Im MotoGP-Sprint in Jerez krachte es ständig

Superquadro Mono: Ducati zieht alle Register

Von Rolf Lüthi
Mit dem Superquadro Mono will Ducati die Benchmark der Einzylinder-Serienmotoren setzen. Die angekündigten technischen Daten und aufwändigen mechanischen Lösungen sind in der Tat beeindruckend.

Für SPEEDWEEK-Leser ist es keine Neuigkeit, dass Ducati einen Einzylindermotor für den Strasseneinsatz entwickelt, nicht zu verwechseln mit den Einzylindermotoren für Motocross und Hardenduro, die sich aktuell ebenfalls in Entwicklung befinden.

Der Superquadro Mono genannte Motor ist vom Zweizylinder der 1299 Panigale abgeleitet, von dem der Kolben mit 116 mm Bohrung, der Brennraum, die Titan-Einlassventile mit 46,8 mm Durchmesser, die Stahl-Auslassventile mit 38,2 mm Durchmesser und die desmodromische Ventilsteuerung übernommen werden.

Mit einem extrem kurzen Hub von 62,4 mm hat der Superquadro Mono ein Bohrung-Hub-Verhältnis von 1,86: Der bisher extremste Wert eines Einzylinder-Motors für die Straße. Schnellrechner wissen somit: Der Hubraum des Motors mit vertikal angeordnetem Zylinder beträgt 659 ccm.

Der Name Superquadro leitet sich von dem extremen Verhältnis zwischen Bohrung und Hub von 1,86 ab, das es dank des sehr kurzen Hubs ermöglicht, die für Rennmotoren typischen Drehzahlen zu erreichen. Die riesige Bohrung von 116 mm ermöglicht die Verwendung von vier Ventilen mit großem Durchmesser, was der Leistung zugute kommt, die jedoch ohne die Desmodromik nicht möglich wäre. Dieses System, das Ducati auch bei den MotoGP-Motorrädern einsetzt, ermöglicht es, die von Ventilfedern auferlegten Grenzen zu überwinden und die Ventile extrem schnell zu öffnen und zu schliessen.

Der Kolben mit 116 mm Bohrung stellt einen absoluten Rekord für einen Serien-Einzylinder dar. Er stammt aus dem Rennsport und zeichnet sich durch ein «Box in Box»-Layout aus. Dieses Konzept kommt auch bei den Kolben der Panigale V4 R zum Einsatz. Es kombiniert Steifigkeit und Widerstandsfähigkeit, indem Druckflächen reduziert werden, was die interne Reibung verringert. Aus dem gleichen Grund ist der Kolbenbolzen mit der Oberflächenbeschichtung Diamond Like Carbon (DLC) versehen. Dieses Behandlungsverfahren kommt auch bei den Panigale V4 R-Motoren zum Einsatz. Das Verdichtungsverhältnis beträgt 13,1:1.

Wie beim MotoGP-Motor der Desmosedici sind auch die Kipphebel des Desmodromik-Systems mit einer DLC-Oberflächenbeschichtung versehen, um die Reibung zu verringern und die Ermüdungsfestigkeit zu erhöhen. Der Antrieb der beiden Nockenwellen erfolgt über ein geräuscharmes Zahnrad-/Kettensystem.

Die Kraftstoffzufuhr erfolgt über eine einzige ovale Drosselklappe mit einem äquivalenten Durchmesser von 62 mm, die von einem Ride-by-Wire-System gesteuert wird. Das System arbeitet mit drei verschiedenen Power Modes (High, Medium, Low), um die Leistung des Motors an verschiedene Fahrsituationen anzupassen.

Das Kurbelgehäuse aus Druckguss integriert den Wassermantel um die Zylinderlaufbuchse, aus beschichtetem Aluminium. Aufgrund der dünnen Wände ergeben sich Vorteile in Bezug auf Gewicht und Kühlung. Diese Lösung ermöglicht es auch, den Zylinderkopf direkt am Kurbelgehäuse zu befestigen, wodurch ein wesentlich kompakterer Motor bei gleicher Steifigkeit erreicht wird. Ventildeckel, Kupplungs- und Lichtmaschinendeckel sind aus einer Magnesium-Legierung gegossen.

Die Kurbelwelle ist asymmetrisch und auf unterschiedlichen grossen Hauptlagern montiert, um das Gewicht zu reduzieren. Sie treibt über Zahnräder zwei Ausgleichswellen an, vor und hinter der Kurbelwelle angebracht und auf Kugellagern im Kurbelgehäuse gelagert. Die beiden Ausgleichswellen gleichen die Trägheitskräfte erster Ordnung vollständig aus. Der Motor kann darum sehr hoch gedreht werden bei einem Vibrations-Niveau, das mit dem eines 90°-V2 vergleichbar ist.

Die Ausgleichswellen treiben ihrerseits die Wasser- und die beiden Ölpumpen der Semi-Trockensumpfschmierung an. Eine Öl-Förderpumpe gewährleistet die Schmierung des Motors. Die zweite ölpumpe befindet sich im Pleuelraum und pumpt Öl aus dem Kurbelgehäuse, aus den Seitenräumen der Lichtmaschine und dem Kupplungsdeckel ab, um die Reibungsverluste des Motorenöls mit den beweglichen Teilen zu verringern. Diese Pumpe bewirkt zusammen mit einem Ventil in der Motorenentlüftung für einen Unterdruck im Kurbelwellenraum, was Pumpverluste durch bewegliche Teile (vor allem des grossen Kolbens) verringert und eine wirksame Rückgewinnung des Schmieröls gewährleistet. Dieses System kommt bei vielen Rennmotoren zum Einsatz.

Dank dieser Lösungen liefert der Superquadro Mono 77,5 PS bei 9.750/min und kann bis 10.250/min gedreht werden - Werte, die noch nie zuvor von einem Serien-Einzylinder erreicht wurden. Das Drehmoment, dessen Höchstwert 63 Nm bei 8.000/min beträgt, kann besonders gleichmäßig abgerufen werden. Das führt zu einer linearen und gut nutzbaren Leistungsabgabe. Dabei werden die Grenzwerte der Abgasnorm Euro 5+ eingehalten.

In der Racing-Konfiguration mit Termignoni-Auspuff erreicht der Superquadro Mono die fast schon unglaubliche Spitzenleistung von 84,5 PS bei 9.500/min. Ducati bietet auch Tuning in die andere Richtung an, nämlich eine leistungsreduzierte Version auf 48 PS, damit Motorräder mit diesem Motor auch mit dem Führerschein A2 gefahren werden können.

Die Kraftübertragung erfolgt über ein Sechsgang-Getriebe mit Racing-Übersetzung. Die Abstufung des Getriebes basiert auf den Erfahrungen mit der Panigale V4. Der erste Gang ist lang übersetzt, um in langsamen Kurven die maximale Beschleunigung ausnutzen zu können.

Das Getriebe kann mit Ducati Quick Shift (DQS) Up&Down ausgestattet werden. Bei dieser Anwendung stützt sich das DQS auf einen magnetischen Hall-Effekt-Sensor und nicht auf einen Drucksensor, um die Genauigkeit und Zuverlässigkeit zu verbessern.

Die Ölbad-Kupplung mit Antihopping-Funktion ist versehen mit einer progressiven hydraulischer Verriegelung, die sich durch eine besonders geringe Handkraft auszeichnet. Sie wurde speziell entwickelt, um ein einfaches und intuitives Bremsverhalten zu erreichen, mit maximaler Dosierbarkeit beim Lösen und bei der Steuerung der Motorbremse, um das Driften in die Kurven zu erleichtern.

Angesichts der Leistungsdaten und der aufwändigen technischen Lösungen beeindrucken die Wartungsintervalle für Ölwechsel und Ventilspielkontrolle – 15.000 und 30.000 km -zusätzlich 15.000.

Der Superquadro Mono wird das Motorrad antreiben, das Ducati am Donnerstag, dem 2. November um 16:00 Uhr auf Ducati.com und auf dem YouTube-Kanal von Ducati präsentieren wird. Es dürfte sich um eine Strassenmaschine im Supermoto-Stil handeln, welche die KTM 690 SMC R und ihre Markenschwestern Husqvarna 701 Supermoto und GASGAS SM 700 konkurrenzieren soll. Und es ist klar, dass dieser Motor später in weiteren Modellen verbaut wird.

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