Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Husqvarna 701 Supermoto: Der Stachel im Fleisch

Von Bernhard M. Höhne
Seit Jahren ist der KTM LC4 mit 75 PS der stärkste Einzylindermotor auf dem Markt. Sorry, war. Ducati kündigt mit dem Superquadro Mono 77,5 PS an. Ein schmerzhafter Stachel im Fleisch von KTM.

Ende der 1980er-Jahre schwappten sie aus dem französischen Raum über den Rest des europäischen Motorradmarktes: Supermotos. Entstanden ursprünglich aus von Privatiers modifizierten Motocross-Bikes, sprangen bald auch die Hersteller auf den Zug auf und so hatten bis Anfang der 2000er bald zahlreiche Hersteller eigene Modelle im Angebot. Selbst die damals noch eher bieder aufgestellten Bayern von BMW hatten zwei solche Motorräder im Angebot.

Inzwischen sind es vor allem die Österreicher der Pierer Mobility Gruppe, die die Fahne auf dem Supermoto-Markt hochhalten, das allerdings äußerst erfolgreich: So zählen die KTM 690 SMC und ihre beiden Schwestermodelle Husqvarna 701 Supermoto und GASGAS SM 700 zu den erfolgreichsten Supermoto-Maschinen im deutschen Sprachraum.

So erfolgreich, dass Ducati ab diesem Jahr mit der Hypermotard 698 Mono ein größeres Stück dieses Marktes erobern will. Um dieses Ziel zu erreichen, entwickelte Ducati eigens einen Hochleistungs-Einzylindermotor namens Superquadro Mono – und kündigt im Datenblatt 2,5 PS mehr an als KTM. Zuvor war der mit einem V2 motorisierten, schweren und auch weitaus teureren Ducati Hypermotard 950 kein durchschlagender Erfolg gelungen.

Voraussichtlich zur Saison 2026 folgt die Antwort der Mattighofener. Vermultich nach kurz nacheinander werden die runderneuerte KTM 690 SMC, die GasGas SM 700 und die hier gezeigte Husqvarna 701 Supermoto präsentiert. Allen gemein wird ein tiefgreifend überarbeiteter Motor sein: Das auch künftig als LC4 firmierende Triebwerk wird nicht nur sanft modifiziert, sondern nahezu alles am Motor und in dessen Umfeld scheint von Grund auf neu entwickelt.

So hat schon der Motorblock selbst nur noch wenig mit der aktuell verbauten Ausführung zu tun. Auch lassen sich Neuerungen am Kühlsystem finden, und ebenso im Bereich der Lichtmaschine scheint es tiefgreifende Änderungen zu geben, dazu scheinen Kupplung und Getriebe überarbeitet. Kurzum: Es bleibt kaum ein Stein auf dem anderen. Da wirken die sanft angepasste Krümmerführung weg vom ebenfalls überarbeiteten Zylinder nur noch folgerichtig.

Das Gros an Weiterentwicklungen dürfte vor allem auf weiter verbesserte Laufruhe (bereits der derzeitige Antrieb wartet mit zwei Ausgleichswellen auf) abzielen, mehr Leistung und Anpassungen beim Hubraum kann man aber ebenso erwarten.

Das Ziel dürfte sein, die Krone des stärksten Einzylinders am Markt aus Bologna zurück nach Mattighofen zu holen. Knapp unter 80 PS Spitzenleistung dürften es letztlich also werden.

Der Antrieb sitzt im bereits bewährten Chrom-Molybdän-Rahmen, der offenbar nur wenig modifiziert wird. Auch beim Fahrwerk greift man auf Bewährtes zurück: Vorderradgabel und Schwinge sind äußerlich nahezu unverändert, ebenso die Brembo Vierkolben-Radialbremsen. Einzig eine leicht geänderte Fahrwerksgeometrie darf erwartet werden.

Optisch bleibt Haus- und Hofdesigner Kiska dem bewährten Rezept treu, das Design der drei Schwestermodelle wird sich aber künftig deutlicher unterscheiden. So sieht man vor allem an der hier gezeigten Husqvarna 701 Supermoto ein homogeneres Design als bislang, das sich durch eigenes Verkleidungsdesign, eine eigens gezeichnete Lampenmaske (endlich mit Voll-LED-Beleuchtung) und eigenständige Details wie Spiegel, Blinker und Rücklicht von den Schwestern abheben will.

Anscheinend wird zumindest die Husqvarna künftig auch endlich mit einem TFT-Display aufwarten können. Ein früher erwischter Prototyp der künftigen KTM 690 SMC hatte noch die bisherigen LCD-Instrumente montiert. Möglich ist aber auch, dass dies seinerzeit dem früheren Entwicklungsstand geschuldet war.

In der späteren Serie sicher nicht zum Einsatz kommt das auf einigen Bildern montierten Topcase. Dabei handelt es sich lediglich um ein Provisorium, um Messgeräte auf den Testfahrten des Erpobungsbikes sicher verstauen zu können.

Unklar ist derzeit noch, wo die Pierer Mobility Gruppe ihre künftigen LC4-Modelle fertigen lassen wird. Derzeit werden sie noch allesamt am Stammsitz in Mattighofen gebaut, doch im Rahmen angekündigter Sparmaßnahmen und um die ohnehin schon hohen Produktionskosten des aufwändig konstruierten Einzylinders zu drücken, erwarten wir eine Verlagerung der Produktion nach Asien.

Die Herstellung bei Partner und Anteilseigner Bajaj in Pune läge dabei wohl am nächsten, denn dort wird nach Jahren der Gerüchte ab 2026 auch eine kleine Supermoto auf Basis der 390 Duke gefertigt, die wohl auch als GASGAS auf den Markt kommt. Damit dürfte sich die Pierer-Markengruppe wohl künftig ein noch größeres Stück des Supermoto-Marktes abschneiden.

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