus der SMT-Variante. Auch Teile der Auspuffanlage dieser scheinen hier übernommen zu werden, was auch auf die Übernahme der Motor-Modifikationen hindeutet.

Optisch fällt zunächst die große Scheibe ins Auge. Die Bremsen an den beiden gezeigten Erprobungsbikes sind identisch zu jenen der derzeitigen 1290 Super Adventure S, ebenso die Vorderradgabel, also semi-aktiv. Das hintere Federbein ist nicht klar zu erkennen. Auch noch nicht klar ist der genaue Name des Modells (1490 Super Adventure scheint möglich) und die Einordnung im KTM-Modellprogramm. Nahe liegt eine Positionierung als besonders luxuriöses Reisemotorrad mit üppiger Spitzenleistung, besonders effektivem Windschutz und allen denkbar möglichen Ausstattungsfeatures.

Mit der Einführung beider Modelle, also 1490 SMT ebenso wie 1490 Super Adventure (sollten sie denn so heißen), ist nicht vor Anfang 2026 zu rechnen, also rund ein Jahr nach der Vorstellung der 1390 Super Adventure. Beide, also 1390 und 1490, werden infolgedessen einige Zeit parallel verkauft werden.

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